Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 3. Tübingen, 1804.unter des leztern Regierung, der Mittagsteu¬ Deswegen zog er auf den Glockenthurm -- Unter seinen Gläubigern war nun ein junger Flegeljahre III. Bd. 4
unter des leztern Regierung, der Mittagsteu¬ Deswegen zog er auf den Glockenthurm — Unter ſeinen Glaͤubigern war nun ein junger Flegeljahre III. Bd. 4
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0057" n="49"/> unter des leztern Regierung, der <hi rendition="#g">Mittagsteu¬<lb/> fel</hi> heiſſen ſollte, und noch mehr der Kleiderteu¬<lb/> fel, und jeder Tag hatten ihm allmaͤlich ein an¬<lb/> ſtaͤndiges Gefolge von <hi rendition="#g">Lehnlakaien</hi> oder <hi rendition="#aq">valets<lb/> de fantaisie</hi>, das immer hinter ihm gieng unter<lb/> dem bekannten Namen <hi rendition="#g">Glaͤubiger</hi>, in die<lb/> Dienſte gefuͤhret und zugewaͤlzt. Oft ſchikten<lb/> dieſe wahren <hi rendition="#g">Kammer-Mohren</hi> ihre eignen<lb/> Laden- und andere Diener als Mephiſtophileſſe,<lb/> die, ohne zitirt zu ſeyn, ihn ſelber zitirten.</p><lb/> <p>Deswegen zog er auf den Glockenthurm —<lb/> ſeinen Schuldthurm —, um durch die unzaͤhligen<lb/> Treppen manche Beſuche zu verleiden, oder aus<lb/> dem Glockenſtuhle vorauszuſehen. Unten in der<lb/> Stadt ſchwur er ſtets, er hab' es gethan, um<lb/> eine ſchoͤne <hi rendition="#g">freie</hi> Ausſicht zu genieſſen, ſo ſehr<lb/> er auch die Beſchwerden ſich vorher habe denken<lb/> koͤnnen.</p><lb/> <p>Unter ſeinen Glaͤubigern war nun ein junger<lb/> Arzt, Namens <hi rendition="#g">Hut</hi>, der ſich ſehr aufblies und<lb/> der wenige Patienten hatte, weil er ihnen das<lb/> Sterbliche auszog und ſie verklaͤrte. Dieſer Hut<lb/> hatte den vier groſſen Browniſchen Kartenkoͤnigin¬<lb/> <fw place="bottom" type="sig">Flegeljahre <hi rendition="#aq">III</hi>. Bd. 4<lb/></fw> </p> </div> </body> </text> </TEI> [49/0057]
unter des leztern Regierung, der Mittagsteu¬
fel heiſſen ſollte, und noch mehr der Kleiderteu¬
fel, und jeder Tag hatten ihm allmaͤlich ein an¬
ſtaͤndiges Gefolge von Lehnlakaien oder valets
de fantaisie, das immer hinter ihm gieng unter
dem bekannten Namen Glaͤubiger, in die
Dienſte gefuͤhret und zugewaͤlzt. Oft ſchikten
dieſe wahren Kammer-Mohren ihre eignen
Laden- und andere Diener als Mephiſtophileſſe,
die, ohne zitirt zu ſeyn, ihn ſelber zitirten.
Deswegen zog er auf den Glockenthurm —
ſeinen Schuldthurm —, um durch die unzaͤhligen
Treppen manche Beſuche zu verleiden, oder aus
dem Glockenſtuhle vorauszuſehen. Unten in der
Stadt ſchwur er ſtets, er hab' es gethan, um
eine ſchoͤne freie Ausſicht zu genieſſen, ſo ſehr
er auch die Beſchwerden ſich vorher habe denken
koͤnnen.
Unter ſeinen Glaͤubigern war nun ein junger
Arzt, Namens Hut, der ſich ſehr aufblies und
der wenige Patienten hatte, weil er ihnen das
Sterbliche auszog und ſie verklaͤrte. Dieſer Hut
hatte den vier groſſen Browniſchen Kartenkoͤnigin¬
Flegeljahre III. Bd. 4
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |