schen Stamm zu werfen, und was sehr merkwürdig ist, schon 100 Jahr vor Christo: wir sehn also, dass die Völkerwanderung kei- nesweges plözlich hereinbrach, sondern mehrere Jahrhunderte hindurch sich vorbereitete. Die Hio-gnu warfen sich auf die Hunnen, einen finnischen Stamm, diese endlich auf Gothen und Alanen, die zu den germanischen Stämmen gehören.
Die 3te Epoche, welche durch den Einfall der Araber bezeichnet wird, hat ohne Zweifel die in Schwachheit versunkene Welt wieder aufgefrischt: die Araber waren ein semitischer Stamm, und warfen sich, nachdem sie 50 Jahre in Arabien herumgezogen waren, zuerst auf Aegypten. (Es mus bemerkt werden, dass schon früher eine solche Invasion Statt fand. Der General Rühle von Lilienstern hat es wahrscheinlich gemacht, dass die uralten Hyksos nichts anderes waren als ein erobernder semitischer Stamm). Kaum haben sie aber ihre vaterländischen Gränzen verlassen, so verbreiten sie sich mit solcher Schnelligkeit nach allen Seiten, dass sie nach wenigen Jahren von den Ufern des Ganges bis an die äussersten Säulen des Hercules herschen. Sie selbst vergleichen sich in ihren Gedichten mit einem Wolkenzuge, der sich nur an den Bergen lagert, um von neuem der Richtung des Windes zu folgen.
schen Stamm zu werfen, und was sehr merkwürdig ist, schon 100 Jahr vor Christo: wir sehn also, dass die Völkerwanderung kei- nesweges plözlich hereinbrach, sondern mehrere Jahrhunderte hindurch sich vorbereitete. Die Hio-gnu warfen sich auf die Hunnen, einen finnischen Stamm, diese endlich auf Gothen und Alanen, die zu den germanischen Stämmen gehören.
Die 3te Epoche, welche durch den Einfall der Araber bezeichnet wird, hat ohne Zweifel die in Schwachheit versunkene Welt wieder aufgefrischt: die Araber waren ein semitischer Stamm, und warfen sich, nachdem sie 50 Jahre in Arabien herumgezogen waren, zuerst auf Aegypten. (Es mus bemerkt werden, dass schon früher eine solche Invasion Statt fand. Der General Rühle von Lilienstern hat es wahrscheinlich gemacht, dass die uralten Hyksos nichts anderes waren als ein erobernder semitischer Stamm). Kaum haben sie aber ihre vaterländischen Gränzen verlassen, so verbreiten sie sich mit solcher Schnelligkeit nach allen Seiten, dass sie nach wenigen Jahren von den Ufern des Ganges bis an die äussersten Säulen des Hercules herschen. Sie selbst vergleichen sich in ihren Gedichten mit einem Wolkenzuge, der sich nur an den Bergen lagert, um von neuem der Richtung des Windes zu folgen.
<TEI><text><body><divn="1"><divtype="session"n="7"><p><pbfacs="#f0075"n="36r"/>
schen Stamm zu werfen, und was sehr merkwürdig ist, schon<lb/>
100 Jahr vor Christo: wir sehn also, dass die Völkerwanderung kei-<lb/>
nesweges plözlich hereinbrach, sondern mehrere <choice><abbr>Jahrh.</abbr><expan>Jahrhunderte</expan></choice> hindurch<lb/>
sich vorbereitete. Die Hio-gnu warfen sich auf die <hirendition="#u">Hunnen</hi>,<lb/>
einen finnischen Stamm, diese endlich auf Gothen und Alanen, die zu<lb/>
den germanischen Stämmen gehören.</p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><p>Die 3<choice><abbr><hirendition="#sup #uu">t</hi></abbr><expanresp="#CT"><hirendition="#sup #uu">te</hi></expan></choice> Epoche, welche durch den Einfall der Araber bezeichnet<lb/>
wird, hat ohne Zweifel die in Schwachheit versunkene Welt<lb/>
wieder aufgefrischt: die Araber waren ein semitischer Stamm,<lb/>
und warfen sich, nachdem sie 50 Jahre in Arabien herumgezogen<lb/>
waren, zuerst auf Aegypten. (Es mus bemerkt werden, dass schon<lb/>
früher eine solche Invasion Statt fand. Der General <persNameresp="#CT"ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-116675799 http://d-nb.info/gnd/116675799">Rühle von<lb/>
Lilienstern</persName> hat es wahrscheinlich gemacht, dass die uralten<lb/>
Hyksos nichts anderes waren als ein erobernder semitischer Stamm).<lb/>
Kaum haben sie aber ihre vaterländischen Gränzen verlassen, so<lb/>
verbreiten sie sich mit solcher Schnelligkeit nach allen Seiten,<lb/>
dass sie nach wenigen Jahren von den Ufern des Ganges bis an die<lb/>
äussersten Säulen des Hercules herschen. Sie selbst vergleichen<lb/>
sich in ihren Gedichten <choice><sic>einen</sic><corrresp="#CT">mit einem</corr></choice> Wolkenzuge, der sich nur an den<lb/>
Bergen lagert, um von neuem der Richtung des Windes zu folgen.<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[36r/0075]
schen Stamm zu werfen, und was sehr merkwürdig ist, schon
100 Jahr vor Christo: wir sehn also, dass die Völkerwanderung kei-
nesweges plözlich hereinbrach, sondern mehrere Jahrh. hindurch
sich vorbereitete. Die Hio-gnu warfen sich auf die Hunnen,
einen finnischen Stamm, diese endlich auf Gothen und Alanen, die zu
den germanischen Stämmen gehören.
Die 3t Epoche, welche durch den Einfall der Araber bezeichnet
wird, hat ohne Zweifel die in Schwachheit versunkene Welt
wieder aufgefrischt: die Araber waren ein semitischer Stamm,
und warfen sich, nachdem sie 50 Jahre in Arabien herumgezogen
waren, zuerst auf Aegypten. (Es mus bemerkt werden, dass schon
früher eine solche Invasion Statt fand. Der General Rühle von
Lilienstern hat es wahrscheinlich gemacht, dass die uralten
Hyksos nichts anderes waren als ein erobernder semitischer Stamm).
Kaum haben sie aber ihre vaterländischen Gränzen verlassen, so
verbreiten sie sich mit solcher Schnelligkeit nach allen Seiten,
dass sie nach wenigen Jahren von den Ufern des Ganges bis an die
äussersten Säulen des Hercules herschen. Sie selbst vergleichen
sich in ihren Gedichten mit einem Wolkenzuge, der sich nur an den
Bergen lagert, um von neuem der Richtung des Windes zu folgen.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Parthey, Gustav: Alexander von Humboldt[:] Vorlesungen über physikalische Geographie. Novmbr. 1827 bis April,[!] 1828. Nachgeschrieben von G. Partheÿ. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 36r. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_msgermqu1711_1828/75>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.