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Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 2. Tübingen, 1804.

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fieur? rief jener laut neben dem lauten Wasser¬
fall. Er kann sich unterstehen, meine Briefe,
die Er in meinem Parke aufgelesen, dem Ge¬
nerale zu übergeben, um sich bei ihm einzu¬
schmeicheln, weil dieser der Rittergutsherr von
Elterlein ist, Herr?"

Walt wurde wie von zwei Blizen getroffen,
gelähmt und gereizt; mit sterbender milder Stim¬
me sagt' er: "Ach Himmel! das ist aber zu
ungerecht -- Unglück über Unglück -- ich bin
wohl unschuldig -- Nein, nein, nur nicht so
entsezlich ungerecht sei man -- Und es war in
Neupeters Park." --

Vult hörte Klothars Stimme und lief aus
der Mooshütte her, worinn er aus Verdruß seine
alte Kunst, mit seinem Ich eine prügelnde Stu¬
be vorzustellen, getrieben ha[ - 3 Zeichen fehlen] Walt stand an
der Statue der Vestalin, die den Kopf senkte,
als wär' er ihr Ehemann. Der Flötenist, auf
eine noch geistigere Schlägerei treffend, als seine
gewesen, sah aus allem, daß Walt seine adeli¬
che Hülse und Raupen-Haut abgesprengt habe,
und als feste unbewegliche Puppe da hänge.

fieur? rief jener laut neben dem lauten Waſſer¬
fall. Er kann ſich unterſtehen, meine Briefe,
die Er in meinem Parke aufgeleſen, dem Ge¬
nerale zu uͤbergeben, um ſich bei ihm einzu¬
ſchmeicheln, weil dieſer der Rittergutsherr von
Elterlein iſt, Herr?“

Walt wurde wie von zwei Blizen getroffen,
gelaͤhmt und gereizt; mit ſterbender milder Stim¬
me ſagt' er: „Ach Himmel! das iſt aber zu
ungerecht — Ungluͤck uͤber Ungluͤck — ich bin
wohl unſchuldig — Nein, nein, nur nicht ſo
entſezlich ungerecht ſei man — Und es war in
Neupeters Park.“ —

Vult hoͤrte Klothars Stimme und lief aus
der Mooshuͤtte her, worinn er aus Verdruß ſeine
alte Kunſt, mit ſeinem Ich eine pruͤgelnde Stu¬
be vorzuſtellen, getrieben ha[ – 3 Zeichen fehlen] Walt ſtand an
der Statue der Veſtalin, die den Kopf ſenkte,
als waͤr' er ihr Ehemann. Der Floͤteniſt, auf
eine noch geiſtigere Schlaͤgerei treffend, als ſeine
geweſen, ſah aus allem, daß Walt ſeine adeli¬
che Huͤlſe und Raupen-Haut abgeſprengt habe,
und als feſte unbewegliche Puppe da haͤnge.

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[216/0224] fieur? rief jener laut neben dem lauten Waſſer¬ fall. Er kann ſich unterſtehen, meine Briefe, die Er in meinem Parke aufgeleſen, dem Ge¬ nerale zu uͤbergeben, um ſich bei ihm einzu¬ ſchmeicheln, weil dieſer der Rittergutsherr von Elterlein iſt, Herr?“ Walt wurde wie von zwei Blizen getroffen, gelaͤhmt und gereizt; mit ſterbender milder Stim¬ me ſagt' er: „Ach Himmel! das iſt aber zu ungerecht — Ungluͤck uͤber Ungluͤck — ich bin wohl unſchuldig — Nein, nein, nur nicht ſo entſezlich ungerecht ſei man — Und es war in Neupeters Park.“ — Vult hoͤrte Klothars Stimme und lief aus der Mooshuͤtte her, worinn er aus Verdruß ſeine alte Kunſt, mit ſeinem Ich eine pruͤgelnde Stu¬ be vorzuſtellen, getrieben ha___ Walt ſtand an der Statue der Veſtalin, die den Kopf ſenkte, als waͤr' er ihr Ehemann. Der Floͤteniſt, auf eine noch geiſtigere Schlaͤgerei treffend, als ſeine geweſen, ſah aus allem, daß Walt ſeine adeli¬ che Huͤlſe und Raupen-Haut abgeſprengt habe, und als feſte unbewegliche Puppe da haͤnge.

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Zitationshilfe: Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 2. Tübingen, 1804, S. 216. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre02_1804/224>, abgerufen am 16.05.2024.