Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 1. Berlin, [1871].weichherzigen Art erhob er eine laute Wehklage darüber, daß so viele tüchtige Kräfte den Wissenschaften entzogen werden sollten. Als er aber die Jünglinge fest entschlossen sah, in den Kampf für das Vaterland zu ziehn, da gab er gerne nach; er entließ sie mit thränenden Augen und mit seinen besten Segenswünschen. Wohl hatte er Ursache, gerührt zu sein: denn seine beiden Söhne waren mit unter den Ausziehenden. Eben so ging es in Secunda, eben so in Grostertia, worin ich damals saß; selbst in Kleintertia und Grosquarta befanden sich viele Spätlinge von über 17 Jahren, die sich zum Kriegsdienste meldeten. Bellermann giebt in einem Programme darüber folgende Notizen: Es gingen im Februar 1818 zum Heere: Von 45 Primanern 39 " 55 Secundanern .... 32 " 54 Grostertianern .... 18 " 57 Kleintertianern ... 13 Aus den übrigen Klassen ... 11 Nach Ostern folgten nach . . 21 [In Summa] 184 Davon kehrten nur 17 in ihre Klassen zurück, viele blieben beim Heere oder gingen zur Universität, zehn waren im Kampfe gefallen, zwei waren vermißt. Im Jahre 1815 gingen wieder 64 Schüler zum Heere, so daß das Graue Kloster zu den beiden Freiheitskämpfen 200 Mitstreiter gestellt hat. Unter den mitziehenden Grostertianem zählte ich viele Freunde und Bekannte von über 17 Jahren; ein tiefer Schmerz schnitt durch meine Seele, wenn einer oder der andere mich fragte: gehst du denn nicht mit? und ich antworten mußte: nein, ich bin erst fünfzehn Jahr alt! weichherzigen Art erhob er eine laute Wehklage darüber, daß so viele tüchtige Kräfte den Wissenschaften entzogen werden sollten. Als er aber die Jünglinge fest entschlossen sah, in den Kampf für das Vaterland zu ziehn, da gab er gerne nach; er entließ sie mit thränenden Augen und mit seinen besten Segenswünschen. Wohl hatte er Ursache, gerührt zu sein: denn seine beiden Söhne waren mit unter den Ausziehenden. Eben so ging es in Secunda, eben so in Grostertia, worin ich damals saß; selbst in Kleintertia und Grosquarta befanden sich viele Spätlinge von über 17 Jahren, die sich zum Kriegsdienste meldeten. Bellermann giebt in einem Programme darüber folgende Notizen: Es gingen im Februar 1818 zum Heere: Von 45 Primanern 39 „ 55 Secundanern .... 32 „ 54 Grostertianern .... 18 „ 57 Kleintertianern ... 13 Aus den übrigen Klassen ... 11 Nach Ostern folgten nach . . 21 [In Summa] 184 Davon kehrten nur 17 in ihre Klassen zurück, viele blieben beim Heere oder gingen zur Universität, zehn waren im Kampfe gefallen, zwei waren vermißt. Im Jahre 1815 gingen wieder 64 Schüler zum Heere, so daß das Graue Kloster zu den beiden Freiheitskämpfen 200 Mitstreiter gestellt hat. Unter den mitziehenden Grostertianem zählte ich viele Freunde und Bekannte von über 17 Jahren; ein tiefer Schmerz schnitt durch meine Seele, wenn einer oder der andere mich fragte: gehst du denn nicht mit? und ich antworten mußte: nein, ich bin erst fünfzehn Jahr alt! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="1"> <p><pb facs="#f0348" n="336"/> weichherzigen Art erhob er eine laute Wehklage darüber, daß so viele tüchtige Kräfte den Wissenschaften entzogen werden sollten. Als er aber die Jünglinge fest entschlossen sah, in den Kampf für das Vaterland zu ziehn, da gab er gerne nach; er entließ sie mit thränenden Augen und mit seinen besten Segenswünschen. Wohl hatte er Ursache, gerührt zu sein: denn seine beiden Söhne waren mit unter den Ausziehenden. Eben so ging es in Secunda, eben so in Grostertia, worin ich damals saß; selbst in Kleintertia und Grosquarta befanden sich viele Spätlinge von über 17 Jahren, die sich zum Kriegsdienste meldeten. Bellermann giebt in einem Programme darüber folgende Notizen: Es gingen im Februar 1818 zum Heere: </p><lb/> <p>Von 45 Primanern 39 </p><lb/> <p>„ 55 Secundanern .... 32 </p><lb/> <p>„ 54 Grostertianern .... 18 </p><lb/> <p>„ 57 Kleintertianern ... 13 </p><lb/> <p>Aus den übrigen Klassen ... 11 </p><lb/> <p>Nach Ostern folgten nach . . 21 </p><lb/> <p>[In Summa] 184 </p><lb/> <p>Davon kehrten nur 17 in ihre Klassen zurück, viele blieben beim Heere oder gingen zur Universität, zehn waren im Kampfe gefallen, zwei waren vermißt. </p><lb/> <p>Im Jahre 1815 gingen wieder 64 Schüler zum Heere, so daß das Graue Kloster zu den beiden Freiheitskämpfen 200 Mitstreiter gestellt hat. </p><lb/> <p>Unter den mitziehenden Grostertianem zählte ich viele Freunde und Bekannte von über 17 Jahren; ein tiefer Schmerz schnitt durch meine Seele, wenn einer oder der andere mich fragte: gehst du denn nicht mit? und ich antworten mußte: nein, ich bin erst fünfzehn Jahr alt! </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [336/0348]
weichherzigen Art erhob er eine laute Wehklage darüber, daß so viele tüchtige Kräfte den Wissenschaften entzogen werden sollten. Als er aber die Jünglinge fest entschlossen sah, in den Kampf für das Vaterland zu ziehn, da gab er gerne nach; er entließ sie mit thränenden Augen und mit seinen besten Segenswünschen. Wohl hatte er Ursache, gerührt zu sein: denn seine beiden Söhne waren mit unter den Ausziehenden. Eben so ging es in Secunda, eben so in Grostertia, worin ich damals saß; selbst in Kleintertia und Grosquarta befanden sich viele Spätlinge von über 17 Jahren, die sich zum Kriegsdienste meldeten. Bellermann giebt in einem Programme darüber folgende Notizen: Es gingen im Februar 1818 zum Heere:
Von 45 Primanern 39
„ 55 Secundanern .... 32
„ 54 Grostertianern .... 18
„ 57 Kleintertianern ... 13
Aus den übrigen Klassen ... 11
Nach Ostern folgten nach . . 21
[In Summa] 184
Davon kehrten nur 17 in ihre Klassen zurück, viele blieben beim Heere oder gingen zur Universität, zehn waren im Kampfe gefallen, zwei waren vermißt.
Im Jahre 1815 gingen wieder 64 Schüler zum Heere, so daß das Graue Kloster zu den beiden Freiheitskämpfen 200 Mitstreiter gestellt hat.
Unter den mitziehenden Grostertianem zählte ich viele Freunde und Bekannte von über 17 Jahren; ein tiefer Schmerz schnitt durch meine Seele, wenn einer oder der andere mich fragte: gehst du denn nicht mit? und ich antworten mußte: nein, ich bin erst fünfzehn Jahr alt!
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Zitationshilfe: | Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 1. Berlin, [1871], S. 336. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_jugenderinnerungen01_1871/348>, abgerufen am 16.07.2024. |