Parthey, Gustav: Ein verfehlter und ein gelungener Besuch bei Goethe. 1819 und 1827. Handschrift für Freunde. [Berlin], [1862].von der Thür der inneren Gemächer, als der Nach einiger Zeit öffneten sich die Thüren von der Thür der inneren Gemächer, als der Nach einiger Zeit öffneten sich die Thüren <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0069" n="64"/> <p xml:id="ID_227" prev="#ID_226"> von der Thür der inneren Gemächer, als der<lb/> alte Goethe heraustrat, und seinem Sohne im<lb/> ächtesten Frankfurter Dialekte eilig sagte :<lb/> „August, der König von Bayern will ä Glas<lb/> Wasser habbe!“ worauf dieser nicht säumte,<lb/> das Verlangte herbeizuschaffen. </p><lb/> <p xml:id="ID_228"> Nach einiger Zeit öffneten sich die Thüren<lb/> wieder, und die Fürstlichkeiten betraten den<lb/> Saal. König Ludwig fuhr wie eine Rakete<lb/> darin umher, während Karl August sich sehr<lb/> ruhig und würdig verhielt. Er war kaum mit<lb/> dem Kanzler von Müller in ein anstossendes<lb/> Zimmer gegangen, als dieser wieder herauskam<lb/> und mir eröffnete, er werde mich dem Gross-<lb/> herzoge vorstellen. Jch begriff zwar nicht, wie<lb/> er auf diesen Einfall kam, folgte ihm indessen<lb/> ohne Zögern. Der Fürst, mit dem Ausdrucke<lb/> der grössten Freundlichkeit, that einige Fragen<lb/> über meine orientalischen Reisen, und machte<lb/> sehr bald die entlassende vornehme Kopfneigung.<lb/> Beim Herausgehn sagte mir Müller, er habe<lb/> versäumt, mir mitzutheilen, dass der Grossher-<lb/> zog etwas taub sei; er werde also von meinen<lb/> Antworten wohl nicht viel verstanden haben. </p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [64/0069]
von der Thür der inneren Gemächer, als der
alte Goethe heraustrat, und seinem Sohne im
ächtesten Frankfurter Dialekte eilig sagte :
„August, der König von Bayern will ä Glas
Wasser habbe!“ worauf dieser nicht säumte,
das Verlangte herbeizuschaffen.
Nach einiger Zeit öffneten sich die Thüren
wieder, und die Fürstlichkeiten betraten den
Saal. König Ludwig fuhr wie eine Rakete
darin umher, während Karl August sich sehr
ruhig und würdig verhielt. Er war kaum mit
dem Kanzler von Müller in ein anstossendes
Zimmer gegangen, als dieser wieder herauskam
und mir eröffnete, er werde mich dem Gross-
herzoge vorstellen. Jch begriff zwar nicht, wie
er auf diesen Einfall kam, folgte ihm indessen
ohne Zögern. Der Fürst, mit dem Ausdrucke
der grössten Freundlichkeit, that einige Fragen
über meine orientalischen Reisen, und machte
sehr bald die entlassende vornehme Kopfneigung.
Beim Herausgehn sagte mir Müller, er habe
versäumt, mir mitzutheilen, dass der Grossher-
zog etwas taub sei; er werde also von meinen
Antworten wohl nicht viel verstanden haben.
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(2016-08-05T13:43:06Z)
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