schämte sich jeder Freude, die nicht wenigstens in zwei Bissen, in einen für einen Moitisten zu theilen war -- er sagte, die Stirne eines Hospodars müßte die Härte seiner Krone angenommen haben, weils sonst ein solcher Mensch unmöglich ertrüge, was oft bloß seinetwegen gemacht würde von einem ganzen Lande, die Musik -- die Ehrenbogen -- die Karmi¬ na -- das Freudengeschrei in Prosa und die entsetz¬ lichen Kanonaden. -- --
Er hatte jetzt in St. Lüne nichts mehr abzuthun, als eine bloße platte -- Höflichkeit: denn so viel darf ich wohl ohne Eitelkeit behaupten, daß ein Held, den ich zu meinem erkiese, schon hoffentlich so viel Lebensart habe, daß er hingeht zum Kammer¬ herrn Le Baut und sagt: a revoir! -- An solche Staatsvisiten muß er sich ohnehin jetzt gewöhnen.
Maz saß auch drüben, dieser mit struppichten ab¬ gezauseten hängenden Flügeln hingeworfene Amor der Kammerherrin -- diese badinirte über die eitleln Blicke mit ihm, die den intermittirenden Puls seiner Liebe bekannten -- Le Baut spielte Schach mit Mazen -- Klotilden saß an ihrem Arbeitstischgen voll seidner Blumen mitten unter diesen edeln Dril¬ lingen. . . . Ihr armen Töchter! was für Leute müsset ihr nicht oft bewillkommen und aushören! --
ſchaͤmte ſich jeder Freude, die nicht wenigſtens in zwei Biſſen, in einen fuͤr einen Moitiſten zu theilen war — er ſagte, die Stirne eines Hoſpodars muͤßte die Haͤrte ſeiner Krone angenommen haben, weils ſonſt ein ſolcher Menſch unmoͤglich ertruͤge, was oft bloß ſeinetwegen gemacht wuͤrde von einem ganzen Lande, die Muſik — die Ehrenbogen — die Karmi¬ na — das Freudengeſchrei in Proſa und die entſetz¬ lichen Kanonaden. — —
Er hatte jetzt in St. Luͤne nichts mehr abzuthun, als eine bloße platte — Hoͤflichkeit: denn ſo viel darf ich wohl ohne Eitelkeit behaupten, daß ein Held, den ich zu meinem erkieſe, ſchon hoffentlich ſo viel Lebensart habe, daß er hingeht zum Kammer¬ herrn Le Baut und ſagt: à revoir! — An ſolche Staatsviſiten muß er ſich ohnehin jetzt gewoͤhnen.
Maz ſaß auch druͤben, dieſer mit ſtruppichten ab¬ gezauſeten haͤngenden Fluͤgeln hingeworfene Amor der Kammerherrin — dieſe badinirte uͤber die eitleln Blicke mit ihm, die den intermittirenden Puls ſeiner Liebe bekannten — Le Baut ſpielte Schach mit Mazen — Klotilden ſaß an ihrem Arbeitstiſchgen voll ſeidner Blumen mitten unter dieſen edeln Dril¬ lingen. . . . Ihr armen Toͤchter! was fuͤr Leute muͤſſet ihr nicht oft bewillkommen und aushoͤren! —
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ſchaͤmte ſich jeder Freude, die nicht wenigſtens in
zwei Biſſen, in einen fuͤr einen Moitiſten zu theilen
war — er ſagte, die Stirne eines Hoſpodars muͤßte
die Haͤrte ſeiner Krone angenommen haben, weils
ſonſt ein ſolcher Menſch unmoͤglich ertruͤge, was oft
bloß ſeinetwegen gemacht wuͤrde von einem ganzen
Lande, die Muſik — die Ehrenbogen — die Karmi¬
na — das Freudengeſchrei in Proſa und die entſetz¬
lichen Kanonaden. — —
Er hatte jetzt in St. Luͤne nichts mehr abzuthun,
als eine bloße platte — Hoͤflichkeit: denn ſo viel
darf ich wohl ohne Eitelkeit behaupten, daß ein
Held, den ich zu meinem erkieſe, ſchon hoffentlich ſo
viel Lebensart habe, daß er hingeht zum Kammer¬
herrn Le Baut und ſagt: à revoir! — An ſolche
Staatsviſiten muß er ſich ohnehin jetzt gewoͤhnen.
Maz ſaß auch druͤben, dieſer mit ſtruppichten ab¬
gezauſeten haͤngenden Fluͤgeln hingeworfene Amor der
Kammerherrin — dieſe badinirte uͤber die eitleln
Blicke mit ihm, die den intermittirenden Puls ſeiner
Liebe bekannten — Le Baut ſpielte Schach mit
Mazen — Klotilden ſaß an ihrem Arbeitstiſchgen
voll ſeidner Blumen mitten unter dieſen edeln Dril¬
lingen. . . . Ihr armen Toͤchter! was fuͤr Leute
muͤſſet ihr nicht oft bewillkommen und aushoͤren! —
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Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Erstes Heftlein. Berlin, 1795, S. 373. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus01_1795/384>, abgerufen am 22.11.2024.
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