Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 2. Leipzig, 1846.werden, er sah vor sich nieder, als beachte er den Grafen weiter nicht, aber wer ihn aufmerksam beobachtet hätte, würde gewiß bemerkt haben, wie sich seine Ohren sichtlich spitzten, als er diesen Namen hatte nennen hören. Als Jaromir einige Worte mit dem Wasserdoctor sprach, stellte ihm dieser seinen Nachbar als: "Herr Schuhmacher, Doctor Juris," vor. Es wurden nur wenig Worte gewechselt. Diese Gesellschaft behagte Jaromir wenig, und als Waldow sich nach einem Stündchen wieder zum Nachhauseritt anschickte, brach auch er auf, ließ seine Droschke anspannen und fuhr hinauf nach dem Schloß. Elisabeth saß auf dem Balkon, zu welchem man aus dem Gesellschaftszimmer gelangte und welcher über dem Hauptportal sich erhob. Sie war so in das Lesen eines Buches vertieft, daß sie erst, als der Wagen auf den Steinplatten des Hofes rasselte, durch das Geräusch aufmerksam gemacht wurde und hinab sah. Die Droschke hielt vor dem Haupteingang. Jaromir hatte Elisabeth längst gesehen -- jetzt grüßte er, als er bemerkte, daß sie aufstand und ihn gewahr ward. Sie trat von dem Balkon in den Saal -- er aus dem Hof in die Hausflur, Sie war ein Wenig in Verwirrung, denn ihre Eltern hatten einen Spaziergang in den Park gemacht, an dem sie nur aus zufälliger Laune nicht Theil genommen hatte. Sie wußte werden, er sah vor sich nieder, als beachte er den Grafen weiter nicht, aber wer ihn aufmerksam beobachtet hätte, würde gewiß bemerkt haben, wie sich seine Ohren sichtlich spitzten, als er diesen Namen hatte nennen hören. Als Jaromir einige Worte mit dem Wasserdoctor sprach, stellte ihm dieser seinen Nachbar als: „Herr Schuhmacher, Doctor Juris,“ vor. Es wurden nur wenig Worte gewechselt. Diese Gesellschaft behagte Jaromir wenig, und als Waldow sich nach einem Stündchen wieder zum Nachhauseritt anschickte, brach auch er auf, ließ seine Droschke anspannen und fuhr hinauf nach dem Schloß. Elisabeth saß auf dem Balkon, zu welchem man aus dem Gesellschaftszimmer gelangte und welcher über dem Hauptportal sich erhob. Sie war so in das Lesen eines Buches vertieft, daß sie erst, als der Wagen auf den Steinplatten des Hofes rasselte, durch das Geräusch aufmerksam gemacht wurde und hinab sah. Die Droschke hielt vor dem Haupteingang. Jaromir hatte Elisabeth längst gesehen — jetzt grüßte er, als er bemerkte, daß sie aufstand und ihn gewahr ward. Sie trat von dem Balkon in den Saal — er aus dem Hof in die Hausflur, Sie war ein Wenig in Verwirrung, denn ihre Eltern hatten einen Spaziergang in den Park gemacht, an dem sie nur aus zufälliger Laune nicht Theil genommen hatte. Sie wußte <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0051" n="45"/> werden, er sah vor sich nieder, als beachte er den Grafen weiter nicht, aber wer ihn aufmerksam beobachtet hätte, würde gewiß bemerkt haben, wie sich seine Ohren sichtlich spitzten, als er diesen Namen hatte nennen hören.</p> <p>Als Jaromir einige Worte mit dem Wasserdoctor sprach, stellte ihm dieser seinen Nachbar als: „Herr Schuhmacher, Doctor Juris,“ vor.</p> <p>Es wurden nur wenig Worte gewechselt. Diese Gesellschaft behagte Jaromir wenig, und als Waldow sich nach einem Stündchen wieder zum Nachhauseritt anschickte, brach auch er auf, ließ seine Droschke anspannen und fuhr hinauf nach dem Schloß.</p> <p>Elisabeth saß auf dem Balkon, zu welchem man aus dem Gesellschaftszimmer gelangte und welcher über dem Hauptportal sich erhob. Sie war so in das Lesen eines Buches vertieft, daß sie erst, als der Wagen auf den Steinplatten des Hofes rasselte, durch das Geräusch aufmerksam gemacht wurde und hinab sah. Die Droschke hielt vor dem Haupteingang. Jaromir hatte Elisabeth längst gesehen — jetzt grüßte er, als er bemerkte, daß sie aufstand und ihn gewahr ward. Sie trat von dem Balkon in den Saal — er aus dem Hof in die Hausflur, Sie war ein Wenig in Verwirrung, denn ihre Eltern hatten einen Spaziergang in den Park gemacht, an dem sie nur aus zufälliger Laune nicht Theil genommen hatte. Sie wußte </p> </div> </body> </text> </TEI> [45/0051]
werden, er sah vor sich nieder, als beachte er den Grafen weiter nicht, aber wer ihn aufmerksam beobachtet hätte, würde gewiß bemerkt haben, wie sich seine Ohren sichtlich spitzten, als er diesen Namen hatte nennen hören.
Als Jaromir einige Worte mit dem Wasserdoctor sprach, stellte ihm dieser seinen Nachbar als: „Herr Schuhmacher, Doctor Juris,“ vor.
Es wurden nur wenig Worte gewechselt. Diese Gesellschaft behagte Jaromir wenig, und als Waldow sich nach einem Stündchen wieder zum Nachhauseritt anschickte, brach auch er auf, ließ seine Droschke anspannen und fuhr hinauf nach dem Schloß.
Elisabeth saß auf dem Balkon, zu welchem man aus dem Gesellschaftszimmer gelangte und welcher über dem Hauptportal sich erhob. Sie war so in das Lesen eines Buches vertieft, daß sie erst, als der Wagen auf den Steinplatten des Hofes rasselte, durch das Geräusch aufmerksam gemacht wurde und hinab sah. Die Droschke hielt vor dem Haupteingang. Jaromir hatte Elisabeth längst gesehen — jetzt grüßte er, als er bemerkte, daß sie aufstand und ihn gewahr ward. Sie trat von dem Balkon in den Saal — er aus dem Hof in die Hausflur, Sie war ein Wenig in Verwirrung, denn ihre Eltern hatten einen Spaziergang in den Park gemacht, an dem sie nur aus zufälliger Laune nicht Theil genommen hatte. Sie wußte
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