Khemaia im Plutarchde Iside, wo er damit Aegypten bezeichnet, als das Land des Cham: die Ableitung von Khumos, Saft, Ge- schmak, scheint daher nicht so annehmbar: als die andre von tekhne Khemeia, die ägyptische Kunst, die Kunst aus dem Lande Cham. Zwar wurde in den späteren Kaiserzeiten das Gefühl von der Einheit der Natur durch mystische Ideen verunreinigt, doch ist nicht zu verkennen, dass die arabische Revoluzion dadurch vorbereitet wurde. Die Schwächung des römischen Reiches nach aussen, gehässige Streitigkeiten über manche religiösen Gegenstände und Unduldsamkeit von allen Seiten verbreiteten ein völliges Dunkel über das Abendland, während Griechen- land, obgleich zum Theil denselben Mängeln unterliegend, sich einen Schein des Lichtes bewahrte.
Es ist eine schöne Entdekkung, welche Klaproth in den chine- sischen Annalen machte, dass an der Gränze von China, am Baikalsee und in Kaschgar ein indo-germanischer Stamm ge- lebt habe, mit blauen Augen und blonden Haaren. Abel-Re- musat bestätigte dies aus andern Quellen, und fand zugleich, dass dieser indo-germanische Stamm durch die Chinesen bei einer Gesandschaft aufgereizt wurde, sich auf die Hio-gnu, einen türki-
Χημαῖα im Plutarchde Iside, wo er damit Aegypten bezeichnet, als das Land des Cham: die Ableitung von Χυμὸς, Saft, Ge- schmak, scheint daher nicht so annehmbar: als die andre von τεχνὴ Χημεῖα, die ägyptische Kunst, die Kunst aus dem Lande Cham. Zwar wurde in den späteren Kaiserzeiten das Gefühl von der Einheit der Natur durch mystische Ideen verunreinigt, doch ist nicht zu verkennen, dass die arabische Revoluzion dadurch vorbereitet wurde. Die Schwächung des römischen Reiches nach aussen, gehässige Streitigkeiten über manche religiösen Gegenstände und Unduldsamkeit von allen Seiten verbreiteten ein völliges Dunkel über das Abendland, während Griechen- land, obgleich zum Theil denselben Mängeln unterliegend, sich einen Schein des Lichtes bewahrte.
Es ist eine schöne Entdekkung, welche Klaproth in den chine- sischen Annalen machte, dass an der Gränze von China, am Baikalsee und in Kaschgar ein indo-germanischer Stamm ge- lebt habe, mit blauen Augen und blonden Haaren. Abel-Ré- musat bestätigte dies aus andern Quellen, und fand zugleich, dass dieser indo-germanische Stamm durch die Chinesen bei einer Gesandschaft aufgereizt wurde, sich auf die Hio-gnu, einen türki-
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[35v/0074]
Χημαῖα im Plutarch de Iside, wo er damit Aegypten bezeichnet,
als das Land des Cham: die Ableitung von Χυμὸς, Saft, Ge-
schmak, scheint daher nicht so annehmbar: als die andre von
τεχνὴ Χημεῖα, die ägyptische Kunst, die Kunst aus dem Lande Cham.
Zwar wurde in den späteren Kaiserzeiten das Gefühl von der
Einheit der Natur durch mystische Ideen verunreinigt, doch
ist nicht zu verkennen, dass die arabische Revoluzion dadurch
vorbereitet wurde. Die Schwächung des römischen Reiches
nach aussen, gehässige Streitigkeiten über manche religiöse
Gegenstände und Unduldsamkeit von allen Seiten verbreiteten
ein völliges Dunkel über das Abendland, während Griechen-
land, obgleich zum Theil denselben Mängeln unterliegend, sich
einen Schein des Lichtes bewahrte.
Es ist eine schöne Entdekkung, welche Klaproth in den chine-
sischen Annalen machte, dass an der Gränze von China, am
Baikalsee und in Kaschgar ein indo-germanischer Stamm ge-
lebt habe, mit blauen Augen und blonden Haaren. Abel-Ré-
musat bestätigte dies aus andern Quellen, und fand zugleich,
dass dieser indo-germanische Stamm durch die Chinesen bei einer
Gesandschaft aufgereizt wurde, sich auf die Hio-gnu, einen türki-
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Parthey, Gustav: Alexander von Humboldt[:] Vorlesungen über physikalische Geographie. Novmbr. 1827 bis April,[!] 1828. Nachgeschrieben von G. Partheÿ. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 35v. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_msgermqu1711_1828/74>, abgerufen am 23.11.2024.
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