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Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 2. Leipzig, 1846.

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richtig bekannt hat, noch verdächtigen. -- Geh', das ist ein häßlicher Zug, den mögte ich nicht bei Dir finden!"

"Weil ich allein den Anton kenne --" murmelte August.

"Lass' das alte Lied!" meinte Wilhelm. "Und wenn nun auch -- Gefahr hat's ja doch nicht, sind wir denn etwa auf unrechten Wegen, daß wir Verräther zu fürchten hätten? Ist denn unser Verein eine geheime und gefährliche Verbindung? Weiß nicht Jedermann darum? Und hat denn nur Herr Felchner das Geringste dagegen einwenden mögen und können? Und ich dächte doch, weiter ginge die Sache Niemandem Etwas an."

"Aber Franz hat wieder ein Buch geschrieben: >Die Rechte des Armen -- den Verzweifelnden gewidmet.< -- Mir ist vor ihm bange," antwortete August, "mir ist als könne daraus noch Unheil für Dich kommen, obwohl ich gerade nicht recht begreife, wie aus einem Buche irgend etwas Gefährliches entstehen könne. Aber mir ist innerlich angst."

"Das lass' Dich nur nicht kümmern," sagte Franz ruhig, "mein Buch enthält Nichts als eine Schilderung von dem Loose der Fabrikarbeiter, wie es Jedermann kennt, der nur irgend einmal aufmerksam in einer Fabrik sich umgesehen hat. Ich habe nicht das Geringste übertrieben, bin nirgends von der Wahrheit abgewichen, habe überhaupt gar Nichts gethan, als einfache Thatsachen geschildert. Aufmerksam sollen die Leute werden auf unsere

richtig bekannt hat, noch verdächtigen. — Geh’, das ist ein häßlicher Zug, den mögte ich nicht bei Dir finden!“

„Weil ich allein den Anton kenne —“ murmelte August.

„Lass’ das alte Lied!“ meinte Wilhelm. „Und wenn nun auch — Gefahr hat’s ja doch nicht, sind wir denn etwa auf unrechten Wegen, daß wir Verräther zu fürchten hätten? Ist denn unser Verein eine geheime und gefährliche Verbindung? Weiß nicht Jedermann darum? Und hat denn nur Herr Felchner das Geringste dagegen einwenden mögen und können? Und ich dächte doch, weiter ginge die Sache Niemandem Etwas an.“

„Aber Franz hat wieder ein Buch geschrieben: ›Die Rechte des Armen — den Verzweifelnden gewidmet.‹ — Mir ist vor ihm bange,“ antwortete August, „mir ist als könne daraus noch Unheil für Dich kommen, obwohl ich gerade nicht recht begreife, wie aus einem Buche irgend etwas Gefährliches entstehen könne. Aber mir ist innerlich angst.“

„Das lass’ Dich nur nicht kümmern,“ sagte Franz ruhig, „mein Buch enthält Nichts als eine Schilderung von dem Loose der Fabrikarbeiter, wie es Jedermann kennt, der nur irgend einmal aufmerksam in einer Fabrik sich umgesehen hat. Ich habe nicht das Geringste übertrieben, bin nirgends von der Wahrheit abgewichen, habe überhaupt gar Nichts gethan, als einfache Thatsachen geschildert. Aufmerksam sollen die Leute werden auf unsere

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[15/0021] richtig bekannt hat, noch verdächtigen. — Geh’, das ist ein häßlicher Zug, den mögte ich nicht bei Dir finden!“ „Weil ich allein den Anton kenne —“ murmelte August. „Lass’ das alte Lied!“ meinte Wilhelm. „Und wenn nun auch — Gefahr hat’s ja doch nicht, sind wir denn etwa auf unrechten Wegen, daß wir Verräther zu fürchten hätten? Ist denn unser Verein eine geheime und gefährliche Verbindung? Weiß nicht Jedermann darum? Und hat denn nur Herr Felchner das Geringste dagegen einwenden mögen und können? Und ich dächte doch, weiter ginge die Sache Niemandem Etwas an.“ „Aber Franz hat wieder ein Buch geschrieben: ›Die Rechte des Armen — den Verzweifelnden gewidmet.‹ — Mir ist vor ihm bange,“ antwortete August, „mir ist als könne daraus noch Unheil für Dich kommen, obwohl ich gerade nicht recht begreife, wie aus einem Buche irgend etwas Gefährliches entstehen könne. Aber mir ist innerlich angst.“ „Das lass’ Dich nur nicht kümmern,“ sagte Franz ruhig, „mein Buch enthält Nichts als eine Schilderung von dem Loose der Fabrikarbeiter, wie es Jedermann kennt, der nur irgend einmal aufmerksam in einer Fabrik sich umgesehen hat. Ich habe nicht das Geringste übertrieben, bin nirgends von der Wahrheit abgewichen, habe überhaupt gar Nichts gethan, als einfache Thatsachen geschildert. Aufmerksam sollen die Leute werden auf unsere

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Zitationshilfe: Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 2. Leipzig, 1846, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_schloss02_1846/21>, abgerufen am 29.04.2024.