Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 2. Leipzig, 1846.neben ihr und hatte ihre Arme um die im Schmerz wie Erstarrte geschlungen. Ein starkes Pochen an der Thüre schreckte sie auf von den marternden Gedanken, welche sie sich so lange überlassen hatten. "Es wird mein Schwager sein," sagte Amalie tonlos. "Er wird wieder zurückkommen -- es wird nun Alles vorbei sein! --" Auguste stand auf und öffnete die Thüre; befremdet trat sie einen Schritt zurück -- ein fremder, langer, dürrer Mann stand draußen -- hinter ihm ein Polizeidiener. "Zu wem wollen die Herrn?" fragte Auguste schüchtern, bestürzt. "Wohnt hier nicht die Frau des Doctor Thalheim?" fragte der Lange. "Dort ist sie --" sagte Auguste. Amalie blieb ruhig sitzen: "Ich habe Alles angezeigt, alle Gebühren entrichtet." "Sie haben schon Alles angezeigt, Frau Doctorin?" sagte der Lange verwundert, aber vor Freuden schmunzelnd. "Desto besser, dann werden Sie sich die Behörden zu großem Danke verpflichtet haben." Plötzlich mäßigte er sich jedoch in seiner Freude und sagte: "Allein, wenn ist dies gewesen -- man würde mich sogleich davon unterrichtet haben." neben ihr und hatte ihre Arme um die im Schmerz wie Erstarrte geschlungen. Ein starkes Pochen an der Thüre schreckte sie auf von den marternden Gedanken, welche sie sich so lange überlassen hatten. „Es wird mein Schwager sein,“ sagte Amalie tonlos. „Er wird wieder zurückkommen — es wird nun Alles vorbei sein! —“ Auguste stand auf und öffnete die Thüre; befremdet trat sie einen Schritt zurück — ein fremder, langer, dürrer Mann stand draußen — hinter ihm ein Polizeidiener. „Zu wem wollen die Herrn?“ fragte Auguste schüchtern, bestürzt. „Wohnt hier nicht die Frau des Doctor Thalheim?“ fragte der Lange. „Dort ist sie —“ sagte Auguste. Amalie blieb ruhig sitzen: „Ich habe Alles angezeigt, alle Gebühren entrichtet.“ „Sie haben schon Alles angezeigt, Frau Doctorin?“ sagte der Lange verwundert, aber vor Freuden schmunzelnd. „Desto besser, dann werden Sie sich die Behörden zu großem Danke verpflichtet haben.“ Plötzlich mäßigte er sich jedoch in seiner Freude und sagte: „Allein, wenn ist dies gewesen — man würde mich sogleich davon unterrichtet haben.“ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0035" n="29"/> neben ihr und hatte ihre Arme um die im Schmerz wie Erstarrte geschlungen.</p> <p>Ein starkes Pochen an der Thüre schreckte sie auf von den marternden Gedanken, welche sie sich so lange überlassen hatten.</p> <p>„Es wird mein Schwager sein,“ sagte Amalie tonlos. „Er wird wieder zurückkommen — es wird nun Alles vorbei sein! —“</p> <p>Auguste stand auf und öffnete die Thüre; befremdet trat sie einen Schritt zurück — ein fremder, langer, dürrer Mann stand draußen — hinter ihm ein Polizeidiener.</p> <p>„Zu wem wollen die Herrn?“ fragte Auguste schüchtern, bestürzt.</p> <p>„Wohnt hier nicht die Frau des Doctor Thalheim?“ fragte der Lange.</p> <p>„Dort ist sie —“ sagte Auguste.</p> <p>Amalie blieb ruhig sitzen: „Ich habe Alles angezeigt, alle Gebühren entrichtet.“</p> <p>„Sie haben schon Alles angezeigt, Frau Doctorin?“ sagte der Lange verwundert, aber vor Freuden schmunzelnd. „Desto besser, dann werden Sie sich die Behörden zu großem Danke verpflichtet haben.“ Plötzlich mäßigte er sich jedoch in seiner Freude und sagte: „Allein, wenn ist dies gewesen — man würde mich sogleich davon unterrichtet haben.“</p> </div> </body> </text> </TEI> [29/0035]
neben ihr und hatte ihre Arme um die im Schmerz wie Erstarrte geschlungen.
Ein starkes Pochen an der Thüre schreckte sie auf von den marternden Gedanken, welche sie sich so lange überlassen hatten.
„Es wird mein Schwager sein,“ sagte Amalie tonlos. „Er wird wieder zurückkommen — es wird nun Alles vorbei sein! —“
Auguste stand auf und öffnete die Thüre; befremdet trat sie einen Schritt zurück — ein fremder, langer, dürrer Mann stand draußen — hinter ihm ein Polizeidiener.
„Zu wem wollen die Herrn?“ fragte Auguste schüchtern, bestürzt.
„Wohnt hier nicht die Frau des Doctor Thalheim?“ fragte der Lange.
„Dort ist sie —“ sagte Auguste.
Amalie blieb ruhig sitzen: „Ich habe Alles angezeigt, alle Gebühren entrichtet.“
„Sie haben schon Alles angezeigt, Frau Doctorin?“ sagte der Lange verwundert, aber vor Freuden schmunzelnd. „Desto besser, dann werden Sie sich die Behörden zu großem Danke verpflichtet haben.“ Plötzlich mäßigte er sich jedoch in seiner Freude und sagte: „Allein, wenn ist dies gewesen — man würde mich sogleich davon unterrichtet haben.“
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