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Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 1. Tübingen, 1804.

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Sohn in Berlin. (Ich erstaune ganz, sagte
Walt verehrend.) Ich würde dich inzwischen
ohne Grund mit Lügen besezen, wenn ich dir
verkündigen wollte, die Bekanntmachung dieser
Bände hätte etwan mich oder die Sachen selber
im Geringsten bekannt gemacht. Nimmt man
sechs oder sieben Schergen, zugleich Schächer
und Schächter aus -- und hier fallen zwei auf
die Allg. deutsche Bibliothek, die also wohl ei¬
ner sind -- so hat leider keine Seele die Scripta
getadelt und gekannt. Es ist hier -- wegen dei¬
ner Ungeduld nach der versprochenen Aethermüh¬
le -- wohl nicht der Ort, es glücklich ausein¬
ander zu setzen warum; -- habe genug, wenn
ich dir schwöre, daß die Rezensenten Sünder
sind, aber arme, ächte Gurkenmaler, die sich
daher Gurken herausnehmen, Gränzgötter ohne
Arme und Beine auf den Gränzhügeln der Wis¬
senschaften, und daß wir alle hinauf und hinab
florieren würden, gäb' es nur so viele gute Kunst¬
richter als Zeitungen, für jede einen, so wie es
wirklich so viele meisterhafte Schauspieler giebt
als -- eine in die andere übergerechnet -- Truppen.

Sohn in Berlin. (Ich erſtaune ganz, ſagte
Walt verehrend.) Ich wuͤrde dich inzwiſchen
ohne Grund mit Luͤgen beſezen, wenn ich dir
verkuͤndigen wollte, die Bekanntmachung dieſer
Baͤnde haͤtte etwan mich oder die Sachen ſelber
im Geringſten bekannt gemacht. Nimmt man
ſechs oder ſieben Schergen, zugleich Schaͤcher
und Schaͤchter aus — und hier fallen zwei auf
die Allg. deutſche Bibliothek, die alſo wohl ei¬
ner ſind — ſo hat leider keine Seele die Scripta
getadelt und gekannt. Es iſt hier — wegen dei¬
ner Ungeduld nach der verſprochenen Aethermuͤh¬
le — wohl nicht der Ort, es gluͤcklich ausein¬
ander zu ſetzen warum; — habe genug, wenn
ich dir ſchwoͤre, daß die Rezenſenten Suͤnder
ſind, aber arme, aͤchte Gurkenmaler, die ſich
daher Gurken herausnehmen, Graͤnzgoͤtter ohne
Arme und Beine auf den Graͤnzhuͤgeln der Wiſ¬
ſenſchaften, und daß wir alle hinauf und hinab
florieren wuͤrden, gaͤb' es nur ſo viele gute Kunſt¬
richter als Zeitungen, fuͤr jede einen, ſo wie es
wirklich ſo viele meiſterhafte Schauſpieler giebt
als — eine in die andere uͤbergerechnet — Truppen.

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[168/0178] Sohn in Berlin. (Ich erſtaune ganz, ſagte Walt verehrend.) Ich wuͤrde dich inzwiſchen ohne Grund mit Luͤgen beſezen, wenn ich dir verkuͤndigen wollte, die Bekanntmachung dieſer Baͤnde haͤtte etwan mich oder die Sachen ſelber im Geringſten bekannt gemacht. Nimmt man ſechs oder ſieben Schergen, zugleich Schaͤcher und Schaͤchter aus — und hier fallen zwei auf die Allg. deutſche Bibliothek, die alſo wohl ei¬ ner ſind — ſo hat leider keine Seele die Scripta getadelt und gekannt. Es iſt hier — wegen dei¬ ner Ungeduld nach der verſprochenen Aethermuͤh¬ le — wohl nicht der Ort, es gluͤcklich ausein¬ ander zu ſetzen warum; — habe genug, wenn ich dir ſchwoͤre, daß die Rezenſenten Suͤnder ſind, aber arme, aͤchte Gurkenmaler, die ſich daher Gurken herausnehmen, Graͤnzgoͤtter ohne Arme und Beine auf den Graͤnzhuͤgeln der Wiſ¬ ſenſchaften, und daß wir alle hinauf und hinab florieren wuͤrden, gaͤb' es nur ſo viele gute Kunſt¬ richter als Zeitungen, fuͤr jede einen, ſo wie es wirklich ſo viele meiſterhafte Schauſpieler giebt als — eine in die andere uͤbergerechnet — Truppen.

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Zitationshilfe: Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 1. Tübingen, 1804, S. 168. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre01_1804/178>, abgerufen am 27.11.2024.