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Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 3. Tübingen, 1804.

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ren das Ernähren eines sechsten auch stark: --
Wiese man nun aber Sehustern das Maushacki¬
sche Legat zu: so könnt' ers pro forma in Jena
oder Bamberg verzehren; und dabei gemächlich
beurtheilen, einige bekränzen, und ganz weg ha¬
ben, unzählige kaum von der Seite ansehen, die
Gemeinheit herzlich verachten, viele Sachen de¬
duzieren, wie z. B. den Roman, den Humor,
die Poesie, aus vier oder fünf Termen und Schrei¬
bern, und völlig unter die sogenannten ganzen
Leute gehören. Der seelige Maushack selber --
den ich zwar nicht kenne, der aber doch von der
andern Welt muß endlich profitieret haben --
würde droben, wenn er von diesen Früchten sei¬
nes Nachlasses hörte, seelenvergnügt sagen: "herz¬
lich gönn' ich der wilden Fliege drunten das Le¬
gat, blos weil sie um eine Welt früher als ich,
von dem Reflexions-Punkte weggeflogen."

O Gott, Stadtrath! was wäre noch zu sa¬
gen, würd' es nicht gedruckt! Ein Autor giebt
lauter Nüsse aufzubeissen, welche dem Gehirne
gleichen, das nach Le Camus ihnen gleicht, und
die also 3 Häute haben; wer aber schälet sie ab?

ren das Ernaͤhren eines ſechsten auch ſtark: —
Wieſe man nun aber Sehuſtern das Maushacki¬
ſche Legat zu: ſo koͤnnt' ers pro forma in Jena
oder Bamberg verzehren; und dabei gemaͤchlich
beurtheilen, einige bekraͤnzen, und ganz weg ha¬
ben, unzaͤhlige kaum von der Seite anſehen, die
Gemeinheit herzlich verachten, viele Sachen de¬
duzieren, wie z. B. den Roman, den Humor,
die Poeſie, aus vier oder fuͤnf Termen und Schrei¬
bern, und voͤllig unter die ſogenannten ganzen
Leute gehoͤren. Der ſeelige Maushack ſelber —
den ich zwar nicht kenne, der aber doch von der
andern Welt muß endlich profitieret haben —
wuͤrde droben, wenn er von dieſen Fruͤchten ſei¬
nes Nachlaſſes hoͤrte, ſeelenvergnuͤgt ſagen: „herz¬
lich goͤnn' ich der wilden Fliege drunten das Le¬
gat, blos weil ſie um eine Welt fruͤher als ich,
von dem Reflexions-Punkte weggeflogen.“

O Gott, Stadtrath! was waͤre noch zu ſa¬
gen, wuͤrd' es nicht gedruckt! Ein Autor giebt
lauter Nuͤſſe aufzubeiſſen, welche dem Gehirne
gleichen, das nach Le Camus ihnen gleicht, und
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[222/0230] ren das Ernaͤhren eines ſechsten auch ſtark: — Wieſe man nun aber Sehuſtern das Maushacki¬ ſche Legat zu: ſo koͤnnt' ers pro forma in Jena oder Bamberg verzehren; und dabei gemaͤchlich beurtheilen, einige bekraͤnzen, und ganz weg ha¬ ben, unzaͤhlige kaum von der Seite anſehen, die Gemeinheit herzlich verachten, viele Sachen de¬ duzieren, wie z. B. den Roman, den Humor, die Poeſie, aus vier oder fuͤnf Termen und Schrei¬ bern, und voͤllig unter die ſogenannten ganzen Leute gehoͤren. Der ſeelige Maushack ſelber — den ich zwar nicht kenne, der aber doch von der andern Welt muß endlich profitieret haben — wuͤrde droben, wenn er von dieſen Fruͤchten ſei¬ nes Nachlaſſes hoͤrte, ſeelenvergnuͤgt ſagen: „herz¬ lich goͤnn' ich der wilden Fliege drunten das Le¬ gat, blos weil ſie um eine Welt fruͤher als ich, von dem Reflexions-Punkte weggeflogen.“ O Gott, Stadtrath! was waͤre noch zu ſa¬ gen, wuͤrd' es nicht gedruckt! Ein Autor giebt lauter Nuͤſſe aufzubeiſſen, welche dem Gehirne gleichen, das nach Le Camus ihnen gleicht, und die alſo 3 Haͤute haben; wer aber ſchaͤlet ſie ab?

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Zitationshilfe: Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 3. Tübingen, 1804, S. 222. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre03_1804/230>, abgerufen am 24.11.2024.