Der gröste Triumph der neuern Zeit ist die Erforschung und Ent- dekkung vom Zusammenwirken der verschiedenartigsten Kräfte und das Aufeinanderbeziehn und Erklären der entferntesten Erscheinungen: so hat man aus dem Mondumlauf 1, auf die Abplattung der Erde an den Polen mit solcher Sicherheit geschlossen, als es nur immer durch Rechnung ges und Messung bestimt werden konte. 2) auf die Unwahn- delbarkeit der Tageslänge seit Hipparch's Zeiten, also fast seit 2000 Jahren. 3) auf die Unwandelbarkeit der Temperatur des Erdkörpers, welcher seit jener Zeit nicht 1/2° Wärme (Reaumur) verloren haben kann: die Quantität Wärme, die er empfing und wieder aus- stralte, ist also ganz dieselbe geblieben; - so ist man mit einem Stükke Doppelspath im Stande gewesen, zu entscheiden, ob das Licht der Kometen ein eignes oder ein fremdes sei; - so hat durch die Höhe der Ebbe und Flut den Grad der Anziehung be- stimt, die der Mond auf unsre Erde ausübt, d. h. man hat die Nutazion der Erdaxe bestimtrechnet, wonach sich die kleinen Ellipsen er- klären lassen, welche von den Fixsternen aljährlich am Himmel beschrieben werden.
Bei der grossen Menge von Gegenständen, welche unsre Wissen- schaft umfast, war es schwer, ihr einen guten Namen zu geben.
7.
Der gröste Triumph der neuern Zeit ist die Erforschung und Ent- dekkung vom Zusammenwirken der verschiedenartigsten Kräfte und das Aufeinanderbeziehn und Erklären der entferntesten Erscheinungen: so hat man aus dem Mondumlauf 1, auf die Abplattung der Erde an den Polen mit solcher Sicherheit geschlossen, als es nur immer durch Rechnung ges und Messung bestimt werden konte. 2) auf die Unwahn- delbarkeit der Tageslänge seit Hipparch’s Zeiten, also fast seit 2000 Jahren. 3) auf die Unwandelbarkeit der Temperatur des Erdkörpers, welcher seit jener Zeit nicht ½° Wärme (Reaumur) verloren haben kann: die Quantität Wärme, die er empfing und wieder aus- stralte, ist also ganz dieselbe geblieben; – so ist man mit einem Stükke Doppelspath im Stande gewesen, zu entscheiden, ob das Licht der Kometen ein eignes oder ein fremdes sei; – so hat durch die Höhe der Ebbe und Flut den Grad der Anziehung be- stimt, die der Mond auf unsre Erde ausübt, d. h. man hat die Nutazion der Erdaxe bestimtrechnet, wonach sich die kleinen Ellipsen er- klären lassen, welche von den Fixsternen aljährlich ⎡am Himmel beschrieben werden.
Bei der grossen Menge von Gegenständen, welche unsre Wissen- schaft umfast, war es schwer, ihr einen guten Namen zu geben.
<TEI><text><body><divn="1"><divtype="session"n="5"><pbfacs="#f0055"n="26r"/><fwplace="top"type="sig">7.</fw><lb/><p>Der gröste Triumph der neuern Zeit ist die Erforschung und Ent-<lb/>
dekkung vom Zusammenwirken der verschiedenartigsten Kräfte und<lb/>
das Aufeinanderbeziehn und Erklären der entferntesten Erscheinungen:<lb/>
so hat man aus dem Mondumlauf 1, auf die Abplattung der Erde an<lb/>
den Polen mit solcher Sicherheit geschlossen, als es nur immer durch<lb/>
Rechnung <delrendition="#s"><unclearreason="illegible"cert="high"resp="#CT">ges</unclear></del> und Messung bestimt werden konte. 2) auf die Unwa<subst><delrendition="#ow">h</del><addplace="across">n</add></subst>-<lb/>
delbarkeit der Tageslänge seit <persNameresp="#SB"ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-100499651 http://d-nb.info/gnd/100499651">Hipparch</persName>’s Zeiten, also fast seit 2000<lb/>
Jahren. 3) auf die Unwandelbarkeit der Temperatur des Erdkörpers,<lb/>
welcher seit jener Zeit nicht ½° Wärme (Reaumur) verloren haben<lb/>
kann: die Quantität Wärme, die er empfing und wieder aus-<lb/>
stralte, ist also ganz dieselbe geblieben; – so ist man mit einem<lb/>
Stükke Doppelspath im Stande gewesen, zu entscheiden, ob das<lb/>
Licht der Kometen ein eignes oder ein fremdes sei; – so hat<lb/>
durch die Höhe der Ebbe und Flut den Grad der Anziehung be-<lb/>
stimt, die der Mond auf unsre Erde ausübt, d. h. man hat die<lb/>
Nutazion der Erdaxe be<subst><delrendition="#s">stimt</del><addplace="superlinear">rechnet</add></subst>, wonach sich die kleinen Ellipsen er-<lb/>
klären lassen, welche von den Fixsternen aljährlich <addplace="superlinear"><metamark/>am Himmel </add>beschrieben<lb/>
werden.</p><lb/><p>Bei der grossen Menge von Gegenständen, welche unsre Wissen-<lb/>
schaft umfast, war es schwer, ihr einen guten Namen zu geben.<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[26r/0055]
7.
Der gröste Triumph der neuern Zeit ist die Erforschung und Ent-
dekkung vom Zusammenwirken der verschiedenartigsten Kräfte und
das Aufeinanderbeziehn und Erklären der entferntesten Erscheinungen:
so hat man aus dem Mondumlauf 1, auf die Abplattung der Erde an
den Polen mit solcher Sicherheit geschlossen, als es nur immer durch
Rechnung und Messung bestimt werden konte. 2) auf die Unwan-
delbarkeit der Tageslänge seit Hipparch’s Zeiten, also fast seit 2000
Jahren. 3) auf die Unwandelbarkeit der Temperatur des Erdkörpers,
welcher seit jener Zeit nicht ½° Wärme (Reaumur) verloren haben
kann: die Quantität Wärme, die er empfing und wieder aus-
stralte, ist also ganz dieselbe geblieben; – so ist man mit einem
Stükke Doppelspath im Stande gewesen, zu entscheiden, ob das
Licht der Kometen ein eignes oder ein fremdes sei; – so hat
durch die Höhe der Ebbe und Flut den Grad der Anziehung be-
stimt, die der Mond auf unsre Erde ausübt, d. h. man hat die
Nutazion der Erdaxe berechnet, wonach sich die kleinen Ellipsen er-
klären lassen, welche von den Fixsternen aljährlich am Himmel beschrieben
werden.
Bei der grossen Menge von Gegenständen, welche unsre Wissen-
schaft umfast, war es schwer, ihr einen guten Namen zu geben.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Parthey, Gustav: Alexander von Humboldt[:] Vorlesungen über physikalische Geographie. Novmbr. 1827 bis April,[!] 1828. Nachgeschrieben von G. Partheÿ. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 26r. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_msgermqu1711_1828/55>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.