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Parthey, Gustav: Alexander von Humboldt[:] Vorlesungen über physikalische Geographie. Novmbr. 1827 bis April,[!] 1828. Nachgeschrieben von G. Partheÿ. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.]

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schen Stamm zu werfen, und was sehr merkwürdig ist, schon
100 Jahr vor Christo: wir sehn also, dass die Völkerwanderung kei-
nesweges plözlich hereinbrach, sondern mehrere Jahrhunderte hindurch
sich vorbereitete. Die Hio-gnu warfen sich auf die Hunnen,
einen finnischen Stamm, diese endlich auf Gothen und Alanen, die zu
den germanischen Stämmen gehören.



Die 3te Epoche, welche durch den Einfall der Araber bezeichnet
wird, hat ohne Zweifel die in Schwachheit versunkene Welt
wieder aufgefrischt: die Araber waren ein semitischer Stamm,
und warfen sich, nachdem sie 50 Jahre in Arabien herumgezogen
waren, zuerst auf Aegypten. (Es mus bemerkt werden, dass schon
früher eine solche Invasion Statt fand. Der General Rühle von
Lilienstern
hat es wahrscheinlich gemacht, dass die uralten
Hyksos nichts anderes waren als ein erobernder semitischer Stamm).
Kaum haben sie aber ihre vaterländischen Gränzen verlassen, so
verbreiten sie sich mit solcher Schnelligkeit nach allen Seiten,
dass sie nach wenigen Jahren von den Ufern des Ganges bis an die
äussersten Säulen des Hercules herschen. Sie selbst vergleichen
sich in ihren Gedichten mit einem Wolkenzuge, der sich nur an den
Bergen lagert, um von neuem der Richtung des Windes zu folgen.

schen Stamm zu werfen, und was sehr merkwürdig ist, schon
100 Jahr vor Christo: wir sehn also, dass die Völkerwanderung kei-
nesweges plözlich hereinbrach, sondern mehrere Jahrhunderte hindurch
sich vorbereitete. Die Hio-gnu warfen sich auf die Hunnen,
einen finnischen Stamm, diese endlich auf Gothen und Alanen, die zu
den germanischen Stämmen gehören.



Die 3te Epoche, welche durch den Einfall der Araber bezeichnet
wird, hat ohne Zweifel die in Schwachheit versunkene Welt
wieder aufgefrischt: die Araber waren ein semitischer Stamm,
und warfen sich, nachdem sie 50 Jahre in Arabien herumgezogen
waren, zuerst auf Aegypten. (Es mus bemerkt werden, dass schon
früher eine solche Invasion Statt fand. Der General Rühle von
Lilienstern
hat es wahrscheinlich gemacht, dass die uralten
Hyksos nichts anderes waren als ein erobernder semitischer Stamm).
Kaum haben sie aber ihre vaterländischen Gränzen verlassen, so
verbreiten sie sich mit solcher Schnelligkeit nach allen Seiten,
dass sie nach wenigen Jahren von den Ufern des Ganges bis an die
äussersten Säulen des Hercules herschen. Sie selbst vergleichen
sich in ihren Gedichten mit einem Wolkenzuge, der sich nur an den
Bergen lagert, um von neuem der Richtung des Windes zu folgen.

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[36r/0075] schen Stamm zu werfen, und was sehr merkwürdig ist, schon 100 Jahr vor Christo: wir sehn also, dass die Völkerwanderung kei- nesweges plözlich hereinbrach, sondern mehrere Jahrh. hindurch sich vorbereitete. Die Hio-gnu warfen sich auf die Hunnen, einen finnischen Stamm, diese endlich auf Gothen und Alanen, die zu den germanischen Stämmen gehören. Die 3t Epoche, welche durch den Einfall der Araber bezeichnet wird, hat ohne Zweifel die in Schwachheit versunkene Welt wieder aufgefrischt: die Araber waren ein semitischer Stamm, und warfen sich, nachdem sie 50 Jahre in Arabien herumgezogen waren, zuerst auf Aegypten. (Es mus bemerkt werden, dass schon früher eine solche Invasion Statt fand. Der General Rühle von Lilienstern hat es wahrscheinlich gemacht, dass die uralten Hyksos nichts anderes waren als ein erobernder semitischer Stamm). Kaum haben sie aber ihre vaterländischen Gränzen verlassen, so verbreiten sie sich mit solcher Schnelligkeit nach allen Seiten, dass sie nach wenigen Jahren von den Ufern des Ganges bis an die äussersten Säulen des Hercules herschen. Sie selbst vergleichen sich in ihren Gedichten mit einem Wolkenzuge, der sich nur an den Bergen lagert, um von neuem der Richtung des Windes zu folgen.

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Zitationshilfe: Parthey, Gustav: Alexander von Humboldt[:] Vorlesungen über physikalische Geographie. Novmbr. 1827 bis April,[!] 1828. Nachgeschrieben von G. Partheÿ. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 36r. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_msgermqu1711_1828/75>, abgerufen am 23.11.2024.