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Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 1. Berlin, [1871].

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beiden tiefsten Tasten in einem schauerlich-murmelnden Triller. Als das ganze Auditorium von lautloser Erwartung gefesselt dasaß, schnappte er plötzlich mit einem hörbaren Knalle ab. Prinzeßchen Dorothea that einen lauten Schrei, die übrigen umringten den Künstler, und machten ihm halb ernsthafte, halb scherzhafte Vorwürfe. "Mein Gott", sagte er mit seiner gutmüthigsten Miene, "was ist's denn weiter? Ich habe ja nur die beiden untersten Tasten aufgehoben!"

Während der feindlichen Besetzung von Berlin fanden die höheren französischen Offiziere sehr bald Zutritt in die herzoglichen Zirkel. Wir sahen dort den Kommandanten von Berlin, General Hullin, und andre bedeutende Persönlichkeiten. Unser Franzosenhaß war so glühend, daß wir uns weder durch die goldbesetzten Uniformen, noch durch die glatte Urbanität der Feinde des Vaterlandes bestechen ließen, sondern sie nur mit Abscheu und Erbitterung betrachteten. Mein Vater hatte die kleine Schwachheit, daß er die geringen Anlagen seiner Kinder gar zu gern geltend machte. Er veranlaßte es zuweilen, daß wir von jenen hochgestellten Personen französisch angeredet wurden und freute sich darüber, wenn in unseren verlegen herausgestotterten Antworten die gute "prononciation" gelobt ward. Für uns waren solche Vorführungen eine wahre Höllenqual, und Fritz war jedesmal sehr zufrieden, wenn er wegen seines weniger guten Französisch nicht an die Reihe kam. Zur wahren Genugthuung gereichte es uns, daß Prinzeßchen Dorothea unsern Franzosenhaß theilte, und von den fremden Eindringlingen gar nichts wissen wollte. Aber bald sollte dies anders werden.

In den folgenden Jahren strahlte der Glanz der fran-

beiden tiefsten Tasten in einem schauerlich-murmelnden Triller. Als das ganze Auditorium von lautloser Erwartung gefesselt dasaß, schnappte er plötzlich mit einem hörbaren Knalle ab. Prinzeßchen Dorothea that einen lauten Schrei, die übrigen umringten den Künstler, und machten ihm halb ernsthafte, halb scherzhafte Vorwürfe. „Mein Gott“, sagte er mit seiner gutmüthigsten Miene, „was ist’s denn weiter? Ich habe ja nur die beiden untersten Tasten aufgehoben!“

Während der feindlichen Besetzung von Berlin fanden die höheren französischen Offiziere sehr bald Zutritt in die herzoglichen Zirkel. Wir sahen dort den Kommandanten von Berlin, General Hullin, und andre bedeutende Persönlichkeiten. Unser Franzosenhaß war so glühend, daß wir uns weder durch die goldbesetzten Uniformen, noch durch die glatte Urbanität der Feinde des Vaterlandes bestechen ließen, sondern sie nur mit Abscheu und Erbitterung betrachteten. Mein Vater hatte die kleine Schwachheit, daß er die geringen Anlagen seiner Kinder gar zu gern geltend machte. Er veranlaßte es zuweilen, daß wir von jenen hochgestellten Personen französisch angeredet wurden und freute sich darüber, wenn in unseren verlegen herausgestotterten Antworten die gute „prononciation“ gelobt ward. Für uns waren solche Vorführungen eine wahre Höllenqual, und Fritz war jedesmal sehr zufrieden, wenn er wegen seines weniger guten Französisch nicht an die Reihe kam. Zur wahren Genugthuung gereichte es uns, daß Prinzeßchen Dorothea unsern Franzosenhaß theilte, und von den fremden Eindringlingen gar nichts wissen wollte. Aber bald sollte dies anders werden.

In den folgenden Jahren strahlte der Glanz der fran-

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[105/0117] beiden tiefsten Tasten in einem schauerlich-murmelnden Triller. Als das ganze Auditorium von lautloser Erwartung gefesselt dasaß, schnappte er plötzlich mit einem hörbaren Knalle ab. Prinzeßchen Dorothea that einen lauten Schrei, die übrigen umringten den Künstler, und machten ihm halb ernsthafte, halb scherzhafte Vorwürfe. „Mein Gott“, sagte er mit seiner gutmüthigsten Miene, „was ist’s denn weiter? Ich habe ja nur die beiden untersten Tasten aufgehoben!“ Während der feindlichen Besetzung von Berlin fanden die höheren französischen Offiziere sehr bald Zutritt in die herzoglichen Zirkel. Wir sahen dort den Kommandanten von Berlin, General Hullin, und andre bedeutende Persönlichkeiten. Unser Franzosenhaß war so glühend, daß wir uns weder durch die goldbesetzten Uniformen, noch durch die glatte Urbanität der Feinde des Vaterlandes bestechen ließen, sondern sie nur mit Abscheu und Erbitterung betrachteten. Mein Vater hatte die kleine Schwachheit, daß er die geringen Anlagen seiner Kinder gar zu gern geltend machte. Er veranlaßte es zuweilen, daß wir von jenen hochgestellten Personen französisch angeredet wurden und freute sich darüber, wenn in unseren verlegen herausgestotterten Antworten die gute „prononciation“ gelobt ward. Für uns waren solche Vorführungen eine wahre Höllenqual, und Fritz war jedesmal sehr zufrieden, wenn er wegen seines weniger guten Französisch nicht an die Reihe kam. Zur wahren Genugthuung gereichte es uns, daß Prinzeßchen Dorothea unsern Franzosenhaß theilte, und von den fremden Eindringlingen gar nichts wissen wollte. Aber bald sollte dies anders werden. In den folgenden Jahren strahlte der Glanz der fran-

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Zitationshilfe: Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 1. Berlin, [1871], S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_jugenderinnerungen01_1871/117>, abgerufen am 21.11.2024.