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Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 2. Tübingen, 1804.

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Als er am Morgen zuerst bei Kuhnold --
nach der anciennete des Meldens hatt' er zu
hausieren -- als Stimmer ankam: fand er im
netten, glatten Klavier-Zimmer statt der dlles
Kuhnold den oben gedachten hinkenden grämlichen
Notar, den der Fiskal Knol als der Kardinal¬
protektor der 7 Erben, hergeschickt zum Zeugen
aller Fehler, weil ein Notar, wie Deutschland
weis, zwei Zeugen schwer wiegt, folglich für das
Jus gerade jener nervus probandi, und erster
Grundsaz der Widerspruchs, jene geistige toni¬
ca dominante
oder Primzahl ist, wornach so
lange schon die Weltweisen wettrennen, um sol¬
che nur zu sehen; daher der Jurist in Minuten
mehr beweiset, als der Philosoph in Säkuln. --

Auch war Knol weitläuftig schriftlich darauf
bestanden, den Stimm-Tag durchaus nicht
zu Walts Notariats-Zeit zu schlagen --
was sich, replizierte Kuhnold, ja von selber ver¬
standen hätte.

Das heiter-geordnete Zimmer ohne Töchter
trug indes überall die Farben-Asche weiblicher
Schmetterlings-Flügel, bunte Arbeiten und Ar¬

Als er am Morgen zuerſt bei Kuhnold —
nach der ancienneté des Meldens hatt' er zu
hauſieren — als Stimmer ankam: fand er im
netten, glatten Klavier-Zimmer ſtatt der dlles
Kuhnold den oben gedachten hinkenden graͤmlichen
Notar, den der Fiſkal Knol als der Kardinal¬
protektor der 7 Erben, hergeſchickt zum Zeugen
aller Fehler, weil ein Notar, wie Deutſchland
weis, zwei Zeugen ſchwer wiegt, folglich fuͤr das
Jus gerade jener nervus probandi, und erſter
Grundſaz der Widerſpruchs, jene geiſtige toni¬
ca dominante
oder Primzahl iſt, wornach ſo
lange ſchon die Weltweiſen wettrennen, um ſol¬
che nur zu ſehen; daher der Juriſt in Minuten
mehr beweiſet, als der Philoſoph in Saͤkuln. —

Auch war Knol weitlaͤuftig ſchriftlich darauf
beſtanden, den Stimm-Tag durchaus nicht
zu Walts Notariats-Zeit zu ſchlagen —
was ſich, replizierte Kuhnold, ja von ſelber ver¬
ſtanden haͤtte.

Das heiter-geordnete Zimmer ohne Toͤchter
trug indes uͤberall die Farben-Aſche weiblicher
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[40/0048] Als er am Morgen zuerſt bei Kuhnold — nach der ancienneté des Meldens hatt' er zu hauſieren — als Stimmer ankam: fand er im netten, glatten Klavier-Zimmer ſtatt der dlles Kuhnold den oben gedachten hinkenden graͤmlichen Notar, den der Fiſkal Knol als der Kardinal¬ protektor der 7 Erben, hergeſchickt zum Zeugen aller Fehler, weil ein Notar, wie Deutſchland weis, zwei Zeugen ſchwer wiegt, folglich fuͤr das Jus gerade jener nervus probandi, und erſter Grundſaz der Widerſpruchs, jene geiſtige toni¬ ca dominante oder Primzahl iſt, wornach ſo lange ſchon die Weltweiſen wettrennen, um ſol¬ che nur zu ſehen; daher der Juriſt in Minuten mehr beweiſet, als der Philoſoph in Saͤkuln. — Auch war Knol weitlaͤuftig ſchriftlich darauf beſtanden, den Stimm-Tag durchaus nicht zu Walts Notariats-Zeit zu ſchlagen — was ſich, replizierte Kuhnold, ja von ſelber ver¬ ſtanden haͤtte. Das heiter-geordnete Zimmer ohne Toͤchter trug indes uͤberall die Farben-Aſche weiblicher Schmetterlings-Fluͤgel, bunte Arbeiten und Ar¬

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Zitationshilfe: Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 2. Tübingen, 1804, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre02_1804/48>, abgerufen am 21.11.2024.