Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 2. Leipzig, 1846.empfehlen und bitte meinen guten Willen und meine Freimüthigkeit nicht übel zu deuten; vielleicht untersuchen Sie wenigstens die Sache genauer -- aber was Sie etwa beschließen mögen, so bitte ich nur, alles Aufsehen zu vermeiden, dies könnte nur schaden und Alles verderben." Der Geheimrath empfahl sich. Herr Felchner war wirklich bestürzt, er geleitete ihn bis zur Thüre und sagte artig: "Ich danke für Ihre Bemühungen in meinem Interesse -- eine fernere Antwort behalt' ich mir vor, bis ich selbst Ihnen meinen Besuch abstatten werde." Pauline war während dieser ganzen Scene zugegen gewesen; als das Gespräch auf die arbeitenden Classen gekommen war, hatte sie weiter keinen Theil mehr daran genommen. Sie hatte sich wieder an ihren Stickrahmen gesetzt, sie war so still als möglich gewesen, um ihre Anwesenheit vergessen zu machen. Mit der ängstlichsten Spannung war sie jedem dieser Worte gefolgt, und als Franz Thalheim's Name genannt worden, hatte sie vor innerer Aufregung kaum gewagt zu athmen. Die Beschuldigungen, welche gegen ihn vorgebracht wurden, fielen mit Centnerlast auf ihr Herz -- sie wußte ihn unschuldig, aber sie zitterte für ihn, wenn ihres Vaters Argwohn geweckt werde, und er war geweckt -- sie sah es an seinen Mienen, seinen blitzenden Augen. Sie kannte sein Wesen -- daß er plötzlich dem Geheimrath gegenüber, dem er erst beinah empfehlen und bitte meinen guten Willen und meine Freimüthigkeit nicht übel zu deuten; vielleicht untersuchen Sie wenigstens die Sache genauer — aber was Sie etwa beschließen mögen, so bitte ich nur, alles Aufsehen zu vermeiden, dies könnte nur schaden und Alles verderben.“ Der Geheimrath empfahl sich. Herr Felchner war wirklich bestürzt, er geleitete ihn bis zur Thüre und sagte artig: „Ich danke für Ihre Bemühungen in meinem Interesse — eine fernere Antwort behalt’ ich mir vor, bis ich selbst Ihnen meinen Besuch abstatten werde.“ Pauline war während dieser ganzen Scene zugegen gewesen; als das Gespräch auf die arbeitenden Classen gekommen war, hatte sie weiter keinen Theil mehr daran genommen. Sie hatte sich wieder an ihren Stickrahmen gesetzt, sie war so still als möglich gewesen, um ihre Anwesenheit vergessen zu machen. Mit der ängstlichsten Spannung war sie jedem dieser Worte gefolgt, und als Franz Thalheim’s Name genannt worden, hatte sie vor innerer Aufregung kaum gewagt zu athmen. Die Beschuldigungen, welche gegen ihn vorgebracht wurden, fielen mit Centnerlast auf ihr Herz — sie wußte ihn unschuldig, aber sie zitterte für ihn, wenn ihres Vaters Argwohn geweckt werde, und er war geweckt — sie sah es an seinen Mienen, seinen blitzenden Augen. Sie kannte sein Wesen — daß er plötzlich dem Geheimrath gegenüber, dem er erst beinah <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0215" n="209"/> empfehlen und bitte meinen guten Willen und meine Freimüthigkeit nicht übel zu deuten; vielleicht untersuchen Sie wenigstens die Sache genauer — aber was Sie etwa beschließen mögen, so bitte ich nur, alles Aufsehen zu vermeiden, dies könnte nur schaden und Alles verderben.“</p> <p>Der Geheimrath empfahl sich. Herr Felchner war wirklich bestürzt, er geleitete ihn bis zur Thüre und sagte artig: „Ich danke für Ihre Bemühungen in meinem Interesse — eine fernere Antwort behalt’ ich mir vor, bis ich selbst Ihnen meinen Besuch abstatten werde.“</p> <p>Pauline war während dieser ganzen Scene zugegen gewesen; als das Gespräch auf die arbeitenden Classen gekommen war, hatte sie weiter keinen Theil mehr daran genommen. Sie hatte sich wieder an ihren Stickrahmen gesetzt, sie war so still als möglich gewesen, um ihre Anwesenheit vergessen zu machen. Mit der ängstlichsten Spannung war sie jedem dieser Worte gefolgt, und als Franz Thalheim’s Name genannt worden, hatte sie vor innerer Aufregung kaum gewagt zu athmen. Die Beschuldigungen, welche gegen ihn vorgebracht wurden, fielen mit Centnerlast auf ihr Herz — sie wußte ihn unschuldig, aber sie zitterte für ihn, wenn ihres Vaters Argwohn geweckt werde, und er war geweckt — sie sah es an seinen Mienen, seinen blitzenden Augen. Sie kannte sein Wesen — daß er plötzlich dem Geheimrath gegenüber, dem er erst beinah </p> </div> </body> </text> </TEI> [209/0215]
empfehlen und bitte meinen guten Willen und meine Freimüthigkeit nicht übel zu deuten; vielleicht untersuchen Sie wenigstens die Sache genauer — aber was Sie etwa beschließen mögen, so bitte ich nur, alles Aufsehen zu vermeiden, dies könnte nur schaden und Alles verderben.“
Der Geheimrath empfahl sich. Herr Felchner war wirklich bestürzt, er geleitete ihn bis zur Thüre und sagte artig: „Ich danke für Ihre Bemühungen in meinem Interesse — eine fernere Antwort behalt’ ich mir vor, bis ich selbst Ihnen meinen Besuch abstatten werde.“
Pauline war während dieser ganzen Scene zugegen gewesen; als das Gespräch auf die arbeitenden Classen gekommen war, hatte sie weiter keinen Theil mehr daran genommen. Sie hatte sich wieder an ihren Stickrahmen gesetzt, sie war so still als möglich gewesen, um ihre Anwesenheit vergessen zu machen. Mit der ängstlichsten Spannung war sie jedem dieser Worte gefolgt, und als Franz Thalheim’s Name genannt worden, hatte sie vor innerer Aufregung kaum gewagt zu athmen. Die Beschuldigungen, welche gegen ihn vorgebracht wurden, fielen mit Centnerlast auf ihr Herz — sie wußte ihn unschuldig, aber sie zitterte für ihn, wenn ihres Vaters Argwohn geweckt werde, und er war geweckt — sie sah es an seinen Mienen, seinen blitzenden Augen. Sie kannte sein Wesen — daß er plötzlich dem Geheimrath gegenüber, dem er erst beinah
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