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Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 2. Tübingen, 1804.

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"Herr van der Harnisch, wandte Klothar
sich zum Flötenspieler, von Ihnen hab' ich mir
eine besondere Erklärung auszubitten, in wiefern
Sie mir diesen Notar unter fremdem Namen
präsentiren konnten." -- "Ich stehe zu jeder
da -- versezte Vult -- als meinen Freund und
Verwandten gab ich ihn -- das bleibt er -- ich
konnt' ihn auch als muthmaslichen Gesammt-
Erben der von der Kabelschen Erbschaft präsen¬
tiren. Ist sonst noch eine Erklärung nöthig?
-- "Ich würde sie fordern, versezte der Graf,
wenn ich nicht eben in den Reise-Wagen stiege."
-- "Ich bin erbötig nachzusteigen und darin
aus einander zu setzen oder überall" sagte Vult
und gieng beleidigt dem Grafen nach, der auf
seinen Wagen mit stolzer Kälte zuschritt. "O
hör' auf mich, schone mich, bat Walt, du weist
nicht, was ich ihm genommen." --

"Der Narr soll nicht hitzig reden, und du
bist auch einer" fuhr er den Notarius an. "Hr.
Graf, Sie sind mir noch Antwort schuldig"
sagte Vult. "Gar keine; aber ich frage: sind
Sie beide Brüder?" sagte Klothar.

„Herr van der Harniſch, wandte Klothar
ſich zum Floͤtenſpieler, von Ihnen hab' ich mir
eine beſondere Erklaͤrung auszubitten, in wiefern
Sie mir dieſen Notar unter fremdem Namen
praͤſentiren konnten.“ — „Ich ſtehe zu jeder
da — verſezte Vult — als meinen Freund und
Verwandten gab ich ihn — das bleibt er — ich
konnt' ihn auch als muthmaslichen Geſammt-
Erben der von der Kabelſchen Erbſchaft praͤſen¬
tiren. Iſt ſonſt noch eine Erklaͤrung noͤthig?
— „Ich wuͤrde ſie fordern, verſezte der Graf,
wenn ich nicht eben in den Reiſe-Wagen ſtiege.“
— „Ich bin erboͤtig nachzuſteigen und darin
aus einander zu ſetzen oder uͤberall“ ſagte Vult
und gieng beleidigt dem Grafen nach, der auf
ſeinen Wagen mit ſtolzer Kaͤlte zuſchritt. „O
hoͤr' auf mich, ſchone mich, bat Walt, du weiſt
nicht, was ich ihm genommen.“ —

„Der Narr ſoll nicht hitzig reden, und du
biſt auch einer“ fuhr er den Notarius an. „Hr.
Graf, Sie ſind mir noch Antwort ſchuldig“
ſagte Vult. „Gar keine; aber ich frage: ſind
Sie beide Bruͤder?“ ſagte Klothar.

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[218/0226] „Herr van der Harniſch, wandte Klothar ſich zum Floͤtenſpieler, von Ihnen hab' ich mir eine beſondere Erklaͤrung auszubitten, in wiefern Sie mir dieſen Notar unter fremdem Namen praͤſentiren konnten.“ — „Ich ſtehe zu jeder da — verſezte Vult — als meinen Freund und Verwandten gab ich ihn — das bleibt er — ich konnt' ihn auch als muthmaslichen Geſammt- Erben der von der Kabelſchen Erbſchaft praͤſen¬ tiren. Iſt ſonſt noch eine Erklaͤrung noͤthig? — „Ich wuͤrde ſie fordern, verſezte der Graf, wenn ich nicht eben in den Reiſe-Wagen ſtiege.“ — „Ich bin erboͤtig nachzuſteigen und darin aus einander zu ſetzen oder uͤberall“ ſagte Vult und gieng beleidigt dem Grafen nach, der auf ſeinen Wagen mit ſtolzer Kaͤlte zuſchritt. „O hoͤr' auf mich, ſchone mich, bat Walt, du weiſt nicht, was ich ihm genommen.“ — „Der Narr ſoll nicht hitzig reden, und du biſt auch einer“ fuhr er den Notarius an. „Hr. Graf, Sie ſind mir noch Antwort ſchuldig“ ſagte Vult. „Gar keine; aber ich frage: ſind Sie beide Bruͤder?“ ſagte Klothar.

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Zitationshilfe: Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 2. Tübingen, 1804, S. 218. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre02_1804/226>, abgerufen am 21.11.2024.