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Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 2. Berlin, [1871].

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dienstfertige Bursch habe ihn etwas bergabwärts zu einem Eremiten geführt; der schmutzige Mönch sei nicht bloß mit einer großen Flasche Wein und mit Brodt gleich zur Hand gewesen, sondern habe noch ein andres Gericht in Form eines Eierkuchens herbeigebracht; weil aber Tiedge einen natürlichen Widerwillen gegen alles gebackne und zusammengepappte empfinde, dessen Entstehung er nicht kenne, so habe er zur Verwunderung des Eremiten diese Schüssel dem Eseltreiber abgetreten, dem auch der Inhalt der großen Weinflasche trefflich gemundet; selbst die Bezahlung des gastfreien Eremiten habe er seinem Sancho Pansa überlassen, da er zu seinem Schrecken bemerkt, daß er gar kein Greld bei sich führe, und bei diesem Geschäfte werde wohl weder der Eremit noch der Eseltreiber zu kurz gekommen sein.

Den Winteraufenthalt in Rom hatte Frau von der Recke, nach ihrer gewissenhaften Art auch zur Erlernung des italiänischen benutzt. Ihr Lehrer, der Professor Giuntotardi, ein lebhafter und gebildeter Mann, wurde von seinen Freunden öfter mit dem Verse des Ariost geneckt:

Me misero, che giunto tardi sono!

den Orlando ausspricht, als er bemerkt, daß Medoro ihm bei der schönen Angelica zuvorgekommen. Giuntotardi machte darauf ein witziges Sonett, des Inhalts, daß der welcher spät kömmt, nicht immer zu spät kömmt, und daß es bei manchen Gelegenheiten sehr gut sei, zu spät zu kommen. Tiedge besaß das Sonett, und es thut mir noch jetzt leid, daß ich keine Abschrift davon genommen.

In jenem Winter lebte auch Kotzebue in Rom, und

dienstfertige Bursch habe ihn etwas bergabwärts zu einem Eremiten geführt; der schmutzige Mönch sei nicht bloß mit einer großen Flasche Wein und mit Brodt gleich zur Hand gewesen, sondern habe noch ein andres Gericht in Form eines Eierkuchens herbeigebracht; weil aber Tiedge einen natürlichen Widerwillen gegen alles gebackne und zusammengepappte empfinde, dessen Entstehung er nicht kenne, so habe er zur Verwunderung des Eremiten diese Schüssel dem Eseltreiber abgetreten, dem auch der Inhalt der großen Weinflasche trefflich gemundet; selbst die Bezahlung des gastfreien Eremiten habe er seinem Sancho Pansa überlassen, da er zu seinem Schrecken bemerkt, daß er gar kein Greld bei sich führe, und bei diesem Geschäfte werde wohl weder der Eremit noch der Eseltreiber zu kurz gekommen sein.

Den Winteraufenthalt in Rom hatte Frau von der Recke, nach ihrer gewissenhaften Art auch zur Erlernung des italiänischen benutzt. Ihr Lehrer, der Professor Giuntotardi, ein lebhafter und gebildeter Mann, wurde von seinen Freunden öfter mit dem Verse des Ariost geneckt:

Me misero, che giunto tardi sono!

den Orlando ausspricht, als er bemerkt, daß Medoro ihm bei der schönen Angelica zuvorgekommen. Giuntotardi machte darauf ein witziges Sonett, des Inhalts, daß der welcher spät kömmt, nicht immer zu spät kömmt, und daß es bei manchen Gelegenheiten sehr gut sei, zu spät zu kommen. Tiedge besaß das Sonett, und es thut mir noch jetzt leid, daß ich keine Abschrift davon genommen.

In jenem Winter lebte auch Kotzebue in Rom, und

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[15/0023] dienstfertige Bursch habe ihn etwas bergabwärts zu einem Eremiten geführt; der schmutzige Mönch sei nicht bloß mit einer großen Flasche Wein und mit Brodt gleich zur Hand gewesen, sondern habe noch ein andres Gericht in Form eines Eierkuchens herbeigebracht; weil aber Tiedge einen natürlichen Widerwillen gegen alles gebackne und zusammengepappte empfinde, dessen Entstehung er nicht kenne, so habe er zur Verwunderung des Eremiten diese Schüssel dem Eseltreiber abgetreten, dem auch der Inhalt der großen Weinflasche trefflich gemundet; selbst die Bezahlung des gastfreien Eremiten habe er seinem Sancho Pansa überlassen, da er zu seinem Schrecken bemerkt, daß er gar kein Greld bei sich führe, und bei diesem Geschäfte werde wohl weder der Eremit noch der Eseltreiber zu kurz gekommen sein. Den Winteraufenthalt in Rom hatte Frau von der Recke, nach ihrer gewissenhaften Art auch zur Erlernung des italiänischen benutzt. Ihr Lehrer, der Professor Giuntotardi, ein lebhafter und gebildeter Mann, wurde von seinen Freunden öfter mit dem Verse des Ariost geneckt: Me misero, che giunto tardi sono! den Orlando ausspricht, als er bemerkt, daß Medoro ihm bei der schönen Angelica zuvorgekommen. Giuntotardi machte darauf ein witziges Sonett, des Inhalts, daß der welcher spät kömmt, nicht immer zu spät kömmt, und daß es bei manchen Gelegenheiten sehr gut sei, zu spät zu kommen. Tiedge besaß das Sonett, und es thut mir noch jetzt leid, daß ich keine Abschrift davon genommen. In jenem Winter lebte auch Kotzebue in Rom, und

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Zitationshilfe: Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 2. Berlin, [1871], S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_jugenderinnerungen02_1871/23>, abgerufen am 21.11.2024.