Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Erstes Heftlein. Berlin, 1795.Aber nach dem Essen gings anders. Unter Vik¬ Dazu kam noch mehr: der Anblick von Klotil¬ Er war schon läugst traurig als er noch lustig Aber nach dem Eſſen gings anders. Unter Vik¬ Dazu kam noch mehr: der Anblick von Klotil¬ Er war ſchon laͤugſt traurig als er noch luſtig <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0159" n="148"/> <p>Aber nach dem Eſſen gings anders. Unter Vik¬<lb/> tors Gehirnhaͤuten hatte irgend ein Poltergeiſt im<lb/> innern Schriftkaſten alle Lettern ſeiner Ideen ſo un¬<lb/> tereinander geworfen, daß er bisher luſtig, aber un¬<lb/> zufrieden war — er hatte verſucht, Agathens Haare<lb/> auf- und abzulocken, ihre Doppelſchleifen in unglei¬<lb/> che und eben darum wieder in gleiche Haͤlften zu<lb/> zerren — aͤber es hatt' ihm nicht wie ſonſt gefallen<lb/> — die heutigen Zwiſchenſpiele der haͤuslichen Liebe<lb/> hatten ſeine ganze ſcherzende Seele aus den Fu¬<lb/> gen gezogen und es war ihm als wenn er entfernt<lb/> von der heutigen Freude, wenigſtens auf einige Mi¬<lb/> nuten, froher ſeyn wuͤrde in irgend einer ſtillen Ecke<lb/> und beſonders ſehnt' er ſich die Sonne untergehen<lb/> zu ſehen. — —</p><lb/> <p>Dazu kam noch mehr: der Anblick von Klotil¬<lb/> dens waͤrmerer Liebe gegen Agathe — der Anblick<lb/> ſeines Freundes, der durch ſeine ſchweigende Zaͤrt¬<lb/> lichkeit, durch ſeine mildere Stimme, durch eine an<lb/> heftigen Menſchen ſo unwiderſtehliche Ergebenheit<lb/> jedem Herzen befahl: liebe mich — und endlich der<lb/> Anblick der Nacht. . .</p><lb/> <p>Er war ſchon laͤugſt traurig als er noch luſtig<lb/> ſchien. Jetzt brachte die Mutter den kleinen Held<lb/> des heutigen Vormittags in den lauen Abendhimmel<lb/> heraus. Sie ſtanden alle außerhalb der Garten-<lb/> Stiftshuͤtte, im erſten Tempel des andaͤchtigen Men¬<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [148/0159]
Aber nach dem Eſſen gings anders. Unter Vik¬
tors Gehirnhaͤuten hatte irgend ein Poltergeiſt im
innern Schriftkaſten alle Lettern ſeiner Ideen ſo un¬
tereinander geworfen, daß er bisher luſtig, aber un¬
zufrieden war — er hatte verſucht, Agathens Haare
auf- und abzulocken, ihre Doppelſchleifen in unglei¬
che und eben darum wieder in gleiche Haͤlften zu
zerren — aͤber es hatt' ihm nicht wie ſonſt gefallen
— die heutigen Zwiſchenſpiele der haͤuslichen Liebe
hatten ſeine ganze ſcherzende Seele aus den Fu¬
gen gezogen und es war ihm als wenn er entfernt
von der heutigen Freude, wenigſtens auf einige Mi¬
nuten, froher ſeyn wuͤrde in irgend einer ſtillen Ecke
und beſonders ſehnt' er ſich die Sonne untergehen
zu ſehen. — —
Dazu kam noch mehr: der Anblick von Klotil¬
dens waͤrmerer Liebe gegen Agathe — der Anblick
ſeines Freundes, der durch ſeine ſchweigende Zaͤrt¬
lichkeit, durch ſeine mildere Stimme, durch eine an
heftigen Menſchen ſo unwiderſtehliche Ergebenheit
jedem Herzen befahl: liebe mich — und endlich der
Anblick der Nacht. . .
Er war ſchon laͤugſt traurig als er noch luſtig
ſchien. Jetzt brachte die Mutter den kleinen Held
des heutigen Vormittags in den lauen Abendhimmel
heraus. Sie ſtanden alle außerhalb der Garten-
Stiftshuͤtte, im erſten Tempel des andaͤchtigen Men¬
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