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Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 2. Tübingen, 1804.

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keiner Verbindlichkeit fremder Bezahlung ausse¬
zen wollen. Wie ein Vater ermahnte er ihn,
sein Ohr unter dem Stimmen nicht zu zerstreuen
und er würde ihm deutlicher rathen, sagt' er, wenn
es seine Pflicht erlaubte. "Auch ich geb' Ihnen
ein Instrument" sezt' er mit einem wohlwollen¬
den Lächeln dazu. Walt -- in die Liebe ver¬
liebt -- erinnerte sich mit Vergnügen an Kuh¬
nolds bekannte fruchttragende Ehe voll Töchter.

Die Sache wurde ins Wochenblatt gesezt.

Der einsylbige Vult schrieb nach der Er¬
scheinung desselben einen ganzen fast ernsthaften
Kautelar-Bogen voll Predigten über Saiten-
Nummern, Seiten-Sprengen und falsche Tem¬
peraturen, samt dem Flehen, doch nur einen
Tag lang kein Dichter zu seyn. "Sondern In¬
strumente statt zu machen wie ein Notar, zu
stimmen wie ein ordentlicher Regenspurger Ko¬
mizial-Mensch."

Am Abend vor dem Stimm-Tag erhielt
Walt die Liste der Stimmhäuser; aber darunter
war weder sein Wohnhaus -- Neupeter war
zu stolz dazu -- noch Klothars und Zablockis
ihre, doch sonst hohe genug.

keiner Verbindlichkeit fremder Bezahlung ausſe¬
zen wollen. Wie ein Vater ermahnte er ihn,
ſein Ohr unter dem Stimmen nicht zu zerſtreuen
und er wuͤrde ihm deutlicher rathen, ſagt' er, wenn
es ſeine Pflicht erlaubte. „Auch ich geb' Ihnen
ein Inſtrument“ ſezt' er mit einem wohlwollen¬
den Laͤcheln dazu. Walt — in die Liebe ver¬
liebt — erinnerte ſich mit Vergnuͤgen an Kuh¬
nolds bekannte fruchttragende Ehe voll Toͤchter.

Die Sache wurde ins Wochenblatt geſezt.

Der einſylbige Vult ſchrieb nach der Er¬
ſcheinung deſſelben einen ganzen faſt ernſthaften
Kautelar-Bogen voll Predigten uͤber Saiten-
Nummern, Seiten-Sprengen und falſche Tem¬
peraturen, ſamt dem Flehen, doch nur einen
Tag lang kein Dichter zu ſeyn. „Sondern In¬
ſtrumente ſtatt zu machen wie ein Notar, zu
ſtimmen wie ein ordentlicher Regenſpurger Ko¬
mizial-Menſch.“

Am Abend vor dem Stimm-Tag erhielt
Walt die Liſte der Stimmhaͤuſer; aber darunter
war weder ſein Wohnhaus — Neupeter war
zu ſtolz dazu — noch Klothars und Zablockis
ihre, doch ſonſt hohe genug.

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[39/0047] keiner Verbindlichkeit fremder Bezahlung ausſe¬ zen wollen. Wie ein Vater ermahnte er ihn, ſein Ohr unter dem Stimmen nicht zu zerſtreuen und er wuͤrde ihm deutlicher rathen, ſagt' er, wenn es ſeine Pflicht erlaubte. „Auch ich geb' Ihnen ein Inſtrument“ ſezt' er mit einem wohlwollen¬ den Laͤcheln dazu. Walt — in die Liebe ver¬ liebt — erinnerte ſich mit Vergnuͤgen an Kuh¬ nolds bekannte fruchttragende Ehe voll Toͤchter. Die Sache wurde ins Wochenblatt geſezt. Der einſylbige Vult ſchrieb nach der Er¬ ſcheinung deſſelben einen ganzen faſt ernſthaften Kautelar-Bogen voll Predigten uͤber Saiten- Nummern, Seiten-Sprengen und falſche Tem¬ peraturen, ſamt dem Flehen, doch nur einen Tag lang kein Dichter zu ſeyn. „Sondern In¬ ſtrumente ſtatt zu machen wie ein Notar, zu ſtimmen wie ein ordentlicher Regenſpurger Ko¬ mizial-Menſch.“ Am Abend vor dem Stimm-Tag erhielt Walt die Liſte der Stimmhaͤuſer; aber darunter war weder ſein Wohnhaus — Neupeter war zu ſtolz dazu — noch Klothars und Zablockis ihre, doch ſonſt hohe genug.

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Zitationshilfe: Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 2. Tübingen, 1804, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre02_1804/47>, abgerufen am 29.04.2024.