sich endlich auf dem Kaffee-Hause halb todt zu ärgern, daß er am Ende so gut als einer, sich unter die Haßlauer mische, und, allmählich hin¬ abgewöhnt, sich mit ihnen in Gespräche verflech¬ te, da er doch mit der festesten Verachtung im Sommer angekommen sei.
Walt blieb freudig zu Hause; er fand in den kleinsten Blümchen, die durch einen Schnee hin¬ durch wuchsen, so viel Honig als er brauchte. Als die Tage abnahmen: so freuete er sich über die Länge der Abenddämmerung so wie des gestirn¬ ten Morgens; ohne dabei zu vergessen, daß er sich eben so gut, nur später, über die Zunahme freuen würde. Der Mond war eigentlich sein Glücksstern, so daß er ihm in jedem Monate nicht viel weniger als 27 schöne Abende oder Morgen herunterwarf; denn beinahe 14 Tage (nur die Paar ersten ausgenommen) konnt' er auf dessen Wachsthum bauen; -- von Vollmond bis zum letzten Viertel, wurde ohnehin Elysiums Schimmer, blos später, oft über seinem Bette aufgetragen, und das letzte Viertel gab den Mor¬ genstunden Silber in den Mund. Da einmal
ſich endlich auf dem Kaffee-Hauſe halb todt zu aͤrgern, daß er am Ende ſo gut als einer, ſich unter die Haßlauer miſche, und, allmaͤhlich hin¬ abgewoͤhnt, ſich mit ihnen in Geſpraͤche verflech¬ te, da er doch mit der feſteſten Verachtung im Sommer angekommen ſei.
Walt blieb freudig zu Hauſe; er fand in den kleinſten Bluͤmchen, die durch einen Schnee hin¬ durch wuchſen, ſo viel Honig als er brauchte. Als die Tage abnahmen: ſo freuete er ſich uͤber die Laͤnge der Abenddaͤmmerung ſo wie des geſtirn¬ ten Morgens; ohne dabei zu vergeſſen, daß er ſich eben ſo gut, nur ſpaͤter, uͤber die Zunahme freuen wuͤrde. Der Mond war eigentlich ſein Gluͤcksſtern, ſo daß er ihm in jedem Monate nicht viel weniger als 27 ſchoͤne Abende oder Morgen herunterwarf; denn beinahe 14 Tage (nur die Paar erſten ausgenommen) konnt' er auf deſſen Wachsthum bauen; — von Vollmond bis zum letzten Viertel, wurde ohnehin Elyſiums Schimmer, blos ſpaͤter, oft uͤber ſeinem Bette aufgetragen, und das letzte Viertel gab den Mor¬ genſtunden Silber in den Mund. Da einmal
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ſich endlich auf dem Kaffee-Hauſe halb todt zu
aͤrgern, daß er am Ende ſo gut als einer, ſich
unter die Haßlauer miſche, und, allmaͤhlich hin¬
abgewoͤhnt, ſich mit ihnen in Geſpraͤche verflech¬
te, da er doch mit der feſteſten Verachtung im
Sommer angekommen ſei.
Walt blieb freudig zu Hauſe; er fand in den
kleinſten Bluͤmchen, die durch einen Schnee hin¬
durch wuchſen, ſo viel Honig als er brauchte.
Als die Tage abnahmen: ſo freuete er ſich uͤber
die Laͤnge der Abenddaͤmmerung ſo wie des geſtirn¬
ten Morgens; ohne dabei zu vergeſſen, daß er
ſich eben ſo gut, nur ſpaͤter, uͤber die Zunahme
freuen wuͤrde. Der Mond war eigentlich ſein
Gluͤcksſtern, ſo daß er ihm in jedem Monate
nicht viel weniger als 27 ſchoͤne Abende oder
Morgen herunterwarf; denn beinahe 14 Tage
(nur die Paar erſten ausgenommen) konnt' er
auf deſſen Wachsthum bauen; — von Vollmond
bis zum letzten Viertel, wurde ohnehin Elyſiums
Schimmer, blos ſpaͤter, oft uͤber ſeinem Bette
aufgetragen, und das letzte Viertel gab den Mor¬
genſtunden Silber in den Mund. Da einmal
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Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 4. Tübingen, 1805, S. 157. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre04_1805/163>, abgerufen am 25.11.2024.
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