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Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 2. Tübingen, 1804.

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daraus sehr vermuthen, daß ein und der andere
Fürst mit einer Bürgers-Tochter tanzte, wie
ich troz meines gelehrten Standes mit einer
Bauerstochter, oder daß ein Fürst zuweilen ei¬
nen Gelehrten oder Künstler zu sich kommen ließ,
wie den Klavier- und den Schneidermeister auch,
nicht in seinen Zirkel, sondern zum Privatge¬
spräch. "Meine Leute, mes gens" sagen sie
von den Bedienten, um sie von uns andern Leu¬
ten zu unterscheiden.

Warum reitest und kletterst du aber so eif¬
rig an einen der höchsten Stammbäume hinan?
-- Daß ich meines Orts droben sitze, als Herr
van der Harnisch, hat seinen guten Grund,
ich fenstere auf dem Gipfel meinen Zirkel aus,
und erhebe, was drunten ist, euch Bürger-
Pak; kein Mensch kann sich rühmen, den Adel
noch so geärgert zu haben als ich; nur in Städ¬
ten, wo ich nicht von Geburt war, must' ich
mich von ihm ärgern lassen, wenn er unter dem
Vorwand, meine Person zu schätzen, mich zur
Tafel bat, um meine Flöte zu kosten; dann
blies ich aber nichts, sondern ich dachte: ich

daraus ſehr vermuthen, daß ein und der andere
Fuͤrſt mit einer Buͤrgers-Tochter tanzte, wie
ich troz meines gelehrten Standes mit einer
Bauerstochter, oder daß ein Fuͤrſt zuweilen ei¬
nen Gelehrten oder Kuͤnſtler zu ſich kommen ließ,
wie den Klavier- und den Schneidermeiſter auch,
nicht in ſeinen Zirkel, ſondern zum Privatge¬
ſpraͤch. „Meine Leute, mes gens“ ſagen ſie
von den Bedienten, um ſie von uns andern Leu¬
ten zu unterſcheiden.

Warum reiteſt und kletterſt du aber ſo eif¬
rig an einen der hoͤchſten Stammbaͤume hinan?
— Daß ich meines Orts droben ſitze, als Herr
van der Harniſch, hat ſeinen guten Grund,
ich fenſtere auf dem Gipfel meinen Zirkel aus,
und erhebe, was drunten iſt, euch Buͤrger-
Pak; kein Menſch kann ſich ruͤhmen, den Adel
noch ſo geaͤrgert zu haben als ich; nur in Staͤd¬
ten, wo ich nicht von Geburt war, muſt' ich
mich von ihm aͤrgern laſſen, wenn er unter dem
Vorwand, meine Perſon zu ſchaͤtzen, mich zur
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[189/0197] daraus ſehr vermuthen, daß ein und der andere Fuͤrſt mit einer Buͤrgers-Tochter tanzte, wie ich troz meines gelehrten Standes mit einer Bauerstochter, oder daß ein Fuͤrſt zuweilen ei¬ nen Gelehrten oder Kuͤnſtler zu ſich kommen ließ, wie den Klavier- und den Schneidermeiſter auch, nicht in ſeinen Zirkel, ſondern zum Privatge¬ ſpraͤch. „Meine Leute, mes gens“ ſagen ſie von den Bedienten, um ſie von uns andern Leu¬ ten zu unterſcheiden. Warum reiteſt und kletterſt du aber ſo eif¬ rig an einen der hoͤchſten Stammbaͤume hinan? — Daß ich meines Orts droben ſitze, als Herr van der Harniſch, hat ſeinen guten Grund, ich fenſtere auf dem Gipfel meinen Zirkel aus, und erhebe, was drunten iſt, euch Buͤrger- Pak; kein Menſch kann ſich ruͤhmen, den Adel noch ſo geaͤrgert zu haben als ich; nur in Staͤd¬ ten, wo ich nicht von Geburt war, muſt' ich mich von ihm aͤrgern laſſen, wenn er unter dem Vorwand, meine Perſon zu ſchaͤtzen, mich zur Tafel bat, um meine Floͤte zu koſten; dann blies ich aber nichts, ſondern ich dachte: ich

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Zitationshilfe: Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 2. Tübingen, 1804, S. 189. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre02_1804/197>, abgerufen am 24.11.2024.