Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 2. Tübingen, 1804.

Bild:
<< vorherige Seite

die väterliche Pappel-Insel eine solche Spiz¬
säule pflanzen können; Er hatte oft zu viel Lie¬
be, um Geschmack zu haben, wie andere um¬
gekehrt.

Als der Graf von Ermenonville zurückge¬
kommen: schlug Walt mehrere schmale Radien-
Gänge ein, um ihm zufällig aufzustoßen und so,
verschmolzen mit ihm, zu gehen. Aber der
Graf, der allein bleiben wollte, merkte das stete
Nachstreichen, und bog ihm verdrüßlich aus.
Auch dem Notar selber wurde am Ende das
freundschaftliche Ballet versalzen, weil der
Markthelfer mit seinem Verwaschpinsel, als
Schrittzähler hinter ihm blieb und ihm jeden
Schritt dadurch vorrechnete, daß er ihn aus¬
strich.

"Welch ein ganz anderes Glück wäre es,
träumt' er, fiel' ich ins Lac -- Wasser, und mein
Jüngling schleppte mich heraus und ich läg' ihm
mit tropfenden Augen zu Füssen. Das denk' ich
mir gar nicht, -- weil es zu groß wäre, das
Glück, -- wenn etwan gar er selber hineinstürz¬
te und ich der Seelige würde, der sein stolzes

die vaͤterliche Pappel-Inſel eine ſolche Spiz¬
ſaͤule pflanzen koͤnnen; Er hatte oft zu viel Lie¬
be, um Geſchmack zu haben, wie andere um¬
gekehrt.

Als der Graf von Ermenonville zuruͤckge¬
kommen: ſchlug Walt mehrere ſchmale Radien-
Gaͤnge ein, um ihm zufaͤllig aufzuſtoßen und ſo,
verſchmolzen mit ihm, zu gehen. Aber der
Graf, der allein bleiben wollte, merkte das ſtete
Nachſtreichen, und bog ihm verdruͤßlich aus.
Auch dem Notar ſelber wurde am Ende das
freundſchaftliche Ballet verſalzen, weil der
Markthelfer mit ſeinem Verwaſchpinſel, als
Schrittzaͤhler hinter ihm blieb und ihm jeden
Schritt dadurch vorrechnete, daß er ihn aus¬
ſtrich.

„Welch ein ganz anderes Gluͤck waͤre es,
traͤumt' er, fiel' ich ins Lac — Waſſer, und mein
Juͤngling ſchleppte mich heraus und ich laͤg' ihm
mit tropfenden Augen zu Fuͤſſen. Das denk' ich
mir gar nicht, — weil es zu groß waͤre, das
Gluͤck, — wenn etwan gar er ſelber hineinſtuͤrz¬
te und ich der Seelige wuͤrde, der ſein ſtolzes

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0107" n="99"/>
die va&#x0364;terliche Pappel-In&#x017F;el eine &#x017F;olche Spiz¬<lb/>
&#x017F;a&#x0364;ule pflanzen ko&#x0364;nnen; Er hatte oft zu viel Lie¬<lb/>
be, um Ge&#x017F;chmack zu haben, wie andere um¬<lb/>
gekehrt.</p><lb/>
        <p>Als der Graf von <hi rendition="#aq">Ermenonville</hi> zuru&#x0364;ckge¬<lb/>
kommen: &#x017F;chlug Walt mehrere &#x017F;chmale Radien-<lb/>
Ga&#x0364;nge ein, um ihm zufa&#x0364;llig aufzu&#x017F;toßen und &#x017F;o,<lb/>
ver&#x017F;chmolzen mit ihm, zu gehen. Aber der<lb/>
Graf, der allein bleiben wollte, merkte das &#x017F;tete<lb/>
Nach&#x017F;treichen, und bog ihm verdru&#x0364;ßlich aus.<lb/>
Auch dem Notar &#x017F;elber wurde am Ende das<lb/>
freund&#x017F;chaftliche Ballet ver&#x017F;alzen, weil der<lb/>
Markthelfer mit &#x017F;einem Verwa&#x017F;chpin&#x017F;el, als<lb/>
Schrittza&#x0364;hler hinter ihm blieb und ihm jeden<lb/>
Schritt dadurch vorrechnete, daß er ihn aus¬<lb/>
&#x017F;trich.</p><lb/>
        <p>&#x201E;Welch ein ganz anderes Glu&#x0364;ck wa&#x0364;re es,<lb/>
tra&#x0364;umt' er, fiel' ich ins <hi rendition="#aq">Lac</hi> &#x2014; Wa&#x017F;&#x017F;er, und mein<lb/>
Ju&#x0364;ngling &#x017F;chleppte mich heraus und ich la&#x0364;g' ihm<lb/>
mit tropfenden Augen zu Fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en. Das denk' ich<lb/>
mir gar nicht, &#x2014; weil es zu groß wa&#x0364;re, das<lb/>
Glu&#x0364;ck, &#x2014; wenn etwan gar er &#x017F;elber hinein&#x017F;tu&#x0364;rz¬<lb/>
te und ich der Seelige wu&#x0364;rde, der &#x017F;ein &#x017F;tolzes<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[99/0107] die vaͤterliche Pappel-Inſel eine ſolche Spiz¬ ſaͤule pflanzen koͤnnen; Er hatte oft zu viel Lie¬ be, um Geſchmack zu haben, wie andere um¬ gekehrt. Als der Graf von Ermenonville zuruͤckge¬ kommen: ſchlug Walt mehrere ſchmale Radien- Gaͤnge ein, um ihm zufaͤllig aufzuſtoßen und ſo, verſchmolzen mit ihm, zu gehen. Aber der Graf, der allein bleiben wollte, merkte das ſtete Nachſtreichen, und bog ihm verdruͤßlich aus. Auch dem Notar ſelber wurde am Ende das freundſchaftliche Ballet verſalzen, weil der Markthelfer mit ſeinem Verwaſchpinſel, als Schrittzaͤhler hinter ihm blieb und ihm jeden Schritt dadurch vorrechnete, daß er ihn aus¬ ſtrich. „Welch ein ganz anderes Gluͤck waͤre es, traͤumt' er, fiel' ich ins Lac — Waſſer, und mein Juͤngling ſchleppte mich heraus und ich laͤg' ihm mit tropfenden Augen zu Fuͤſſen. Das denk' ich mir gar nicht, — weil es zu groß waͤre, das Gluͤck, — wenn etwan gar er ſelber hineinſtuͤrz¬ te und ich der Seelige wuͤrde, der ſein ſtolzes

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre02_1804
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre02_1804/107
Zitationshilfe: Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 2. Tübingen, 1804, S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre02_1804/107>, abgerufen am 16.05.2024.