[Pahl, Johann Gottfried]: Geheimnisse eines mehr als fünfzigjährigen wirtembergischen Staatsmannes. [Heilbronn], 1799.es geschah nur durch ein sehr glückliches Zusammentreffen günstiger Umstände und großer Feldherrnklugheit auf der Seite der Oesterreicher, daß Pichegrü vom Neckar und Jourdan vom Mayn zurückgeworfen wurde. Da um diese Zeit in Wirtemberg niemand mehr an die Möglichkeit der Selbstvertheidigung glaubte, und es dazu immer unwahrscheinlicher wurde, daß die vereinte kaiserliche und Reichsarmee dem Andrang der Feinde werde wiederstehen können, so waren nur zwo Maaßregeln vorhanden, welche ergriffen werden konnten. Entweder mußte man den Einfall erwarten, und dann dem Feinde durch eine Brandschatzung das Recht abkaufen, das Land als seine Eroberung zu behandeln; oder man mußte die Neutralität ergreifen, und allem Antheil an dem Kriege entsagen. Man sieht, daß es ein unverzeihlicher Fehler der Politik war, wenn sie es auf den erstern Fall ankommen ließ, indem sie damit, es geschah nur durch ein sehr glückliches Zusammentreffen günstiger Umstände und großer Feldherrnklugheit auf der Seite der Oesterreicher, daß Pichegrü vom Neckar und Jourdan vom Mayn zurückgeworfen wurde. Da um diese Zeit in Wirtemberg niemand mehr an die Möglichkeit der Selbstvertheidigung glaubte, und es dazu immer unwahrscheinlicher wurde, daß die vereinte kaiserliche und Reichsarmee dem Andrang der Feinde werde wiederstehen können, so waren nur zwo Maaßregeln vorhanden, welche ergriffen werden konnten. Entweder mußte man den Einfall erwarten, und dann dem Feinde durch eine Brandschatzung das Recht abkaufen, das Land als seine Eroberung zu behandeln; oder man mußte die Neutralität ergreifen, und allem Antheil an dem Kriege entsagen. Man sieht, daß es ein unverzeihlicher Fehler der Politik war, wenn sie es auf den erstern Fall ankommen ließ, indem sie damit, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0101" n="101"/> es geschah nur durch ein sehr glückliches Zusammentreffen günstiger Umstände und großer Feldherrnklugheit auf der Seite der <hi rendition="#g">Oesterreicher</hi>, daß <hi rendition="#g">Pichegrü</hi> vom <hi rendition="#g">Neckar</hi> und <hi rendition="#g">Jourdan</hi> vom <hi rendition="#g">Mayn</hi> zurückgeworfen wurde.</p> <p>Da um diese Zeit in <hi rendition="#g">Wirtemberg</hi> niemand mehr an die Möglichkeit der Selbstvertheidigung glaubte, und es dazu immer unwahrscheinlicher wurde, daß die vereinte kaiserliche und Reichsarmee dem Andrang der Feinde werde wiederstehen können, so waren nur zwo Maaßregeln vorhanden, welche ergriffen werden konnten. Entweder mußte man den Einfall erwarten, und dann dem Feinde durch eine Brandschatzung das Recht abkaufen, das Land als seine Eroberung zu behandeln; oder man mußte die Neutralität ergreifen, und allem Antheil an dem Kriege entsagen. Man sieht, daß es ein unverzeihlicher Fehler der Politik war, wenn sie es auf den erstern Fall ankommen ließ, indem sie damit, </p> </div> </body> </text> </TEI> [101/0101]
es geschah nur durch ein sehr glückliches Zusammentreffen günstiger Umstände und großer Feldherrnklugheit auf der Seite der Oesterreicher, daß Pichegrü vom Neckar und Jourdan vom Mayn zurückgeworfen wurde.
Da um diese Zeit in Wirtemberg niemand mehr an die Möglichkeit der Selbstvertheidigung glaubte, und es dazu immer unwahrscheinlicher wurde, daß die vereinte kaiserliche und Reichsarmee dem Andrang der Feinde werde wiederstehen können, so waren nur zwo Maaßregeln vorhanden, welche ergriffen werden konnten. Entweder mußte man den Einfall erwarten, und dann dem Feinde durch eine Brandschatzung das Recht abkaufen, das Land als seine Eroberung zu behandeln; oder man mußte die Neutralität ergreifen, und allem Antheil an dem Kriege entsagen. Man sieht, daß es ein unverzeihlicher Fehler der Politik war, wenn sie es auf den erstern Fall ankommen ließ, indem sie damit,
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