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Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 2. Berlin, [1871].

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dings kein langes Leben versprach, mit einem satanischen Seitenblicke seiner schwarzen Augen: darauf können Sie sich verlassen, daß keiner von uns beiden das 50. Jahr erreichen wird! Bei diesem Ausspruche fühlte ich einen Druck auf die Herzgrube, der sich im Laufe der Zeit manchmal wiederholte, und erst nach zurückgelegtem 50. Jahre ganz verschwand. Der im hintersten Winkel der Seele nistende Aberglaube wollte auch an mir sein Recht üben.



Hier will ich um ein halbes Jahrhundert vorgreifen und berichten, daß Päpkes falsche Prophezeiung mir lebhaft vor die Seele trat, als die Universität Heidelberg mir zu meinem 50jährigen Doctorjubiläum am 12. August 1870 ein erneuertes Diplom zusandte. Für sich selbst hatte Päpke leider richtig vorhergesagt. Die Verlobung mit Julchen löste sich wegen seines schlechten Lebenswandels sehr bald auf. In seiner Vaterstadt Stralsund versuchte er anfangs als Rechtsanwalt fortzukommen; üble Händel führten ihn in das Kriminalgefängniß, wo er als studirter Jurist für die Gefangenen manche Eingaben und andere Schriftstücke aufsetzte. Er erlangte dadurch eine gewisse Autorität, aber ein Mitgefangener, durch irgend eine Bosheit gereizt, faßte einen tödtlichen Haß gegen ihn; er unterschlug einen blechernen Löffel, wußte diesen scharf zuzuspitzen, und versetzte Päpken eine tiefe Wunde in den Unterleib, an der er nach wenigen Stunden, lange vor erreichtem 50. Lebensjahre starb.

dings kein langes Leben versprach, mit einem satanischen Seitenblicke seiner schwarzen Augen: darauf können Sie sich verlassen, daß keiner von uns beiden das 50. Jahr erreichen wird! Bei diesem Ausspruche fühlte ich einen Druck auf die Herzgrube, der sich im Laufe der Zeit manchmal wiederholte, und erst nach zurückgelegtem 50. Jahre ganz verschwand. Der im hintersten Winkel der Seele nistende Aberglaube wollte auch an mir sein Recht üben.



Hier will ich um ein halbes Jahrhundert vorgreifen und berichten, daß Päpkes falsche Prophezeiung mir lebhaft vor die Seele trat, als die Universität Heidelberg mir zu meinem 50jährigen Doctorjubiläum am 12. August 1870 ein erneuertes Diplom zusandte. Für sich selbst hatte Päpke leider richtig vorhergesagt. Die Verlobung mit Julchen löste sich wegen seines schlechten Lebenswandels sehr bald auf. In seiner Vaterstadt Stralsund versuchte er anfangs als Rechtsanwalt fortzukommen; üble Händel führten ihn in das Kriminalgefängniß, wo er als studirter Jurist für die Gefangenen manche Eingaben und andere Schriftstücke aufsetzte. Er erlangte dadurch eine gewisse Autorität, aber ein Mitgefangener, durch irgend eine Bosheit gereizt, faßte einen tödtlichen Haß gegen ihn; er unterschlug einen blechernen Löffel, wußte diesen scharf zuzuspitzen, und versetzte Päpken eine tiefe Wunde in den Unterleib, an der er nach wenigen Stunden, lange vor erreichtem 50. Lebensjahre starb.

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[323/0331] dings kein langes Leben versprach, mit einem satanischen Seitenblicke seiner schwarzen Augen: darauf können Sie sich verlassen, daß keiner von uns beiden das 50. Jahr erreichen wird! Bei diesem Ausspruche fühlte ich einen Druck auf die Herzgrube, der sich im Laufe der Zeit manchmal wiederholte, und erst nach zurückgelegtem 50. Jahre ganz verschwand. Der im hintersten Winkel der Seele nistende Aberglaube wollte auch an mir sein Recht üben. Hier will ich um ein halbes Jahrhundert vorgreifen und berichten, daß Päpkes falsche Prophezeiung mir lebhaft vor die Seele trat, als die Universität Heidelberg mir zu meinem 50jährigen Doctorjubiläum am 12. August 1870 ein erneuertes Diplom zusandte. Für sich selbst hatte Päpke leider richtig vorhergesagt. Die Verlobung mit Julchen löste sich wegen seines schlechten Lebenswandels sehr bald auf. In seiner Vaterstadt Stralsund versuchte er anfangs als Rechtsanwalt fortzukommen; üble Händel führten ihn in das Kriminalgefängniß, wo er als studirter Jurist für die Gefangenen manche Eingaben und andere Schriftstücke aufsetzte. Er erlangte dadurch eine gewisse Autorität, aber ein Mitgefangener, durch irgend eine Bosheit gereizt, faßte einen tödtlichen Haß gegen ihn; er unterschlug einen blechernen Löffel, wußte diesen scharf zuzuspitzen, und versetzte Päpken eine tiefe Wunde in den Unterleib, an der er nach wenigen Stunden, lange vor erreichtem 50. Lebensjahre starb.

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Zitationshilfe: Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 2. Berlin, [1871], S. 323. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_jugenderinnerungen02_1871/331>, abgerufen am 22.11.2024.