Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 1. Berlin, [1871].ten die Dänenhunde wieder hinaus. Einen dänischen Reiter, der mit gezogenem Säbel auf mich zukam, putzte ich vom Pferde herunter. An der Göhrde hatten die Lützower ein heftiges Gefecht zu bestehn, bei dem August sehr in's Gedränge gerieth. Beim Retiriren seines Zuges wurde er abgeschnitten, und lief aus Leibeskräften, um ihn einzuholen. Da sah er vor sich einen tiefen Graben und hinter sich die nachsetzenden Feinde. Ohne Bedenken warf er sich ganz erhitzt in's Wasser, und erreichte halb watend, halb schwimmend, von feindlichen Kugeln umsaust, glücklich das jenseitige Ufer. Auf meine naive Frage, ob ihm die Erkältung nicht geschadet? erwiederte er, es sei doch immer besser, sich erkälten, als gefangen werden; er sei gleich weiter gelaufen, um den Seinen nachzukommen, doch leide er seitdem viel an Kopfweh. - Dies Uebel hat ihn auch nicht wieder verlassen; eine immer mehr sich ausbildende Gehirnkrankheit wurde die Ursache seines frühzeitigen Todes. Von Theodor Körner wußte er mir nichts weiter mitzutheilen, als daß er ihn einige Male flüchtig gesehn, und sein unerwartet schnelles Hinscheiden mit dem ganzen Corps innig bedauert habe. Auch August hatte sehnlich gewünscht, an einer großen Schlacht Theil zu nehmen, aber dies Glück wurde den Lützowern nicht zu Theil. Sie schoben dies mit auf das Unglück, das ihren braven Führer, den Obersten von Lützow, unablässig verfolgte. An Muth und Geschicklichkeit stand er gewiß keinem andern Offiziere nach, aber seine militärische Laufbahn bestand fast nur aus schwerer Verwundung und Gefangenschaft. Man verwendete das Freicorps anfangs in Meklenburg und in ten die Dänenhunde wieder hinaus. Einen dänischen Reiter, der mit gezogenem Säbel auf mich zukam, putzte ich vom Pferde herunter. An der Göhrde hatten die Lützower ein heftiges Gefecht zu bestehn, bei dem August sehr in’s Gedränge gerieth. Beim Retiriren seines Zuges wurde er abgeschnitten, und lief aus Leibeskräften, um ihn einzuholen. Da sah er vor sich einen tiefen Graben und hinter sich die nachsetzenden Feinde. Ohne Bedenken warf er sich ganz erhitzt in’s Wasser, und erreichte halb watend, halb schwimmend, von feindlichen Kugeln umsaust, glücklich das jenseitige Ufer. Auf meine naive Frage, ob ihm die Erkältung nicht geschadet? erwiederte er, es sei doch immer besser, sich erkälten, als gefangen werden; er sei gleich weiter gelaufen, um den Seinen nachzukommen, doch leide er seitdem viel an Kopfweh. – Dies Uebel hat ihn auch nicht wieder verlassen; eine immer mehr sich ausbildende Gehirnkrankheit wurde die Ursache seines frühzeitigen Todes. Von Theodor Körner wußte er mir nichts weiter mitzutheilen, als daß er ihn einige Male flüchtig gesehn, und sein unerwartet schnelles Hinscheiden mit dem ganzen Corps innig bedauert habe. Auch August hatte sehnlich gewünscht, an einer großen Schlacht Theil zu nehmen, aber dies Glück wurde den Lützowern nicht zu Theil. Sie schoben dies mit auf das Unglück, das ihren braven Führer, den Obersten von Lützow, unablässig verfolgte. An Muth und Geschicklichkeit stand er gewiß keinem andern Offiziere nach, aber seine militärische Laufbahn bestand fast nur aus schwerer Verwundung und Gefangenschaft. 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Auf meine naive Frage, ob ihm die Erkältung nicht geschadet? erwiederte er, es sei doch immer besser, sich erkälten, als gefangen werden; er sei gleich weiter gelaufen, um den Seinen nachzukommen, doch leide er seitdem viel an Kopfweh. – Dies Uebel hat ihn auch nicht wieder verlassen; eine immer mehr sich ausbildende Gehirnkrankheit wurde die Ursache seines frühzeitigen Todes. </p><lb/> <p>Von Theodor Körner wußte er mir nichts weiter mitzutheilen, als daß er ihn einige Male flüchtig gesehn, und sein unerwartet schnelles Hinscheiden mit dem ganzen Corps innig bedauert habe. Auch August hatte sehnlich gewünscht, an einer großen Schlacht Theil zu nehmen, aber dies Glück wurde den Lützowern nicht zu Theil. Sie schoben dies mit auf das Unglück, das ihren braven Führer, den Obersten von Lützow, unablässig verfolgte. An Muth und Geschicklichkeit stand er gewiß keinem andern Offiziere nach, aber seine militärische Laufbahn bestand fast nur aus schwerer Verwundung und Gefangenschaft. Man verwendete das Freicorps anfangs in Meklenburg und in </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [434/0446]
ten die Dänenhunde wieder hinaus. Einen dänischen Reiter, der mit gezogenem Säbel auf mich zukam, putzte ich vom Pferde herunter.
An der Göhrde hatten die Lützower ein heftiges Gefecht zu bestehn, bei dem August sehr in’s Gedränge gerieth. Beim Retiriren seines Zuges wurde er abgeschnitten, und lief aus Leibeskräften, um ihn einzuholen. Da sah er vor sich einen tiefen Graben und hinter sich die nachsetzenden Feinde. Ohne Bedenken warf er sich ganz erhitzt in’s Wasser, und erreichte halb watend, halb schwimmend, von feindlichen Kugeln umsaust, glücklich das jenseitige Ufer. Auf meine naive Frage, ob ihm die Erkältung nicht geschadet? erwiederte er, es sei doch immer besser, sich erkälten, als gefangen werden; er sei gleich weiter gelaufen, um den Seinen nachzukommen, doch leide er seitdem viel an Kopfweh. – Dies Uebel hat ihn auch nicht wieder verlassen; eine immer mehr sich ausbildende Gehirnkrankheit wurde die Ursache seines frühzeitigen Todes.
Von Theodor Körner wußte er mir nichts weiter mitzutheilen, als daß er ihn einige Male flüchtig gesehn, und sein unerwartet schnelles Hinscheiden mit dem ganzen Corps innig bedauert habe. Auch August hatte sehnlich gewünscht, an einer großen Schlacht Theil zu nehmen, aber dies Glück wurde den Lützowern nicht zu Theil. Sie schoben dies mit auf das Unglück, das ihren braven Führer, den Obersten von Lützow, unablässig verfolgte. An Muth und Geschicklichkeit stand er gewiß keinem andern Offiziere nach, aber seine militärische Laufbahn bestand fast nur aus schwerer Verwundung und Gefangenschaft. Man verwendete das Freicorps anfangs in Meklenburg und in
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