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Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 2. Leipzig, 1846.

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"Komm aber nächste Mittwoch mit mir hin, wir wollen sehen, was sich thun läßt."

Franz hatte für diesen Abend Wilhelm und einige der vertrauteren Freunde auf das, was er unterdeß erfahren, vorbereitet, und August war dann aufgefordert worden, sein Geständniß noch ein Mal zu wiederholen. Er hatte es gethan, Alle waren nun wüthend auf Anton geworden -- dieser aber hatte mir ruhiger Miene August's Aussage bestätigt, aber es Allen zugeschworen, daß er Stiefel wirklich für einen Menschenfreund gehalten, der ihr Bestes wolle, daß er ihm auch in diesem Vertrauen Thalheims Buch gegeben habe, daß ihm aber mit August zugleich die Augen aufgegangen wären, als man eine Schlechtigkeit von ihnen verlangt habe, und er auch, nachdem er Stiefel noch tüchtig die Wahrheit gesagt, die Schänke verlassen habe. Er suchte sich aus Allem herauszureden und man konnte ihn nur dafür bestrafen, daß er Branntwein getrunken habe, und unterwarf sich auch reumüthig der üblichen Strafe. August versprach man erst dann in den Verein aufzunehmen, wenn er einige Wochen lang dem Spiel und Branntwein entsagt und sich überhaupt ordentlich aufgeführt habe. Diese Probe hatte er bestanden und er ward nunmehr gern unter ihnen gesehen. Um dem Herrn Stiefel näher auf die Spur zu kommen, hatten sich an mehrern Sonntagen Franz oder Wilhelm mit August oder Anton selbst zur

„Komm aber nächste Mittwoch mit mir hin, wir wollen sehen, was sich thun läßt.“

Franz hatte für diesen Abend Wilhelm und einige der vertrauteren Freunde auf das, was er unterdeß erfahren, vorbereitet, und August war dann aufgefordert worden, sein Geständniß noch ein Mal zu wiederholen. Er hatte es gethan, Alle waren nun wüthend auf Anton geworden — dieser aber hatte mir ruhiger Miene August’s Aussage bestätigt, aber es Allen zugeschworen, daß er Stiefel wirklich für einen Menschenfreund gehalten, der ihr Bestes wolle, daß er ihm auch in diesem Vertrauen Thalheims Buch gegeben habe, daß ihm aber mit August zugleich die Augen aufgegangen wären, als man eine Schlechtigkeit von ihnen verlangt habe, und er auch, nachdem er Stiefel noch tüchtig die Wahrheit gesagt, die Schänke verlassen habe. Er suchte sich aus Allem herauszureden und man konnte ihn nur dafür bestrafen, daß er Branntwein getrunken habe, und unterwarf sich auch reumüthig der üblichen Strafe. August versprach man erst dann in den Verein aufzunehmen, wenn er einige Wochen lang dem Spiel und Branntwein entsagt und sich überhaupt ordentlich aufgeführt habe. Diese Probe hatte er bestanden und er ward nunmehr gern unter ihnen gesehen. Um dem Herrn Stiefel näher auf die Spur zu kommen, hatten sich an mehrern Sonntagen Franz oder Wilhelm mit August oder Anton selbst zur

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[13/0019] „Komm aber nächste Mittwoch mit mir hin, wir wollen sehen, was sich thun läßt.“ Franz hatte für diesen Abend Wilhelm und einige der vertrauteren Freunde auf das, was er unterdeß erfahren, vorbereitet, und August war dann aufgefordert worden, sein Geständniß noch ein Mal zu wiederholen. Er hatte es gethan, Alle waren nun wüthend auf Anton geworden — dieser aber hatte mir ruhiger Miene August’s Aussage bestätigt, aber es Allen zugeschworen, daß er Stiefel wirklich für einen Menschenfreund gehalten, der ihr Bestes wolle, daß er ihm auch in diesem Vertrauen Thalheims Buch gegeben habe, daß ihm aber mit August zugleich die Augen aufgegangen wären, als man eine Schlechtigkeit von ihnen verlangt habe, und er auch, nachdem er Stiefel noch tüchtig die Wahrheit gesagt, die Schänke verlassen habe. Er suchte sich aus Allem herauszureden und man konnte ihn nur dafür bestrafen, daß er Branntwein getrunken habe, und unterwarf sich auch reumüthig der üblichen Strafe. August versprach man erst dann in den Verein aufzunehmen, wenn er einige Wochen lang dem Spiel und Branntwein entsagt und sich überhaupt ordentlich aufgeführt habe. Diese Probe hatte er bestanden und er ward nunmehr gern unter ihnen gesehen. Um dem Herrn Stiefel näher auf die Spur zu kommen, hatten sich an mehrern Sonntagen Franz oder Wilhelm mit August oder Anton selbst zur

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Zitationshilfe: Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 2. Leipzig, 1846, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_schloss02_1846/19>, abgerufen am 29.04.2024.