Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 1. Berlin, [1871].habe Napoleon für seine vielfachen Schandthaten den Bann wohl verdient. Mein Onkel Kohlrausch, der i. J. 1809 in Rom sich aufhielt, erzählte mir später folgenden darauf bezüglichen Vorgang, bei dem er selbst wollte zugegen gewesen sein. Am Tage der Bekanntmachung der Bannbulle versammelte der französische Gouverneur von Rom bei sich eine glänzende Abendgesellschaft, um der Stadt zu zeigen, wie wenig er auf jenen feindseligen Akt des päpstlichen Stuhles gebe. Unter den Gästen war eine junge reizende Fürstin Giustiniani, welche, obgleich Römerin, doch auf der Seite der Franzosen stand. Sie spottete den ganzen Abend über die lächerliche Anmaßung des Papstes, der sich einbilde, seine verrosteten Waffen würden irgend eine Wirkung hervorbringen. Als sie sich zum Weggehn erhob, sank sie plötzlich vom Schlage getroffen todt nieder. Der Eindruck im römischen Publikum war ein ganz gewaltiger, er vermochte jedoch nicht, den französischen General abzuhalten, daß er kurz darauf eine noch glänzendere Versammlung veranstaltete. Bei Napoleons Tode (1821) wurde es von den Historikern bemerkt, daß jener Bannfluch nie zurückgenommen, Napoleon also im Banne gestorben sei, was nach den Lehren der katholischen Kirche doch immer als ein sehr bedenklicher Zustand der Seele nach dem Tode betrachtet wird. Bald nach dem Erlaß jener ohnmächtigen Bannbulle kam aus Paris der Befehl, den Papst Pius VII. von Rom wegzuführen. Man brachte ihn zuerst nach Savona, und 1812 nach Fontainebleau, wo er in ehrenvoller Gefangenschaft lebte. Seine einzige Beschäftigung bestand darin, habe Napoléon für seine vielfachen Schandthaten den Bann wohl verdient. Mein Onkel Kohlrausch, der i. J. 1809 in Rom sich aufhielt, erzählte mir später folgenden darauf bezüglichen Vorgang, bei dem er selbst wollte zugegen gewesen sein. Am Tage der Bekanntmachung der Bannbulle versammelte der französische Gouverneur von Rom bei sich eine glänzende Abendgesellschaft, um der Stadt zu zeigen, wie wenig er auf jenen feindseligen Akt des päpstlichen Stuhles gebe. Unter den Gästen war eine junge reizende Fürstin Giustiniani, welche, obgleich Römerin, doch auf der Seite der Franzosen stand. Sie spottete den ganzen Abend über die lächerliche Anmaßung des Papstes, der sich einbilde, seine verrosteten Waffen würden irgend eine Wirkung hervorbringen. Als sie sich zum Weggehn erhob, sank sie plötzlich vom Schlage getroffen todt nieder. Der Eindruck im römischen Publikum war ein ganz gewaltiger, er vermochte jedoch nicht, den französischen General abzuhalten, daß er kurz darauf eine noch glänzendere Versammlung veranstaltete. Bei Napoléons Tode (1821) wurde es von den Historikern bemerkt, daß jener Bannfluch nie zurückgenommen, Napoléon also im Banne gestorben sei, was nach den Lehren der katholischen Kirche doch immer als ein sehr bedenklicher Zustand der Seele nach dem Tode betrachtet wird. Bald nach dem Erlaß jener ohnmächtigen Bannbulle kam aus Paris der Befehl, den Papst Pius VII. von Rom wegzuführen. Man brachte ihn zuerst nach Savona, und 1812 nach Fontainebleau, wo er in ehrenvoller Gefangenschaft lebte. Seine einzige Beschäftigung bestand darin, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div> <p><pb facs="#f0297" n="285"/> habe Napoléon für seine vielfachen Schandthaten den Bann wohl verdient. </p><lb/> <p>Mein Onkel Kohlrausch, der i. J. 1809 in Rom sich aufhielt, erzählte mir später folgenden darauf bezüglichen Vorgang, bei dem er selbst wollte zugegen gewesen sein. Am Tage der Bekanntmachung der Bannbulle versammelte der französische Gouverneur von Rom bei sich eine glänzende Abendgesellschaft, um der Stadt zu zeigen, wie wenig er auf jenen feindseligen Akt des päpstlichen Stuhles gebe. Unter den Gästen war eine junge reizende Fürstin Giustiniani, welche, obgleich Römerin, doch auf der Seite der Franzosen stand. Sie spottete den ganzen Abend über die lächerliche Anmaßung des Papstes, der sich einbilde, seine verrosteten Waffen würden irgend eine Wirkung hervorbringen. Als sie sich zum Weggehn erhob, sank sie plötzlich vom Schlage getroffen todt nieder. Der Eindruck im römischen Publikum war ein ganz gewaltiger, er vermochte jedoch nicht, den französischen General abzuhalten, daß er kurz darauf eine noch glänzendere Versammlung veranstaltete. </p><lb/> <p>Bei Napoléons Tode (1821) wurde es von den Historikern bemerkt, daß jener Bannfluch nie zurückgenommen, Napoléon also im Banne gestorben sei, was nach den Lehren der katholischen Kirche doch immer als ein sehr bedenklicher Zustand der Seele nach dem Tode betrachtet wird. </p><lb/> <p>Bald nach dem Erlaß jener ohnmächtigen Bannbulle kam aus Paris der Befehl, den Papst Pius VII. von Rom wegzuführen. Man brachte ihn zuerst nach Savona, und 1812 nach Fontainebleau, wo er in ehrenvoller Gefangenschaft lebte. Seine einzige Beschäftigung bestand darin, </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [285/0297]
habe Napoléon für seine vielfachen Schandthaten den Bann wohl verdient.
Mein Onkel Kohlrausch, der i. J. 1809 in Rom sich aufhielt, erzählte mir später folgenden darauf bezüglichen Vorgang, bei dem er selbst wollte zugegen gewesen sein. Am Tage der Bekanntmachung der Bannbulle versammelte der französische Gouverneur von Rom bei sich eine glänzende Abendgesellschaft, um der Stadt zu zeigen, wie wenig er auf jenen feindseligen Akt des päpstlichen Stuhles gebe. Unter den Gästen war eine junge reizende Fürstin Giustiniani, welche, obgleich Römerin, doch auf der Seite der Franzosen stand. Sie spottete den ganzen Abend über die lächerliche Anmaßung des Papstes, der sich einbilde, seine verrosteten Waffen würden irgend eine Wirkung hervorbringen. Als sie sich zum Weggehn erhob, sank sie plötzlich vom Schlage getroffen todt nieder. Der Eindruck im römischen Publikum war ein ganz gewaltiger, er vermochte jedoch nicht, den französischen General abzuhalten, daß er kurz darauf eine noch glänzendere Versammlung veranstaltete.
Bei Napoléons Tode (1821) wurde es von den Historikern bemerkt, daß jener Bannfluch nie zurückgenommen, Napoléon also im Banne gestorben sei, was nach den Lehren der katholischen Kirche doch immer als ein sehr bedenklicher Zustand der Seele nach dem Tode betrachtet wird.
Bald nach dem Erlaß jener ohnmächtigen Bannbulle kam aus Paris der Befehl, den Papst Pius VII. von Rom wegzuführen. Man brachte ihn zuerst nach Savona, und 1812 nach Fontainebleau, wo er in ehrenvoller Gefangenschaft lebte. Seine einzige Beschäftigung bestand darin,
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