Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 3. Tübingen, 1804.

Bild:
<< vorherige Seite

ne Schauspielerin nach einer schweren tragischen
Tugend-Rolle am besten ihr eignes Theater
aux Italiens und ihre eigne Parodie werde --
am wenigsten dieser, daß das Militair, es sei
auf Kriegs-oder Friedensfuß, den griechischen
Möbeln gleiche, die meistens auf Satyrfüssen
standen -- und endlich der, daß wohl nichts
einander mehr sucht, und ähnlich findet (daher
schon die Worte Kriegstheater und Theaterkrieg,
Akzion und Staatsakzion, Truppen,) als eben
Theatertruppen die Kriegstruppen, und vice
versa
.

Ich fahre also, nachdem ich berichtet, daß
beide spazieren gegangen, gleich ihnen ruhig und
ungestört, hoff' ich, fort.

Walts Gesicht wurde eine Rose unter dem
Ausbleiben des Vaters. Wina heftete die Au¬
gen, die sich wie süsse Früchte unter das breite
Laub der Augenlieder verstekten, unter dem Hute
auf ihr Strikzeug nieder, das einen langen Kin¬
derhandschuh vollendete. Ueber den Notar kam
nun wieder die Furcht, daß sie ihn als den Aus¬
lieferer ihres Briefes zu verabscheuen anfange.

ne Schauſpielerin nach einer ſchweren tragiſchen
Tugend-Rolle am beſten ihr eignes Theater
aux Italiens und ihre eigne Parodie werde —
am wenigſten dieſer, daß das Militair, es ſei
auf Kriegs-oder Friedensfuß, den griechiſchen
Moͤbeln gleiche, die meiſtens auf Satyrfuͤſſen
ſtanden — und endlich der, daß wohl nichts
einander mehr ſucht, und aͤhnlich findet (daher
ſchon die Worte Kriegstheater und Theaterkrieg,
Akzion und Staatsakzion, Truppen,) als eben
Theatertruppen die Kriegstruppen, und vice
versa
.

Ich fahre alſo, nachdem ich berichtet, daß
beide ſpazieren gegangen, gleich ihnen ruhig und
ungeſtoͤrt, hoff' ich, fort.

Walts Geſicht wurde eine Roſe unter dem
Ausbleiben des Vaters. Wina heftete die Au¬
gen, die ſich wie ſuͤſſe Fruͤchte unter das breite
Laub der Augenlieder verſtekten, unter dem Hute
auf ihr Strikzeug nieder, das einen langen Kin¬
derhandſchuh vollendete. Ueber den Notar kam
nun wieder die Furcht, daß ſie ihn als den Aus¬
lieferer ihres Briefes zu verabſcheuen anfange.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0190" n="182"/>
ne Schau&#x017F;pielerin nach einer &#x017F;chweren tragi&#x017F;chen<lb/>
Tugend-Rolle am be&#x017F;ten ihr eignes Theater<lb/><hi rendition="#aq">aux Italiens</hi> und ihre eigne Parodie werde &#x2014;<lb/>
am wenig&#x017F;ten die&#x017F;er, daß das Militair, es &#x017F;ei<lb/>
auf Kriegs-oder Friedensfuß, den griechi&#x017F;chen<lb/>
Mo&#x0364;beln gleiche, die mei&#x017F;tens auf Satyrfu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en<lb/>
&#x017F;tanden &#x2014; und endlich der, daß wohl nichts<lb/>
einander mehr &#x017F;ucht, und a&#x0364;hnlich findet (daher<lb/>
&#x017F;chon die Worte Kriegstheater und Theaterkrieg,<lb/>
Akzion und Staatsakzion, Truppen,) als eben<lb/>
Theatertruppen die Kriegstruppen, und <hi rendition="#aq">vice<lb/>
versa</hi>.</p><lb/>
        <p>Ich fahre al&#x017F;o, nachdem ich berichtet, daß<lb/>
beide &#x017F;pazieren gegangen, gleich ihnen ruhig und<lb/>
unge&#x017F;to&#x0364;rt, hoff' ich, fort.</p><lb/>
        <p>Walts Ge&#x017F;icht wurde eine Ro&#x017F;e unter dem<lb/>
Ausbleiben des Vaters. Wina heftete die Au¬<lb/>
gen, die &#x017F;ich wie &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;e Fru&#x0364;chte unter das breite<lb/>
Laub der Augenlieder ver&#x017F;tekten, unter dem Hute<lb/>
auf ihr Strikzeug nieder, das einen langen Kin¬<lb/>
derhand&#x017F;chuh vollendete. Ueber den Notar kam<lb/>
nun wieder die Furcht, daß &#x017F;ie ihn als den Aus¬<lb/>
lieferer ihres Briefes zu verab&#x017F;cheuen anfange.<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[182/0190] ne Schauſpielerin nach einer ſchweren tragiſchen Tugend-Rolle am beſten ihr eignes Theater aux Italiens und ihre eigne Parodie werde — am wenigſten dieſer, daß das Militair, es ſei auf Kriegs-oder Friedensfuß, den griechiſchen Moͤbeln gleiche, die meiſtens auf Satyrfuͤſſen ſtanden — und endlich der, daß wohl nichts einander mehr ſucht, und aͤhnlich findet (daher ſchon die Worte Kriegstheater und Theaterkrieg, Akzion und Staatsakzion, Truppen,) als eben Theatertruppen die Kriegstruppen, und vice versa. Ich fahre alſo, nachdem ich berichtet, daß beide ſpazieren gegangen, gleich ihnen ruhig und ungeſtoͤrt, hoff' ich, fort. Walts Geſicht wurde eine Roſe unter dem Ausbleiben des Vaters. Wina heftete die Au¬ gen, die ſich wie ſuͤſſe Fruͤchte unter das breite Laub der Augenlieder verſtekten, unter dem Hute auf ihr Strikzeug nieder, das einen langen Kin¬ derhandſchuh vollendete. Ueber den Notar kam nun wieder die Furcht, daß ſie ihn als den Aus¬ lieferer ihres Briefes zu verabſcheuen anfange.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre03_1804
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre03_1804/190
Zitationshilfe: Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 3. Tübingen, 1804, S. 182. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre03_1804/190>, abgerufen am 23.11.2024.