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Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 2. Tübingen, 1804.

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Artischocken so wenig für nöthig erachtete, daß
er, Beweisen nach, deren bittern Stuhl und die
Spizblätter aufkäuete, die er hätte in die hollän¬
dische Sauce getunckt ablecken können und sollen.
Was ihm indeß weit besser schmeckte als alles,
was darinn lag, waren die Senfdosen, Dessert¬
löffel, Eierbrecher, Eistassen, goldne Obstmes¬
ser, weil er das neue Geschirr in seinen Doppel¬
roman als in einen Küchenschrank abliefern konn¬
te: "esset ihr in Gottesnamen, dacht' er, die
Kybizen Eier, die Mainzer Schinken, und Rauch-
Lächse; sobald ich nur die Namen richtig über¬
komme durch meinen guten Nachbar Flitte, so
hab' ich alles, was ich für meinen Roman
brauche, und kann auftischen."

In die höchste Schule der Lebensart gien¬
gen seine Augen bei dem Grafen, der keine Um¬
stände machte -- geradezu weissen Portwein for¬
derte -- und einen Kapaunenflügel mit nichts
abschälte als mit dem Gebiß, -- des Geback'nen
nicht zu gedencken, das er mit den Fingern an¬
nahm. Diese schöne Freiheit -- eingekleidet noch
in Stiefeln und Ueberrock -- spornte Walten an,

Artiſchocken ſo wenig fuͤr noͤthig erachtete, daß
er, Beweiſen nach, deren bittern Stuhl und die
Spizblaͤtter aufkaͤuete, die er haͤtte in die hollaͤn¬
diſche Sauce getunckt ablecken koͤnnen und ſollen.
Was ihm indeß weit beſſer ſchmeckte als alles,
was darinn lag, waren die Senfdoſen, Deſſert¬
loͤffel, Eierbrecher, Eistaſſen, goldne Obſtmeſ¬
ſer, weil er das neue Geſchirr in ſeinen Doppel¬
roman als in einen Kuͤchenſchrank abliefern konn¬
te: „eſſet ihr in Gottesnamen, dacht' er, die
Kybizen Eier, die Mainzer Schinken, und Rauch-
Laͤchſe; ſobald ich nur die Namen richtig uͤber¬
komme durch meinen guten Nachbar Flitte, ſo
hab' ich alles, was ich fuͤr meinen Roman
brauche, und kann auftiſchen.“

In die hoͤchſte Schule der Lebensart gien¬
gen ſeine Augen bei dem Grafen, der keine Um¬
ſtaͤnde machte — geradezu weiſſen Portwein for¬
derte — und einen Kapaunenfluͤgel mit nichts
abſchaͤlte als mit dem Gebiß, — des Geback'nen
nicht zu gedencken, das er mit den Fingern an¬
nahm. Dieſe ſchoͤne Freiheit — eingekleidet noch
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[68/0076] Artiſchocken ſo wenig fuͤr noͤthig erachtete, daß er, Beweiſen nach, deren bittern Stuhl und die Spizblaͤtter aufkaͤuete, die er haͤtte in die hollaͤn¬ diſche Sauce getunckt ablecken koͤnnen und ſollen. Was ihm indeß weit beſſer ſchmeckte als alles, was darinn lag, waren die Senfdoſen, Deſſert¬ loͤffel, Eierbrecher, Eistaſſen, goldne Obſtmeſ¬ ſer, weil er das neue Geſchirr in ſeinen Doppel¬ roman als in einen Kuͤchenſchrank abliefern konn¬ te: „eſſet ihr in Gottesnamen, dacht' er, die Kybizen Eier, die Mainzer Schinken, und Rauch- Laͤchſe; ſobald ich nur die Namen richtig uͤber¬ komme durch meinen guten Nachbar Flitte, ſo hab' ich alles, was ich fuͤr meinen Roman brauche, und kann auftiſchen.“ In die hoͤchſte Schule der Lebensart gien¬ gen ſeine Augen bei dem Grafen, der keine Um¬ ſtaͤnde machte — geradezu weiſſen Portwein for¬ derte — und einen Kapaunenfluͤgel mit nichts abſchaͤlte als mit dem Gebiß, — des Geback'nen nicht zu gedencken, das er mit den Fingern an¬ nahm. Dieſe ſchoͤne Freiheit — eingekleidet noch in Stiefeln und Ueberrock — ſpornte Walten an,

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Zitationshilfe: Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 2. Tübingen, 1804, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre02_1804/76>, abgerufen am 24.11.2024.