Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 2. Leipzig, 1846.Schänke in der Stadt begeben wo er gewöhnlich sich eingefunden hatte, aber sich niemals wieder sehen ließ. Auch der Wirth, welcher übrigens versicherte, gar Nichts als den Namen von ihm zu wissen, sagte aus, daß er seit jenem Sonntag sich nie wieder eingestellt habe. -- Man sah sich genöthigt, diese Sache auf sich beruhen zu lassen, da alle Bemühungen fruchtlos geblieben waren. -- -- An dem Maiabend, an welchem August sich zu Wilhelm und Franz gesellte, sagte er zu den beiden Freunden: "Ihr könnt Euch darauf verlassen -- Stiefel ist da." "Stiefel -- Du hättest ihn gesehen?" "Saht Ihr nicht auch den Einspänner, der vorhin auf der Straße nach Hohenheim fuhr -- und den langen dürren Mann drinnen? Das war er." "Was kann er nur wollen?" sagte Wilhelm. "Wenn Du Deiner Sache gewiß bist, warum sagst Du es erst jetzt und theiltest es nicht oben Allen mit?" fragte Franz. "Weil ich dem Anton nicht traue," sagte August ernst. "Das ist nicht schön von Dir, Dein ewiges Mißtrauen," versetzte Franz. "Sieh, Du bist gar nicht besser gewesen als er, wir haben Dir Alles vergeben und vergessen, Niemand beargwohnt Dich, und Du allein willst Anton, der wie Du nur getäuscht worden ist und dann auch Schänke in der Stadt begeben wo er gewöhnlich sich eingefunden hatte, aber sich niemals wieder sehen ließ. Auch der Wirth, welcher übrigens versicherte, gar Nichts als den Namen von ihm zu wissen, sagte aus, daß er seit jenem Sonntag sich nie wieder eingestellt habe. — Man sah sich genöthigt, diese Sache auf sich beruhen zu lassen, da alle Bemühungen fruchtlos geblieben waren. — — An dem Maiabend, an welchem August sich zu Wilhelm und Franz gesellte, sagte er zu den beiden Freunden: „Ihr könnt Euch darauf verlassen — Stiefel ist da.“ „Stiefel — Du hättest ihn gesehen?“ „Saht Ihr nicht auch den Einspänner, der vorhin auf der Straße nach Hohenheim fuhr — und den langen dürren Mann drinnen? Das war er.“ „Was kann er nur wollen?“ sagte Wilhelm. „Wenn Du Deiner Sache gewiß bist, warum sagst Du es erst jetzt und theiltest es nicht oben Allen mit?“ fragte Franz. „Weil ich dem Anton nicht traue,“ sagte August ernst. „Das ist nicht schön von Dir, Dein ewiges Mißtrauen,“ versetzte Franz. „Sieh, Du bist gar nicht besser gewesen als er, wir haben Dir Alles vergeben und vergessen, Niemand beargwohnt Dich, und Du allein willst Anton, der wie Du nur getäuscht worden ist und dann auch <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0020" n="14"/> Schänke in der Stadt begeben wo er gewöhnlich sich eingefunden hatte, aber sich niemals wieder sehen ließ. Auch der Wirth, welcher übrigens versicherte, gar Nichts als den Namen von ihm zu wissen, sagte aus, daß er seit jenem Sonntag sich nie wieder eingestellt habe. — Man sah sich genöthigt, diese Sache auf sich beruhen zu lassen, da alle Bemühungen fruchtlos geblieben waren. — —</p> <p>An dem Maiabend, an welchem August sich zu Wilhelm und Franz gesellte, sagte er zu den beiden Freunden:</p> <p>„Ihr könnt Euch darauf verlassen — Stiefel ist da.“</p> <p>„Stiefel — Du hättest ihn gesehen?“</p> <p>„Saht Ihr nicht auch den Einspänner, der vorhin auf der Straße nach Hohenheim fuhr — und den langen dürren Mann drinnen? Das war er.“</p> <p>„Was kann er nur wollen?“ sagte Wilhelm.</p> <p>„Wenn Du Deiner Sache gewiß bist, warum sagst Du es erst jetzt und theiltest es nicht oben Allen mit?“ fragte Franz.</p> <p>„Weil ich dem Anton nicht traue,“ sagte August ernst.</p> <p>„Das ist nicht schön von Dir, Dein ewiges Mißtrauen,“ versetzte Franz. „Sieh, Du bist gar nicht besser gewesen als er, wir haben Dir Alles vergeben und vergessen, Niemand beargwohnt Dich, und Du allein willst Anton, der wie Du nur getäuscht worden ist und dann auch </p> </div> </body> </text> </TEI> [14/0020]
Schänke in der Stadt begeben wo er gewöhnlich sich eingefunden hatte, aber sich niemals wieder sehen ließ. Auch der Wirth, welcher übrigens versicherte, gar Nichts als den Namen von ihm zu wissen, sagte aus, daß er seit jenem Sonntag sich nie wieder eingestellt habe. — Man sah sich genöthigt, diese Sache auf sich beruhen zu lassen, da alle Bemühungen fruchtlos geblieben waren. — —
An dem Maiabend, an welchem August sich zu Wilhelm und Franz gesellte, sagte er zu den beiden Freunden:
„Ihr könnt Euch darauf verlassen — Stiefel ist da.“
„Stiefel — Du hättest ihn gesehen?“
„Saht Ihr nicht auch den Einspänner, der vorhin auf der Straße nach Hohenheim fuhr — und den langen dürren Mann drinnen? Das war er.“
„Was kann er nur wollen?“ sagte Wilhelm.
„Wenn Du Deiner Sache gewiß bist, warum sagst Du es erst jetzt und theiltest es nicht oben Allen mit?“ fragte Franz.
„Weil ich dem Anton nicht traue,“ sagte August ernst.
„Das ist nicht schön von Dir, Dein ewiges Mißtrauen,“ versetzte Franz. „Sieh, Du bist gar nicht besser gewesen als er, wir haben Dir Alles vergeben und vergessen, Niemand beargwohnt Dich, und Du allein willst Anton, der wie Du nur getäuscht worden ist und dann auch
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