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Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 1. Tübingen, 1804.

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"Es ist eine der verwünschtesten Sachen. Oft
rezensirt die Jugend das Alter, noch öfter das
Alter die Jugend, eine Rektors-Schlafhaube
kämpfet gegen eine Jünglings-Sturmhaube --

Wie Kochbücher, arbeiten sie für den Ge¬
schmack, ohne ihn zu haben --

Solchen Sekanten, Kosekanten, Tangen¬
ten, Kotangenten kommt alles exzentrisch vor,
besonders das Zentrum; der Kurzsichtige findet
nach Lambert *) den Kometenschwanz viel län¬
ger als der Weitsichtige --

Sie wollen den Schiefskiel des Autors len¬
ken, nämlich den ordentlichen Schreib-Kiel,
sie wollen den Autor mit ihrem Richterstabe, wie
Minerva mit ihrem Zauber-Stabe den Ulysses,
in einen Bettler und Greis verkehren --

Sie wollen die erbärmlichsten Dinge bei
Gott" -- (Des Notars Gesicht zog sich dabei
sichtlich ins lange, weil er wie jeder, der nur
gelehrte Zeitungen hält, aber nicht macht und
kennt, von einer gewissen Achtung für sie, viel¬

*) Lamberts Beiträge zur Mathematik III. B. v. 236

„Es iſt eine der verwuͤnſchteſten Sachen. Oft
rezenſirt die Jugend das Alter, noch oͤfter das
Alter die Jugend, eine Rektors-Schlafhaube
kaͤmpfet gegen eine Juͤnglings-Sturmhaube —

Wie Kochbuͤcher, arbeiten ſie fuͤr den Ge¬
ſchmack, ohne ihn zu haben —

Solchen Sekanten, Koſekanten, Tangen¬
ten, Kotangenten kommt alles exzentriſch vor,
beſonders das Zentrum; der Kurzſichtige findet
nach Lambert *) den Kometenſchwanz viel laͤn¬
ger als der Weitſichtige —

Sie wollen den Schiefskiel des Autors len¬
ken, naͤmlich den ordentlichen Schreib-Kiel,
ſie wollen den Autor mit ihrem Richterſtabe, wie
Minerva mit ihrem Zauber-Stabe den Ulyſſes,
in einen Bettler und Greis verkehren —

Sie wollen die erbaͤrmlichſten Dinge bei
Gott“ — (Des Notars Geſicht zog ſich dabei
ſichtlich ins lange, weil er wie jeder, der nur
gelehrte Zeitungen haͤlt, aber nicht macht und
kennt, von einer gewiſſen Achtung fuͤr ſie, viel¬

*) Lamberts Beitraͤge zur Mathematik III. B. v. 236
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[169/0179] „Es iſt eine der verwuͤnſchteſten Sachen. Oft rezenſirt die Jugend das Alter, noch oͤfter das Alter die Jugend, eine Rektors-Schlafhaube kaͤmpfet gegen eine Juͤnglings-Sturmhaube — Wie Kochbuͤcher, arbeiten ſie fuͤr den Ge¬ ſchmack, ohne ihn zu haben — Solchen Sekanten, Koſekanten, Tangen¬ ten, Kotangenten kommt alles exzentriſch vor, beſonders das Zentrum; der Kurzſichtige findet nach Lambert *) den Kometenſchwanz viel laͤn¬ ger als der Weitſichtige — Sie wollen den Schiefskiel des Autors len¬ ken, naͤmlich den ordentlichen Schreib-Kiel, ſie wollen den Autor mit ihrem Richterſtabe, wie Minerva mit ihrem Zauber-Stabe den Ulyſſes, in einen Bettler und Greis verkehren — Sie wollen die erbaͤrmlichſten Dinge bei Gott“ — (Des Notars Geſicht zog ſich dabei ſichtlich ins lange, weil er wie jeder, der nur gelehrte Zeitungen haͤlt, aber nicht macht und kennt, von einer gewiſſen Achtung fuͤr ſie, viel¬ *) Lamberts Beitraͤge zur Mathematik III. B. v. 236

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Zitationshilfe: Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 1. Tübingen, 1804, S. 169. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre01_1804/179>, abgerufen am 27.11.2024.