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Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Erstes Heftlein. Berlin, 1795.

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fall sie mehr interessirt als eine erschossene Armee
in der Universalhistorie, ein verlorner fremder Haar¬
püster mehr als Christinens verlegte Krone. .. Da¬
her kömmt dieses Interesse, woher es bei denen
kömmt, denen die Sache wirklich begegnet: weil ich
sie weitläuftig erzähle, d. h. weil die Leser gleich den
dabei interessirten Helden mühsam einen Augenblick
der kindischen Historie um den andern überleben.
Viele kleine Schläge durchlöchern den festesten Men¬
schen so sicher als Ein großer und es ist einerlei, ob
sie das Schicksal oder ein Autor thut. So ist also
der hiesige Mensch so nahe an den Zeiger der Zeit
gestellt, daß er ihn rücken sehen kann; darum wird
uns eine Kleinigkeit, wenn sie viele Augenblicke
einnimmt, so groß und das kurze Leben, das wie
unsre gemalte Seele im orbis pictus, aus Punkten
besteht, aus schwarzen und goldnen, so lang. Und
darum steht überal, wie auf diesem Blatte, unser
Ernst so nahe an unserem Lachen!

Flamin ausgenommen, rückten sie alle in die
Kirche, Path und Pathgen: es war eine sogenannte
Wochen-Betstunde, die in jedem vernünftigen Her¬
zogthum und Marggrafthum wird beibehalten wer¬
den, wo man noch darauf sieht, daß der Pfarrer
wöchentlich ein Paarmal erfriere und daß er, so wie
Novizen zur Uebung der Obedienz verdorrte Stecken
begießen müssen, den Saamen des göttlichen Wortes

fall ſie mehr intereſſirt als eine erſchoſſene Armee
in der Univerſalhiſtorie, ein verlorner fremder Haar¬
puͤſter mehr als Chriſtinens verlegte Krone. .. Da¬
her koͤmmt dieſes Intereſſe, woher es bei denen
koͤmmt, denen die Sache wirklich begegnet: weil ich
ſie weitlaͤuftig erzaͤhle, d. h. weil die Leſer gleich den
dabei intereſſirten Helden muͤhſam einen Augenblick
der kindiſchen Hiſtorie um den andern uͤberleben.
Viele kleine Schlaͤge durchloͤchern den feſteſten Men¬
ſchen ſo ſicher als Ein großer und es iſt einerlei, ob
ſie das Schickſal oder ein Autor thut. So iſt alſo
der hieſige Menſch ſo nahe an den Zeiger der Zeit
geſtellt, daß er ihn ruͤcken ſehen kann; darum wird
uns eine Kleinigkeit, wenn ſie viele Augenblicke
einnimmt, ſo groß und das kurze Leben, das wie
unſre gemalte Seele im orbis pictus, aus Punkten
beſteht, aus ſchwarzen und goldnen, ſo lang. Und
darum ſteht uͤberal, wie auf dieſem Blatte, unſer
Ernſt ſo nahe an unſerem Lachen!

Flamin ausgenommen, ruͤckten ſie alle in die
Kirche, Path und Pathgen: es war eine ſogenannte
Wochen-Betſtunde, die in jedem vernuͤnftigen Her¬
zogthum und Marggrafthum wird beibehalten wer¬
den, wo man noch darauf ſieht, daß der Pfarrer
woͤchentlich ein Paarmal erfriere und daß er, ſo wie
Novizen zur Uebung der Obedienz verdorrte Stecken
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[121/0132] fall ſie mehr intereſſirt als eine erſchoſſene Armee in der Univerſalhiſtorie, ein verlorner fremder Haar¬ puͤſter mehr als Chriſtinens verlegte Krone. .. Da¬ her koͤmmt dieſes Intereſſe, woher es bei denen koͤmmt, denen die Sache wirklich begegnet: weil ich ſie weitlaͤuftig erzaͤhle, d. h. weil die Leſer gleich den dabei intereſſirten Helden muͤhſam einen Augenblick der kindiſchen Hiſtorie um den andern uͤberleben. Viele kleine Schlaͤge durchloͤchern den feſteſten Men¬ ſchen ſo ſicher als Ein großer und es iſt einerlei, ob ſie das Schickſal oder ein Autor thut. So iſt alſo der hieſige Menſch ſo nahe an den Zeiger der Zeit geſtellt, daß er ihn ruͤcken ſehen kann; darum wird uns eine Kleinigkeit, wenn ſie viele Augenblicke einnimmt, ſo groß und das kurze Leben, das wie unſre gemalte Seele im orbis pictus, aus Punkten beſteht, aus ſchwarzen und goldnen, ſo lang. Und darum ſteht uͤberal, wie auf dieſem Blatte, unſer Ernſt ſo nahe an unſerem Lachen! Flamin ausgenommen, ruͤckten ſie alle in die Kirche, Path und Pathgen: es war eine ſogenannte Wochen-Betſtunde, die in jedem vernuͤnftigen Her¬ zogthum und Marggrafthum wird beibehalten wer¬ den, wo man noch darauf ſieht, daß der Pfarrer woͤchentlich ein Paarmal erfriere und daß er, ſo wie Novizen zur Uebung der Obedienz verdorrte Stecken begießen muͤſſen, den Saamen des goͤttlichen Wortes

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Zitationshilfe: Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Erstes Heftlein. Berlin, 1795, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus01_1795/132>, abgerufen am 09.11.2024.