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Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 1. Berlin, [1871].

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aber wenn wir dieselben an der Mittagstafel des Grosvaters Eichmann auskramten, oder gar es wagten, die Maasregeln der Regierung und der Behörden zu kritisiren, so wurde uns nicht nur ein heilsamer Dämpfer aufgesetzt, sondern auch unser Vertrauen von neuem befestigt. Gelbschnäbel, rief er mit seiner sonoren Stimme aus, was versteht ihr denn von Politik? Ueberlaßt das andern Leuten, die ordentlich darin bewandert sind, und steckt eure Nasen in die Schulbücher. Der Waffenstillstand ist abgeschlossen, und damit Punctum! was weiter kommen wird, müssen wir abwarten. Wenn ihr's wissen wollt, so hat Napoleon durch diesen Abschluß einen großen Fehler begangen. Das ausgesogene Frankreich, in dem nur noch Kinder und Greise angetroffen werden, kann ihm keine neuen Armeen liefern, und auf das, was er etwa an Mannschaft aus Deutschland bezieht, kann er sich nicht verlassen. Wir indessen erhalten Zeit, unsre Armee ganz in Stand zu setzen, wir erhalten Zeit, unsere Aerndten, die so schön stehn, einzubringen, damit wir im Winterfeldzuge unsere Truppen füttern können, wir erhalten Zeit, Oestreich, das vielleicht noch schwankt, auf unsere Seite zu ziehn, wir erhalten endlich Zeit, uns in England Subsidien zu verschaffen. Ihr seht also ganz klar und deutlich, daß der Vortheil des Waffenstillstandes auf unserer Seite ist, und wenn Preußen nach dem Ablaufe desselben auch allein steht, so ist mir für den Ausgang nicht bange.

Durch solche Zurechtweisungen wurden wir wohl auf einige Zeit beschwichtigt, als aber die Nachricht einlief, ein Trupp Lützowscher Reiter sei mitten im Waffenstillstande von würtenbergischen Reitern überfallen, und Theodor Körner schwer verwundet auf dem Felde liegen ge-

aber wenn wir dieselben an der Mittagstafel des Grosvaters Eichmann auskramten, oder gar es wagten, die Maasregeln der Regierung und der Behörden zu kritisiren, so wurde uns nicht nur ein heilsamer Dämpfer aufgesetzt, sondern auch unser Vertrauen von neuem befestigt. Gelbschnäbel, rief er mit seiner sonoren Stimme aus, was versteht ihr denn von Politik? Ueberlaßt das andern Leuten, die ordentlich darin bewandert sind, und steckt eure Nasen in die Schulbücher. Der Waffenstillstand ist abgeschlossen, und damit Punctum! was weiter kommen wird, müssen wir abwarten. Wenn ihr’s wissen wollt, so hat Napoléon durch diesen Abschluß einen großen Fehler begangen. Das ausgesogene Frankreich, in dem nur noch Kinder und Greise angetroffen werden, kann ihm keine neuen Armeen liefern, und auf das, was er etwa an Mannschaft aus Deutschland bezieht, kann er sich nicht verlassen. Wir indessen erhalten Zeit, unsre Armee ganz in Stand zu setzen, wir erhalten Zeit, unsere Aerndten, die so schön stehn, einzubringen, damit wir im Winterfeldzuge unsere Truppen füttern können, wir erhalten Zeit, Oestreich, das vielleicht noch schwankt, auf unsere Seite zu ziehn, wir erhalten endlich Zeit, uns in England Subsidien zu verschaffen. Ihr seht also ganz klar und deutlich, daß der Vortheil des Waffenstillstandes auf unserer Seite ist, und wenn Preußen nach dem Ablaufe desselben auch allein steht, so ist mir für den Ausgang nicht bange.

Durch solche Zurechtweisungen wurden wir wohl auf einige Zeit beschwichtigt, als aber die Nachricht einlief, ein Trupp Lützowscher Reiter sei mitten im Waffenstillstande von würtenbergischen Reitern überfallen, und Theodor Körner schwer verwundet auf dem Felde liegen ge-

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[365/0377] aber wenn wir dieselben an der Mittagstafel des Grosvaters Eichmann auskramten, oder gar es wagten, die Maasregeln der Regierung und der Behörden zu kritisiren, so wurde uns nicht nur ein heilsamer Dämpfer aufgesetzt, sondern auch unser Vertrauen von neuem befestigt. Gelbschnäbel, rief er mit seiner sonoren Stimme aus, was versteht ihr denn von Politik? Ueberlaßt das andern Leuten, die ordentlich darin bewandert sind, und steckt eure Nasen in die Schulbücher. Der Waffenstillstand ist abgeschlossen, und damit Punctum! was weiter kommen wird, müssen wir abwarten. Wenn ihr’s wissen wollt, so hat Napoléon durch diesen Abschluß einen großen Fehler begangen. Das ausgesogene Frankreich, in dem nur noch Kinder und Greise angetroffen werden, kann ihm keine neuen Armeen liefern, und auf das, was er etwa an Mannschaft aus Deutschland bezieht, kann er sich nicht verlassen. Wir indessen erhalten Zeit, unsre Armee ganz in Stand zu setzen, wir erhalten Zeit, unsere Aerndten, die so schön stehn, einzubringen, damit wir im Winterfeldzuge unsere Truppen füttern können, wir erhalten Zeit, Oestreich, das vielleicht noch schwankt, auf unsere Seite zu ziehn, wir erhalten endlich Zeit, uns in England Subsidien zu verschaffen. Ihr seht also ganz klar und deutlich, daß der Vortheil des Waffenstillstandes auf unserer Seite ist, und wenn Preußen nach dem Ablaufe desselben auch allein steht, so ist mir für den Ausgang nicht bange. Durch solche Zurechtweisungen wurden wir wohl auf einige Zeit beschwichtigt, als aber die Nachricht einlief, ein Trupp Lützowscher Reiter sei mitten im Waffenstillstande von würtenbergischen Reitern überfallen, und Theodor Körner schwer verwundet auf dem Felde liegen ge-

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Zitationshilfe: Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 1. Berlin, [1871], S. 365. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_jugenderinnerungen01_1871/377>, abgerufen am 22.11.2024.