sam und ein wenig nikte sie mit dem Kopfe, und mehrmals mit dem Augenliede, weil sie vom gestirnten Himmel nicht wegsehen wollte; führte aber die väterliche Hand an den betenden Mund, um ihm stiller zu danken. Darauf zankt' er ein wenig, daß sie so stark empfinde, und die Gefühle so gern aufnehme, die er ihr zuleite.
Schnell führte er Beide durch einen künstli¬ chen Weg vor das stäubende Grab, worein sich der Wasserfall, wie ein Selbstmörder, stürzte, und woraus er als ein langer verklärter Strom aufer¬ stand und in die Länder grif. Der Strom stürz¬ te -- ohne daß man sehen konnte, aus welcher Höhe -- weit über eine alte Ruinen-Mauer hinüber und hinab.
Zablocki sagte darauf schreiend, wenn beide nicht scheueten, sich auf Gefahr eines schwachen Dampf-Regens mit ihm hart an der Mauer hin- und durch deren niedrige von lauter grünen Zweigen zugewebte Pforte durch zu drängen: so könnten sie auch etwas von der ebenen Landschaft sehen.
ſam und ein wenig nikte ſie mit dem Kopfe, und mehrmals mit dem Augenliede, weil ſie vom geſtirnten Himmel nicht wegſehen wollte; fuͤhrte aber die vaͤterliche Hand an den betenden Mund, um ihm ſtiller zu danken. Darauf zankt' er ein wenig, daß ſie ſo ſtark empfinde, und die Gefuͤhle ſo gern aufnehme, die er ihr zuleite.
Schnell fuͤhrte er Beide durch einen kuͤnſtli¬ chen Weg vor das ſtaͤubende Grab, worein ſich der Waſſerfall, wie ein Selbſtmoͤrder, ſtuͤrzte, und woraus er als ein langer verklaͤrter Strom aufer¬ ſtand und in die Laͤnder grif. Der Strom ſtuͤrz¬ te — ohne daß man ſehen konnte, aus welcher Hoͤhe — weit uͤber eine alte Ruinen-Mauer hinuͤber und hinab.
Zablocki ſagte darauf ſchreiend, wenn beide nicht ſcheueten, ſich auf Gefahr eines ſchwachen Dampf-Regens mit ihm hart an der Mauer hin- und durch deren niedrige von lauter gruͤnen Zweigen zugewebte Pforte durch zu draͤngen: ſo koͤnnten ſie auch etwas von der ebenen Landſchaft ſehen.
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0210"n="202"/>ſam und ein wenig nikte ſie mit dem Kopfe,<lb/>
und mehrmals mit dem Augenliede, weil ſie<lb/>
vom geſtirnten Himmel nicht wegſehen wollte;<lb/>
fuͤhrte aber die vaͤterliche Hand an den betenden<lb/>
Mund, um ihm ſtiller zu danken. Darauf<lb/>
zankt' er ein wenig, daß ſie ſo ſtark empfinde,<lb/>
und die Gefuͤhle ſo gern aufnehme, die er ihr<lb/>
zuleite.</p><lb/><p>Schnell fuͤhrte er Beide durch einen kuͤnſtli¬<lb/>
chen Weg vor das ſtaͤubende Grab, worein ſich<lb/>
der Waſſerfall, wie ein Selbſtmoͤrder, ſtuͤrzte, und<lb/>
woraus er als ein langer verklaͤrter Strom aufer¬<lb/>ſtand und in die Laͤnder grif. Der Strom ſtuͤrz¬<lb/>
te — ohne daß man ſehen konnte, aus welcher<lb/>
Hoͤhe — weit uͤber eine alte Ruinen-Mauer<lb/>
hinuͤber und hinab.</p><lb/><p>Zablocki ſagte darauf ſchreiend, wenn beide<lb/>
nicht ſcheueten, ſich auf Gefahr eines ſchwachen<lb/>
Dampf-Regens mit ihm hart an der Mauer<lb/>
hin- und durch deren niedrige von lauter gruͤnen<lb/>
Zweigen zugewebte Pforte durch zu draͤngen: ſo<lb/>
koͤnnten ſie auch etwas von der ebenen Landſchaft<lb/>ſehen.<lb/></p></div></body></text></TEI>
[202/0210]
ſam und ein wenig nikte ſie mit dem Kopfe,
und mehrmals mit dem Augenliede, weil ſie
vom geſtirnten Himmel nicht wegſehen wollte;
fuͤhrte aber die vaͤterliche Hand an den betenden
Mund, um ihm ſtiller zu danken. Darauf
zankt' er ein wenig, daß ſie ſo ſtark empfinde,
und die Gefuͤhle ſo gern aufnehme, die er ihr
zuleite.
Schnell fuͤhrte er Beide durch einen kuͤnſtli¬
chen Weg vor das ſtaͤubende Grab, worein ſich
der Waſſerfall, wie ein Selbſtmoͤrder, ſtuͤrzte, und
woraus er als ein langer verklaͤrter Strom aufer¬
ſtand und in die Laͤnder grif. Der Strom ſtuͤrz¬
te — ohne daß man ſehen konnte, aus welcher
Hoͤhe — weit uͤber eine alte Ruinen-Mauer
hinuͤber und hinab.
Zablocki ſagte darauf ſchreiend, wenn beide
nicht ſcheueten, ſich auf Gefahr eines ſchwachen
Dampf-Regens mit ihm hart an der Mauer
hin- und durch deren niedrige von lauter gruͤnen
Zweigen zugewebte Pforte durch zu draͤngen: ſo
koͤnnten ſie auch etwas von der ebenen Landſchaft
ſehen.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 3. Tübingen, 1804, S. 202. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre03_1804/210>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.