Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 2. Tübingen, 1804.schwerer Stimme (weinen konnt' er in solcher In der Stimme lag etwas gerührtes. Walt "Mehr als jeden und alle Spizbuben hie¬ ſchwerer Stimme (weinen konnt' er in ſolcher In der Stimme lag etwas geruͤhrtes. Walt „Mehr als jeden und alle Spizbuben hie¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0231" n="223"/> ſchwerer Stimme (weinen konnt' er in ſolcher<lb/> Stellung frei und luſtig wie er wollte) die Fra¬<lb/> ge that: Gottwalt, liebſt du einen gewiſſen<lb/> Quoddeus Vult noch?</p><lb/> <p>In der Stimme lag etwas geruͤhrtes. Walt<lb/> wollte ſich eiligſt herum werfen, aber er wurde<lb/> an den Haaren gehalten: „O Vult, liebſt du<lb/> mich denn noch?“ rief er weinend, und ließ das<lb/> Zopfband fahren.</p><lb/> <p>„Mehr als jeden und alle Spizbuben hie¬<lb/> nieden — verſezte Vult und konnte ſchwer re¬<lb/> den — und darum kraͤchz' ich wie ein Hund<lb/> und wie ein Weib. Beiße wieder aufs Zopf¬<lb/> band!“ — Aber der Notar fuhr ſchnell herum<lb/> und wurde ſchneeweiß, als er Thraͤnen uͤber<lb/> das Wellen ſchlagende Geſicht des Bruders rin¬<lb/> nen ſah: o Gott! was fehlt Dir, rief er? —<lb/> „Vielleicht nichts oder ſo etwas, ſagte Vult,<lb/> oder gar Liebe. So fahr's nur heraus, das<lb/> verfluchte Wort, ich war eiferſuͤchtig auf den<lb/> Grafen. Es iſt nicht ſauber vom Bruder, ſagt'<lb/> ich mir, daß Er ſo reviert und jagt, da man<lb/> ihm mehr zugethan iſt als allen Menſchen, die der<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [223/0231]
ſchwerer Stimme (weinen konnt' er in ſolcher
Stellung frei und luſtig wie er wollte) die Fra¬
ge that: Gottwalt, liebſt du einen gewiſſen
Quoddeus Vult noch?
In der Stimme lag etwas geruͤhrtes. Walt
wollte ſich eiligſt herum werfen, aber er wurde
an den Haaren gehalten: „O Vult, liebſt du
mich denn noch?“ rief er weinend, und ließ das
Zopfband fahren.
„Mehr als jeden und alle Spizbuben hie¬
nieden — verſezte Vult und konnte ſchwer re¬
den — und darum kraͤchz' ich wie ein Hund
und wie ein Weib. Beiße wieder aufs Zopf¬
band!“ — Aber der Notar fuhr ſchnell herum
und wurde ſchneeweiß, als er Thraͤnen uͤber
das Wellen ſchlagende Geſicht des Bruders rin¬
nen ſah: o Gott! was fehlt Dir, rief er? —
„Vielleicht nichts oder ſo etwas, ſagte Vult,
oder gar Liebe. So fahr's nur heraus, das
verfluchte Wort, ich war eiferſuͤchtig auf den
Grafen. Es iſt nicht ſauber vom Bruder, ſagt'
ich mir, daß Er ſo reviert und jagt, da man
ihm mehr zugethan iſt als allen Menſchen, die der
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