Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 2. Leipzig, 1846.

Bild:
<< vorherige Seite

in Verlegenheit gesetzt zu werden, "das ist so Brauch in unserm Geschäftsleben, es läßt uns wenig Zeit für andre, Dinge und für andre Menschen." Dann fragte er die Magd wieder: "Ist meine Schwester in ihrem Zimmer oder unten?"

"Sie wird Besuch haben," antwortete die Magd, "und sagte mir, ich solle sie nicht unnöthiger Weise rufen."

Jaromir lachte, diese Art und Weise Jemand zu empfangen, der einen Besuch machen will, kam ihm sehr spashaft vor, Georg aber fuhr hitzig auf: "So werde ich wohl selbst Pauline fragen müssen, ob es ihr gefallen wird, meine Anordnungen für nöthig oder unnöthig zu halten."

Kaum hatte er dies ganz ausgesprochen, als Pauline an Elisabeths Arm die Treppe herab kam. Die Mädchen waren im Begriff, in die Gartenlaube zu gehen. Man ward einander vorgestellt, und ging dann gemeinschaftlich in den Garten und nahm da in der Laube Platz. Nach wenig Augenblicken entfernte sich Georg.

Elisabeth und Pauline erzählten Jaromir wechselsweise, wie sie zusammen erzogen und Freundinnen geworden wären und sich nun unbeschreiblich glücklich fühlten, gerade in dieser Einsamkeit einander so nahe zu sein. Jaromir hörte mit Vergnügen zu und warf manchen innigen Blick auf Elisabeths leuchtende Augen.

in Verlegenheit gesetzt zu werden, „das ist so Brauch in unserm Geschäftsleben, es läßt uns wenig Zeit für andre, Dinge und für andre Menschen.“ Dann fragte er die Magd wieder: „Ist meine Schwester in ihrem Zimmer oder unten?“

„Sie wird Besuch haben,“ antwortete die Magd, „und sagte mir, ich solle sie nicht unnöthiger Weise rufen.“

Jaromir lachte, diese Art und Weise Jemand zu empfangen, der einen Besuch machen will, kam ihm sehr spashaft vor, Georg aber fuhr hitzig auf: „So werde ich wohl selbst Pauline fragen müssen, ob es ihr gefallen wird, meine Anordnungen für nöthig oder unnöthig zu halten.“

Kaum hatte er dies ganz ausgesprochen, als Pauline an Elisabeths Arm die Treppe herab kam. Die Mädchen waren im Begriff, in die Gartenlaube zu gehen. Man ward einander vorgestellt, und ging dann gemeinschaftlich in den Garten und nahm da in der Laube Platz. Nach wenig Augenblicken entfernte sich Georg.

Elisabeth und Pauline erzählten Jaromir wechselsweise, wie sie zusammen erzogen und Freundinnen geworden wären und sich nun unbeschreiblich glücklich fühlten, gerade in dieser Einsamkeit einander so nahe zu sein. Jaromir hörte mit Vergnügen zu und warf manchen innigen Blick auf Elisabeths leuchtende Augen.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0117" n="111"/>
in Verlegenheit gesetzt zu werden, &#x201E;das ist so Brauch in unserm Geschäftsleben, es läßt uns wenig Zeit für andre, Dinge und für andre Menschen.&#x201C; Dann fragte er die Magd wieder: &#x201E;Ist meine Schwester in ihrem Zimmer oder unten?&#x201C;</p>
        <p>&#x201E;Sie wird Besuch haben,&#x201C; antwortete die Magd, &#x201E;und sagte mir, ich solle sie nicht unnöthiger Weise rufen.&#x201C;</p>
        <p>Jaromir lachte, diese Art und Weise Jemand zu empfangen, der einen Besuch machen will, kam ihm sehr spashaft vor, Georg aber fuhr hitzig auf: &#x201E;So werde ich wohl selbst Pauline fragen müssen, ob es ihr gefallen wird, meine Anordnungen für nöthig oder unnöthig zu halten.&#x201C;</p>
        <p>Kaum hatte er dies ganz ausgesprochen, als Pauline an Elisabeths Arm die Treppe herab kam. Die Mädchen waren im Begriff, in die Gartenlaube zu gehen. Man ward einander vorgestellt, und ging dann gemeinschaftlich in den Garten und nahm da in der Laube Platz. Nach wenig Augenblicken entfernte sich Georg.</p>
        <p>Elisabeth und Pauline erzählten Jaromir wechselsweise, wie sie zusammen erzogen und Freundinnen geworden wären und sich nun unbeschreiblich glücklich fühlten, gerade in dieser Einsamkeit einander so nahe zu sein. Jaromir hörte mit Vergnügen zu und warf manchen innigen Blick auf Elisabeths leuchtende Augen.</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[111/0117] in Verlegenheit gesetzt zu werden, „das ist so Brauch in unserm Geschäftsleben, es läßt uns wenig Zeit für andre, Dinge und für andre Menschen.“ Dann fragte er die Magd wieder: „Ist meine Schwester in ihrem Zimmer oder unten?“ „Sie wird Besuch haben,“ antwortete die Magd, „und sagte mir, ich solle sie nicht unnöthiger Weise rufen.“ Jaromir lachte, diese Art und Weise Jemand zu empfangen, der einen Besuch machen will, kam ihm sehr spashaft vor, Georg aber fuhr hitzig auf: „So werde ich wohl selbst Pauline fragen müssen, ob es ihr gefallen wird, meine Anordnungen für nöthig oder unnöthig zu halten.“ Kaum hatte er dies ganz ausgesprochen, als Pauline an Elisabeths Arm die Treppe herab kam. Die Mädchen waren im Begriff, in die Gartenlaube zu gehen. Man ward einander vorgestellt, und ging dann gemeinschaftlich in den Garten und nahm da in der Laube Platz. Nach wenig Augenblicken entfernte sich Georg. Elisabeth und Pauline erzählten Jaromir wechselsweise, wie sie zusammen erzogen und Freundinnen geworden wären und sich nun unbeschreiblich glücklich fühlten, gerade in dieser Einsamkeit einander so nahe zu sein. Jaromir hörte mit Vergnügen zu und warf manchen innigen Blick auf Elisabeths leuchtende Augen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Repository TextGrid: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-08-23T11:52:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Christoph Leijser, Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-23T11:52:15Z)
HATHI TRUST Digital Library: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-08-23T11:52:15Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert
  • langes s (ſ): als s transkribiert
  • rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/otto_schloss02_1846
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/otto_schloss02_1846/117
Zitationshilfe: Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 2. Leipzig, 1846, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_schloss02_1846/117>, abgerufen am 14.05.2024.