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Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 3. Tübingen, 1804.

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aber böse Historien; und der Autor leidet dabei
unsäglich; er hat immer einen Namen zu verlie¬
ren, und nur der Rezensent einen zu gewinnen;
er lobt sich überhaupt das Lob und feiert so un¬
gern nach seinem Namenstage noch einen Ekel¬
namens-Tag. Es ist ihm terribel und so un¬
angenehm als irgend etwas, daß das deutsche
Publikum von seinen Autoren, wie das englische
von seinen Bären, wünscht, sie nicht nur tan¬
zen
, sondern auch gehezt zu sehen. Ein je¬
der Autor hat doch -- oder solls haben -- so
viel Stolz als irgend ein Peha, oder Tezet, oder
Iks oder ein anderer Kapital-Letter von Klopf¬
stock in dessen grammatikalischen Gesprächen,
besonders da er ja der Chef dieser aufgeblasenen
XXIIger Union oder dieser grande Bande des
24 Violons ou les vingt-quatre ist, die er
in Glieder stellt auf dem Papier wie er nur will.

Allerdings gäb' es ein gutes Mittel und
Projekt dagegen, hoch edler Stadtrath, wenn es
angenommen würde. Hundertmal hab' ich ge¬
dacht: könnte nicht eine Kompagnie wackerer
Autoren von einerlei Grundsätzen und Lorber¬

aber boͤſe Hiſtorien; und der Autor leidet dabei
unſaͤglich; er hat immer einen Namen zu verlie¬
ren, und nur der Rezenſent einen zu gewinnen;
er lobt ſich uͤberhaupt das Lob und feiert ſo un¬
gern nach ſeinem Namenstage noch einen Ekel¬
namens-Tag. Es iſt ihm terribel und ſo un¬
angenehm als irgend etwas, daß das deutſche
Publikum von ſeinen Autoren, wie das engliſche
von ſeinen Baͤren, wuͤnſcht, ſie nicht nur tan¬
zen
, ſondern auch gehezt zu ſehen. Ein je¬
der Autor hat doch — oder ſolls haben — ſo
viel Stolz als irgend ein Peha, oder Tezet, oder
Iks oder ein anderer Kapital-Letter von Klopf¬
ſtock in deſſen grammatikaliſchen Geſpraͤchen,
beſonders da er ja der Chef dieſer aufgeblaſenen
XXIIger Union oder dieſer grande Bande des
24 Violons ou les vingt-quatre iſt, die er
in Glieder ſtellt auf dem Papier wie er nur will.

Allerdings gaͤb' es ein gutes Mittel und
Projekt dagegen, hoch edler Stadtrath, wenn es
angenommen wuͤrde. Hundertmal hab' ich ge¬
dacht: koͤnnte nicht eine Kompagnie wackerer
Autoren von einerlei Grundſaͤtzen und Lorber¬

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[216/0224] aber boͤſe Hiſtorien; und der Autor leidet dabei unſaͤglich; er hat immer einen Namen zu verlie¬ ren, und nur der Rezenſent einen zu gewinnen; er lobt ſich uͤberhaupt das Lob und feiert ſo un¬ gern nach ſeinem Namenstage noch einen Ekel¬ namens-Tag. Es iſt ihm terribel und ſo un¬ angenehm als irgend etwas, daß das deutſche Publikum von ſeinen Autoren, wie das engliſche von ſeinen Baͤren, wuͤnſcht, ſie nicht nur tan¬ zen, ſondern auch gehezt zu ſehen. Ein je¬ der Autor hat doch — oder ſolls haben — ſo viel Stolz als irgend ein Peha, oder Tezet, oder Iks oder ein anderer Kapital-Letter von Klopf¬ ſtock in deſſen grammatikaliſchen Geſpraͤchen, beſonders da er ja der Chef dieſer aufgeblaſenen XXIIger Union oder dieſer grande Bande des 24 Violons ou les vingt-quatre iſt, die er in Glieder ſtellt auf dem Papier wie er nur will. Allerdings gaͤb' es ein gutes Mittel und Projekt dagegen, hoch edler Stadtrath, wenn es angenommen wuͤrde. Hundertmal hab' ich ge¬ dacht: koͤnnte nicht eine Kompagnie wackerer Autoren von einerlei Grundſaͤtzen und Lorber¬

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Zitationshilfe: Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 3. Tübingen, 1804, S. 216. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre03_1804/224>, abgerufen am 16.05.2024.