gehn, und er spricht die Idee deutlich aus, dass ein gemässig- tes Klima die Ausbildung des menschlichen Geistes am meisten begünstige, während zu grosse Kälte an den Polen ihn aus- trokne, zu grosse Hize unter den Tropen ihn versenge.
Unter Hadrian kam der ganze Wust der morgenländischen Theosophie nach Rom, der Kaiser selbst begünstigte die ä- gyptischen Religionen am meisten. Die Gnostiker führen uns wieder auf die Idee von der Einheit der Natur zurük: denn es ist nicht zu läugnen, dass sie Chemie studirten, und gewis manche schönen Entdekkungen machten.
Sie lernten hierin von den Phoe- niziern und Aegyptern, von denen es bekant ist, dass sie sich ganz be- sonders mit dem Studium der Natur der Stoffe beschäftigten: so wie denn auch altes, was man in den ägypt. Gräbern findet, eine tiefe chemische Kentnis verräth. Vom Kaligula weis man, dass er eine grosse Neigung zur Goldmacherei hatte, und aus dem Schwefel- arsenik das edle Metall herzustellen brglauchtglaubte. Diese Thor- heit griff nach und nach so weit um sich, dass Diockletian sich veranlast fand, ein eignes Edikt gegen die Chemiker zu erlas- sen, welche Gold machen wolten. Beiläufig kann hier der Ety- mologie des Wortes Chemie erwähnt werden: wir finden zuerst:
gehn, und er spricht die Idee deutlich aus, dass ein gemässig- tes Klima die Ausbildung des menschlichen Geistes am meisten begünstige, während zu grosse Kälte an den Polen ihn aus- trokne, zu grosse Hize unter den Tropen ihn versenge.
Unter Hadrian kam der ganze Wust der morgenländischen Theosophie nach Rom, der Kaiser selbst begünstigte die ä- gyptischen Religionen am meisten. Die Gnostiker führen uns wieder auf die Idee von der Einheit der Natur zurük: denn es ist nicht zu läugnen, dass sie Chemie studirten, und gewis manche schönen Entdekkungen machten.
Sie lernten hierin von den Phoe- niziern und Aegyptern, von denen es bekant ist, dass sie sich ganz be- sonders mit dem Studium der Natur der Stoffe beschäftigten: so wie denn auch altes, was man in den ägypt. Gräbern findet, eine tiefe chemische Kentnis verräth. Vom Kaligula weis man, dass er eine grosse Neigung zur Goldmacherei hatte, und aus dem Schwefel- arsenik das edle Metall herzustellen brglauchtglaubte. Diese Thor- heit griff nach und nach so weit um sich, dass Diockletian sich veranlast fand, ein eignes Edikt gegen die Chemiker zu erlas- sen, welche Gold machen wolten. Beiläufig kann hier der Ety- mologie des Wortes Chemie erwähnt werden: wir finden zuerst:
<TEI><text><body><divn="1"><divtype="session"n="6"><p><pbfacs="#f0073"n="35r"/>
gehn, und er spricht die Idee deutlich aus, dass ein gemässig-<lb/>
tes Klima die Ausbildung des menschlichen Geistes am meisten<lb/>
begünstige, während zu grosse Kälte an den Polen ihn aus-<lb/>
trokne, zu grosse Hize unter den Tropen ihn versenge.</p><lb/><p>Unter <hirendition="#u"><persNameresp="#SB"ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118544373 http://d-nb.info/gnd/118544373">Hadrian</persName></hi> kam der ganze Wust der morgenländischen<lb/>
Theosophie nach Rom, der Kaiser selbst begünstigte die ä-<lb/>
gyptischen Religionen am meisten. Die Gnostiker führen uns<lb/>
wieder auf die Idee von der Einheit der Natur zurük: denn es ist<lb/>
nicht zu läugnen, dass sie Chemie studirten, und gewis manche<lb/>
schönen Entdekkungen machten.</p><lb/></div><divtype="session"n="7"><headtype="rightMargin"><choice><orig><hirendition="#b">7.</hi><spacedim="horizontal"/> 24 <choice><abbr>Nov.</abbr><expanresp="#CT">November</expan></choice></orig><regresp="#CT">7. Vorlesung, <reftarget="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/gliederung"><datewhen="1827-11-24">24. November 1827</date></ref></reg></choice></head><lb/><p>Sie lernten hierin von den Phoe-<lb/>
niziern und Aegyptern, von denen es bekant ist, dass sie sich ganz be-<lb/>
sonders mit dem Studium der Natur der Stoffe beschäftigten: so wie<lb/>
denn auch altes, was man in den ägypt. Gräbern findet, eine tiefe<lb/>
chemische Kentnis verräth. Vom <hirendition="#u"><persNameresp="#SB"ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118518410 http://d-nb.info/gnd/118518410">Kaligula</persName></hi> weis man, dass er eine<lb/>
grosse Neigung zur Goldmacherei hatte, und aus dem Schwefel-<lb/>
arsenik das edle Metall herzustellen <subst><delrendition="#s"><subst><delrendition="#ow">br</del><addplace="across">gl</add></subst>aucht</del><addplace="intralinear">glaubte</add></subst>. Diese Thor-<lb/>
heit griff nach und nach so weit um sich, dass <hirendition="#u"><persNameresp="#SB"ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118679651 http://d-nb.info/gnd/118679651">Dio<subst><delrendition="#ow">c</del><addplace="across">k</add></subst>letian</persName></hi> sich<lb/>
veranlast fand, ein eignes Edikt gegen <hirendition="#u">die</hi> Chemiker zu erlas-<lb/>
sen, welche Gold machen wolten. Beiläufig kann hier der Ety-<lb/>
mologie des Wortes <hirendition="#u">Chemie</hi> erwähnt werden: wir finden zuerst:<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[35r/0073]
gehn, und er spricht die Idee deutlich aus, dass ein gemässig-
tes Klima die Ausbildung des menschlichen Geistes am meisten
begünstige, während zu grosse Kälte an den Polen ihn aus-
trokne, zu grosse Hize unter den Tropen ihn versenge.
Unter Hadrian kam der ganze Wust der morgenländischen
Theosophie nach Rom, der Kaiser selbst begünstigte die ä-
gyptischen Religionen am meisten. Die Gnostiker führen uns
wieder auf die Idee von der Einheit der Natur zurük: denn es ist
nicht zu läugnen, dass sie Chemie studirten, und gewis manche
schönen Entdekkungen machten.
7. 24 Nov.
Sie lernten hierin von den Phoe-
niziern und Aegyptern, von denen es bekant ist, dass sie sich ganz be-
sonders mit dem Studium der Natur der Stoffe beschäftigten: so wie
denn auch altes, was man in den ägypt. Gräbern findet, eine tiefe
chemische Kentnis verräth. Vom Kaligula weis man, dass er eine
grosse Neigung zur Goldmacherei hatte, und aus dem Schwefel-
arsenik das edle Metall herzustellen glaubte. Diese Thor-
heit griff nach und nach so weit um sich, dass Diokletian sich
veranlast fand, ein eignes Edikt gegen die Chemiker zu erlas-
sen, welche Gold machen wolten. Beiläufig kann hier der Ety-
mologie des Wortes Chemie erwähnt werden: wir finden zuerst:
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Parthey, Gustav: Alexander von Humboldt[:] Vorlesungen über physikalische Geographie. Novmbr. 1827 bis April,[!] 1828. Nachgeschrieben von G. Partheÿ. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 35r. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_msgermqu1711_1828/73>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.