Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 3. Tübingen, 1804.Er gieng voraus, mit langem Arme sich Wi¬ Er gieng voraus, mit langem Arme ſich Wi¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0211" n="203"/> <p>Er gieng voraus, mit langem Arme ſich Wi¬<lb/> nen nachziehend. Als ſie durch das halb ver¬<lb/> ſunkne Thor durch waren, ſahen ſie in Weſten<lb/> eine Ebene voll Kloͤſter und Doͤrfer mit einem<lb/> dunkeln Strom in ſeinem Thal, und in Oſten<lb/> die Gebuͤrge, die wieder auf Gebuͤrgen wohnten<lb/> und, wie die Zybele, mit rothen Staͤdten aus<lb/> Eis, wie mit Goldkronen, im hohen Himmel ſtan¬<lb/> den. Die Menſchen erwarteten das Durchbren¬<lb/> nen der Sonne, welche den Schnee des Erden-<lb/> Alters ſchon ſanft mit ihren warmen Roſen fuͤll¬<lb/> te. Der Donner des Waſſers zog noch allein<lb/> durch den Morgenhimmel. — Jezt blikte Gott¬<lb/> walt von Oſten weg und in die Hoͤhe, denn ein<lb/> ſeltſamer Goldſchein uͤberflog das naſſe Gruͤn —<lb/> da ſah er uͤber ſeinem Haupte den feſt ſchweben¬<lb/> den Waſſerfall vor der Morgenſonne brennen<lb/> als eine fliegende Flammenbruͤcke, uͤber welche<lb/> der Sonnenwagen mit ſeinen Roſſen entzuͤndend<lb/> rollte. — Er warf ſich auf die Knie, und den<lb/> Hut ab, und die Haͤnde empor, ſchauete auf<lb/> und rief laut: O die Herrlichkeit Gottes, Wi¬<lb/> na!<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [203/0211]
Er gieng voraus, mit langem Arme ſich Wi¬
nen nachziehend. Als ſie durch das halb ver¬
ſunkne Thor durch waren, ſahen ſie in Weſten
eine Ebene voll Kloͤſter und Doͤrfer mit einem
dunkeln Strom in ſeinem Thal, und in Oſten
die Gebuͤrge, die wieder auf Gebuͤrgen wohnten
und, wie die Zybele, mit rothen Staͤdten aus
Eis, wie mit Goldkronen, im hohen Himmel ſtan¬
den. Die Menſchen erwarteten das Durchbren¬
nen der Sonne, welche den Schnee des Erden-
Alters ſchon ſanft mit ihren warmen Roſen fuͤll¬
te. Der Donner des Waſſers zog noch allein
durch den Morgenhimmel. — Jezt blikte Gott¬
walt von Oſten weg und in die Hoͤhe, denn ein
ſeltſamer Goldſchein uͤberflog das naſſe Gruͤn —
da ſah er uͤber ſeinem Haupte den feſt ſchweben¬
den Waſſerfall vor der Morgenſonne brennen
als eine fliegende Flammenbruͤcke, uͤber welche
der Sonnenwagen mit ſeinen Roſſen entzuͤndend
rollte. — Er warf ſich auf die Knie, und den
Hut ab, und die Haͤnde empor, ſchauete auf
und rief laut: O die Herrlichkeit Gottes, Wi¬
na!
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |