Walt verstand ihn nicht; denn oft kam es ihm vor, als finde Vult zuweilen später den Sinn als das Wort.
Im nächsten Dämmerungs-Feiertag, und Feierabende, nämlich im dritten, war der dritte abgeschaft, Vult griff kein Flötenloch, blies kei¬ ne Note. Aber der Bruder nahm den künstleri¬ schen Eigensinn nicht übel, hielt den Bruder für so glücklich als sich und wandte nichts ein gegen einen Wechsel der Dämmer-Partien. "Hab' ich denn nicht eine Luftröhre wie du, so gut zu Lau¬ ten gebohrt als die Flöte? Kann ich denn dir nichts sagen, ohne das Holz ins Maul zu ste¬ cken? -- Diskuriren wir lieber beiderseits," sag¬ te Vult.
In den folgenden Dämmerungen kehrte die¬ ser zur alten Sitte zurück, hinter den Laternen¬ anzündern die Gassen zu durchstreifen -- ein Abentheuer mit einer Schauspielerin zu bestehen -- Burgunder allein zu borgen (Walten hielt er, seit dieser ihn mit Zucker absüßte, keines mehr würdig) -- mit der Flöte in fremde Flöten auf der Gasse oder in die Kulisse einzutreten -- und
Walt verſtand ihn nicht; denn oft kam es ihm vor, als finde Vult zuweilen ſpaͤter den Sinn als das Wort.
Im naͤchſten Daͤmmerungs-Feiertag, und Feierabende, naͤmlich im dritten, war der dritte abgeſchaft, Vult griff kein Floͤtenloch, blies kei¬ ne Note. Aber der Bruder nahm den kuͤnſtleri¬ ſchen Eigenſinn nicht uͤbel, hielt den Bruder fuͤr ſo gluͤcklich als ſich und wandte nichts ein gegen einen Wechſel der Daͤmmer-Partien. „Hab' ich denn nicht eine Luftroͤhre wie du, ſo gut zu Lau¬ ten gebohrt als die Floͤte? Kann ich denn dir nichts ſagen, ohne das Holz ins Maul zu ſte¬ cken? — Diſkuriren wir lieber beiderſeits,” ſag¬ te Vult.
In den folgenden Daͤmmerungen kehrte die¬ ſer zur alten Sitte zuruͤck, hinter den Laternen¬ anzuͤndern die Gaſſen zu durchſtreifen — ein Abentheuer mit einer Schauſpielerin zu beſtehen — Burgunder allein zu borgen (Walten hielt er, ſeit dieſer ihn mit Zucker abſuͤßte, keines mehr wuͤrdig) — mit der Floͤte in fremde Floͤten auf der Gaſſe oder in die Kuliſſe einzutreten — und
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Walt verſtand ihn nicht; denn oft kam es ihm
vor, als finde Vult zuweilen ſpaͤter den Sinn
als das Wort.
Im naͤchſten Daͤmmerungs-Feiertag, und
Feierabende, naͤmlich im dritten, war der dritte
abgeſchaft, Vult griff kein Floͤtenloch, blies kei¬
ne Note. Aber der Bruder nahm den kuͤnſtleri¬
ſchen Eigenſinn nicht uͤbel, hielt den Bruder fuͤr
ſo gluͤcklich als ſich und wandte nichts ein gegen
einen Wechſel der Daͤmmer-Partien. „Hab' ich
denn nicht eine Luftroͤhre wie du, ſo gut zu Lau¬
ten gebohrt als die Floͤte? Kann ich denn dir
nichts ſagen, ohne das Holz ins Maul zu ſte¬
cken? — Diſkuriren wir lieber beiderſeits,” ſag¬
te Vult.
In den folgenden Daͤmmerungen kehrte die¬
ſer zur alten Sitte zuruͤck, hinter den Laternen¬
anzuͤndern die Gaſſen zu durchſtreifen — ein
Abentheuer mit einer Schauſpielerin zu beſtehen
— Burgunder allein zu borgen (Walten hielt er,
ſeit dieſer ihn mit Zucker abſuͤßte, keines mehr
wuͤrdig) — mit der Floͤte in fremde Floͤten auf
der Gaſſe oder in die Kuliſſe einzutreten — und
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Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 4. Tübingen, 1805, S. 156. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre04_1805/162>, abgerufen am 25.11.2024.
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