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Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 2. Tübingen, 1804.

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Er bat sich sogleich vom Grafen einige Erklä¬
rung des Unwillens aus.

"Sie liegt in der Sache -- versezte, ohne
ihn anzusehen, dieser -- nur begreif' ich nicht,
wie man keck genug dieselbe Person aufsuchen
kann, deren Briefe man lieset, man usurpirt
und man in falsche Hände spielt, die ausdrück¬
lich darin verbeten wurden." -- "O ich habe
nichts gelesen -- sagte Walt -- ich habe nichts
gethan; aber ich erdulde gern das härteste Wort,
da ich ein solches Unglück über Sie gebracht"
sagte Walt und zog im Krampf der Hand einen
kurzen Theaterdolch aus dem menschenfeindlichen
Ueberrock und schwang ihn unbewust. Der
Graf bog sich ein wenig zurück vor dem Sack-
Stilet: was soll das? sagt er zornig -- "Herr
Graf, fieng Vult sehr stark an, auf mein Eh¬
renwort, er hat nichts gelesen, sag' ich, ob ich
gleich nicht weiß, von was die Rede ist. --
Gottwalt besieh', was du in der Hand hast!"
Glühend stieß dieser die Waffe in die Scheide
der Tasche.

Flegeljahre II. Bd. 15

Er bat ſich ſogleich vom Grafen einige Erklaͤ¬
rung des Unwillens aus.

„Sie liegt in der Sache — verſezte, ohne
ihn anzuſehen, dieſer — nur begreif' ich nicht,
wie man keck genug dieſelbe Perſon aufſuchen
kann, deren Briefe man lieſet, man uſurpirt
und man in falſche Haͤnde ſpielt, die ausdruͤck¬
lich darin verbeten wurden.“ — „O ich habe
nichts geleſen — ſagte Walt — ich habe nichts
gethan; aber ich erdulde gern das haͤrteſte Wort,
da ich ein ſolches Ungluͤck uͤber Sie gebracht“
ſagte Walt und zog im Krampf der Hand einen
kurzen Theaterdolch aus dem menſchenfeindlichen
Ueberrock und ſchwang ihn unbewuſt. Der
Graf bog ſich ein wenig zuruͤck vor dem Sack-
Stilet: was ſoll das? ſagt er zornig — „Herr
Graf, fieng Vult ſehr ſtark an, auf mein Eh¬
renwort, er hat nichts geleſen, ſag' ich, ob ich
gleich nicht weiß, von was die Rede iſt. —
Gottwalt beſieh', was du in der Hand haſt!“
Gluͤhend ſtieß dieſer die Waffe in die Scheide
der Taſche.

Flegeljahre II. Bd. 15
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[217/0225] Er bat ſich ſogleich vom Grafen einige Erklaͤ¬ rung des Unwillens aus. „Sie liegt in der Sache — verſezte, ohne ihn anzuſehen, dieſer — nur begreif' ich nicht, wie man keck genug dieſelbe Perſon aufſuchen kann, deren Briefe man lieſet, man uſurpirt und man in falſche Haͤnde ſpielt, die ausdruͤck¬ lich darin verbeten wurden.“ — „O ich habe nichts geleſen — ſagte Walt — ich habe nichts gethan; aber ich erdulde gern das haͤrteſte Wort, da ich ein ſolches Ungluͤck uͤber Sie gebracht“ ſagte Walt und zog im Krampf der Hand einen kurzen Theaterdolch aus dem menſchenfeindlichen Ueberrock und ſchwang ihn unbewuſt. Der Graf bog ſich ein wenig zuruͤck vor dem Sack- Stilet: was ſoll das? ſagt er zornig — „Herr Graf, fieng Vult ſehr ſtark an, auf mein Eh¬ renwort, er hat nichts geleſen, ſag' ich, ob ich gleich nicht weiß, von was die Rede iſt. — Gottwalt beſieh', was du in der Hand haſt!“ Gluͤhend ſtieß dieſer die Waffe in die Scheide der Taſche. Flegeljahre II. Bd. 15

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Zitationshilfe: Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 2. Tübingen, 1804, S. 217. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre02_1804/225>, abgerufen am 24.11.2024.