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Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 4. Tübingen, 1805.

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Blatt umkehrte, wenn sie es herab hatte. Die
Bauernstube war so rein und schmuck aufgeräumt
für den Sonntag -- wie am h. Christabend war
es am Beichtabend -- aber schöner und höher --
dazu hing nun der reich schwere Frühling herein,
und der Blütengeruch zog durch das ganze Haus
und jeden Dachziegel -- Frühling und Frömmig¬
keit gehören gewiß recht für einander -- Ich sah
nachher, als der Nachtwächter antrat, noch ein
wenig aus dem Dachfenster, voll Düfte und
Sterne war der Himmel über dem Dorfe -- die
Generalin ging so spät noch mit ihrem Kinde an
der Hand auf dem Schloßwall spazieren, und das
ganze Dorf wußte, daß sie morgen kommunizirte
und ich und du die Kommunikantentüchlein dabei
hielten -- Wahrlich, ob ich gleich schon sprechen
konnte, die weißgekleidete Generalin kam mir als
die Mutter Gottes vor, und das Kind als ihr
Kind."

"Hat denn die Generalin einen Sohn?

Walt sagte verlegen: ich stellte mir nämlich
ihre damalige Tochter so vor in der Ferne. Ich

Blatt umkehrte, wenn ſie es herab hatte. Die
Bauernſtube war ſo rein und ſchmuck aufgeraͤumt
fuͤr den Sonntag — wie am h. Chriſtabend war
es am Beichtabend — aber ſchoͤner und hoͤher —
dazu hing nun der reich ſchwere Fruͤhling herein,
und der Bluͤtengeruch zog durch das ganze Haus
und jeden Dachziegel — Fruͤhling und Froͤmmig¬
keit gehoͤren gewiß recht fuͤr einander — Ich ſah
nachher, als der Nachtwaͤchter antrat, noch ein
wenig aus dem Dachfenſter, voll Duͤfte und
Sterne war der Himmel uͤber dem Dorfe — die
Generalin ging ſo ſpaͤt noch mit ihrem Kinde an
der Hand auf dem Schloßwall ſpazieren, und das
ganze Dorf wußte, daß ſie morgen kommunizirte
und ich und du die Kommunikantentuͤchlein dabei
hielten — Wahrlich, ob ich gleich ſchon ſprechen
konnte, die weißgekleidete Generalin kam mir als
die Mutter Gottes vor, und das Kind als ihr
Kind.“

„Hat denn die Generalin einen Sohn?

Walt ſagte verlegen: ich ſtellte mir naͤmlich
ihre damalige Tochter ſo vor in der Ferne. Ich

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[182/0188] Blatt umkehrte, wenn ſie es herab hatte. Die Bauernſtube war ſo rein und ſchmuck aufgeraͤumt fuͤr den Sonntag — wie am h. Chriſtabend war es am Beichtabend — aber ſchoͤner und hoͤher — dazu hing nun der reich ſchwere Fruͤhling herein, und der Bluͤtengeruch zog durch das ganze Haus und jeden Dachziegel — Fruͤhling und Froͤmmig¬ keit gehoͤren gewiß recht fuͤr einander — Ich ſah nachher, als der Nachtwaͤchter antrat, noch ein wenig aus dem Dachfenſter, voll Duͤfte und Sterne war der Himmel uͤber dem Dorfe — die Generalin ging ſo ſpaͤt noch mit ihrem Kinde an der Hand auf dem Schloßwall ſpazieren, und das ganze Dorf wußte, daß ſie morgen kommunizirte und ich und du die Kommunikantentuͤchlein dabei hielten — Wahrlich, ob ich gleich ſchon ſprechen konnte, die weißgekleidete Generalin kam mir als die Mutter Gottes vor, und das Kind als ihr Kind.“ „Hat denn die Generalin einen Sohn? Walt ſagte verlegen: ich ſtellte mir naͤmlich ihre damalige Tochter ſo vor in der Ferne. Ich

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Zitationshilfe: Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 4. Tübingen, 1805, S. 182. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre04_1805/188>, abgerufen am 27.11.2024.