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Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 2. Leipzig, 1846.

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kein Geld, das sie verreisen könnten, um ihre Angehörigen zu besuchen. --"

Der Lange flüsterte dem Polizeidiener zu: "Das ist eine bedenkliche Aeußerung, sie ist also auch schon angesteckt, wir müssen vorsichtig sein -- wer weiß, gelangen wir hier nicht zu überraschenden Resultaten -- --" dann fuhr er laut fort, gegen Amalien gewen det: "Sie stehen im Briefwechsel mit diesem Schwager?"

"Nein."

"Aber die Brüder pflegten einander zu schreiben?"

"Das ist natürlich."

"Ihr Mann schreibt Ihnen oft?"

"Das ist ebenfalls natürlich -- aber mein Herr, ich sehe nicht ein, warum sie mich hier wie eine Delinquentin verhören, und zwar über Familienangelegenheiten, über welche man durchaus Niemand Rechenschaft schuldig ist --" sagte Amalie schnell und ziemlich heftig.

"Wer mir das Recht giebt? --" sagte der Lange. "Die Polizei --" und er wies auf den Polizeidiener.

"Frau Doctorin," sagte dieser, "Sie werden sich in die Fragen und Anordnungen des Herrn Polizeicommissairs fügen."

Dieser trat jetzt zu dem Pulte, an welchem der Schlüssel steckte und öffnete es. --

kein Geld, das sie verreisen könnten, um ihre Angehörigen zu besuchen. —“

Der Lange flüsterte dem Polizeidiener zu: „Das ist eine bedenkliche Aeußerung, sie ist also auch schon angesteckt, wir müssen vorsichtig sein — wer weiß, gelangen wir hier nicht zu überraschenden Resultaten — —“ dann fuhr er laut fort, gegen Amalien gewen det: „Sie stehen im Briefwechsel mit diesem Schwager?“

„Nein.“

„Aber die Brüder pflegten einander zu schreiben?“

„Das ist natürlich.“

„Ihr Mann schreibt Ihnen oft?“

„Das ist ebenfalls natürlich — aber mein Herr, ich sehe nicht ein, warum sie mich hier wie eine Delinquentin verhören, und zwar über Familienangelegenheiten, über welche man durchaus Niemand Rechenschaft schuldig ist —“ sagte Amalie schnell und ziemlich heftig.

„Wer mir das Recht giebt? —“ sagte der Lange. „Die Polizei —“ und er wies auf den Polizeidiener.

„Frau Doctorin,“ sagte dieser, „Sie werden sich in die Fragen und Anordnungen des Herrn Polizeicommissairs fügen.“

Dieser trat jetzt zu dem Pulte, an welchem der Schlüssel steckte und öffnete es. —

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[32/0038] kein Geld, das sie verreisen könnten, um ihre Angehörigen zu besuchen. —“ Der Lange flüsterte dem Polizeidiener zu: „Das ist eine bedenkliche Aeußerung, sie ist also auch schon angesteckt, wir müssen vorsichtig sein — wer weiß, gelangen wir hier nicht zu überraschenden Resultaten — —“ dann fuhr er laut fort, gegen Amalien gewen det: „Sie stehen im Briefwechsel mit diesem Schwager?“ „Nein.“ „Aber die Brüder pflegten einander zu schreiben?“ „Das ist natürlich.“ „Ihr Mann schreibt Ihnen oft?“ „Das ist ebenfalls natürlich — aber mein Herr, ich sehe nicht ein, warum sie mich hier wie eine Delinquentin verhören, und zwar über Familienangelegenheiten, über welche man durchaus Niemand Rechenschaft schuldig ist —“ sagte Amalie schnell und ziemlich heftig. „Wer mir das Recht giebt? —“ sagte der Lange. „Die Polizei —“ und er wies auf den Polizeidiener. „Frau Doctorin,“ sagte dieser, „Sie werden sich in die Fragen und Anordnungen des Herrn Polizeicommissairs fügen.“ Dieser trat jetzt zu dem Pulte, an welchem der Schlüssel steckte und öffnete es. —

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Zitationshilfe: Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 2. Leipzig, 1846, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_schloss02_1846/38>, abgerufen am 28.04.2024.