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Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 2. Tübingen, 1804.

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einen Zacken oder Stein aus der polnischen Kro¬
ne ausgebrochen, oder diese für den schönen Kopf
zugeschmolzen, um durch ein Präsent damit er¬
kenntlich zu sein. In etwas drückt' er seine Lie¬
be -- weil er nichts näheres hatte, die Blicke
ausgenommen -- streichelnd auf dem Kopfe ei¬
nes Wind-Hunds aus, der sich hochbeinig an
seine Schenckel anpreste.

"Haben Sie eine französische Hand?" frag¬
te der General auf einmal und schob ihm ein Pa¬
pier vor zu einem Probeschuß. Walt sagte: "er
verstehe es leichter zu schreiben, in mehr als ei¬
nem Sinn, als zu sprechen, und verdanck' es
seinem Lehrer." Allein welchem Worte er unter
so vielen Tausenden, die Gallien hat, das
Schnupftuch zuwerfen sollte, daß wust' er schwer,
da das Wort doch etwas vorstellen sollte. --
"Was Sie wollen" sagte endlich Zablocki. Er
sann aber fort. "Das Vater Unser" sagte je¬
ner. In der Geschwindigkeit konnt' ers unmög¬
lich übersetzen.

"Vorzüglich, fuhr der General fort, als
jener noch nachdachte, würd' ich auf rein fran¬

einen Zacken oder Stein aus der polniſchen Kro¬
ne ausgebrochen, oder dieſe fuͤr den ſchoͤnen Kopf
zugeſchmolzen, um durch ein Praͤſent damit er¬
kenntlich zu ſein. In etwas druͤckt' er ſeine Lie¬
be — weil er nichts naͤheres hatte, die Blicke
ausgenommen — ſtreichelnd auf dem Kopfe ei¬
nes Wind-Hunds aus, der ſich hochbeinig an
ſeine Schenckel anpreſte.

„Haben Sie eine franzoͤſiſche Hand?“ frag¬
te der General auf einmal und ſchob ihm ein Pa¬
pier vor zu einem Probeſchuß. Walt ſagte: „er
verſtehe es leichter zu ſchreiben, in mehr als ei¬
nem Sinn, als zu ſprechen, und verdanck' es
ſeinem Lehrer.“ Allein welchem Worte er unter
ſo vielen Tauſenden, die Gallien hat, das
Schnupftuch zuwerfen ſollte, daß wuſt' er ſchwer,
da das Wort doch etwas vorſtellen ſollte. —
„Was Sie wollen“ ſagte endlich Zablocki. Er
ſann aber fort. „Das Vater Unſer“ ſagte je¬
ner. In der Geſchwindigkeit konnt' ers unmoͤg¬
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[154/0162] einen Zacken oder Stein aus der polniſchen Kro¬ ne ausgebrochen, oder dieſe fuͤr den ſchoͤnen Kopf zugeſchmolzen, um durch ein Praͤſent damit er¬ kenntlich zu ſein. In etwas druͤckt' er ſeine Lie¬ be — weil er nichts naͤheres hatte, die Blicke ausgenommen — ſtreichelnd auf dem Kopfe ei¬ nes Wind-Hunds aus, der ſich hochbeinig an ſeine Schenckel anpreſte. „Haben Sie eine franzoͤſiſche Hand?“ frag¬ te der General auf einmal und ſchob ihm ein Pa¬ pier vor zu einem Probeſchuß. Walt ſagte: „er verſtehe es leichter zu ſchreiben, in mehr als ei¬ nem Sinn, als zu ſprechen, und verdanck' es ſeinem Lehrer.“ Allein welchem Worte er unter ſo vielen Tauſenden, die Gallien hat, das Schnupftuch zuwerfen ſollte, daß wuſt' er ſchwer, da das Wort doch etwas vorſtellen ſollte. — „Was Sie wollen“ ſagte endlich Zablocki. Er ſann aber fort. „Das Vater Unſer“ ſagte je¬ ner. In der Geſchwindigkeit konnt' ers unmoͤg¬ lich uͤberſetzen. „Vorzuͤglich, fuhr der General fort, als jener noch nachdachte, wuͤrd' ich auf rein fran¬

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Zitationshilfe: Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 2. Tübingen, 1804, S. 154. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre02_1804/162>, abgerufen am 16.05.2024.