Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Zweites Heftlein. Berlin, 1795.Aus allem diesen folgt: Es kömmt einmal ein goldnes Zeitalter, das je¬ Wenn diese Festzeit kömmt: dann sind unsre Kin¬ *) Der Millionär setzt Bettler, der Gelehrte Heloten voraus:
die höhere Kultur wird mit der Verwilderung der Menge erkauft. Aus allem dieſen folgt: Es koͤmmt einmal ein goldnes Zeitalter, das je¬ Wenn dieſe Feſtzeit koͤmmt: dann ſind unſre Kin¬ *) Der Millionär ſetzt Bettler, der Gelehrte Heloten voraus:
die höhere Kultur wird mit der Verwilderung der Menge erkauft. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0257" n="247"/> <p>Aus allem dieſen folgt:</p><lb/> <p>Es koͤmmt einmal ein goldnes Zeitalter, das je¬<lb/> der Weiſe und Tugendhafte ſchon jetzt genießet, und<lb/> wo die Menſchen es leichter haben, gut zu leben,<lb/> weil ſie es leichter haben, uͤberhaupt zu leben — wo<lb/> Individuen, aber nicht Voͤlker ſuͤndigen — wo die<lb/> Menſchen nicht mehr Freude (denn dieſen Honig zie¬<lb/> hen ſie aus jeder Blume und Blattlaus) ſondern<lb/> mehr Tugend haben — wo das Volk am Denken,<lb/> und der Denker am Arbeiten <note place="foot" n="*)">Der Millionär ſetzt Bettler, der Gelehrte Heloten voraus:<lb/> die höhere Kultur wird mit der Verwilderung der Menge<lb/> erkauft.<lb/></note> Antheil nimmt, da¬<lb/> mit er ſich die Heloten erſpare — wo man den krie¬<lb/> geriſchen und juriſtiſchen Mord verdammt und nur<lb/> zuweilen mit dem Pfluge Kanonenkugeln aufackert —<lb/> — Wenn dieſe Zeit da iſt: ſo ſtockt beim Ueberge¬<lb/> wicht des Guten die Maſchine nicht mehr durch<lb/> Frikzionen — Wenn ſie da iſt: ſo liegts nicht noth¬<lb/> wendig in der menſchlichen Natur, daß ſie wieder<lb/> ausarte und wieder Gewitter aufziehe: denn bisher<lb/> lag das Edle bloß im fliehenden Kampfe mit dem<lb/> uͤbermaͤchtigen Schlimmen; ſo wie es auch auf der<lb/> heiſſen S. Helenen-Insel keine Gewitter giebt. —</p> <p>Wenn dieſe Feſtzeit koͤmmt: dann ſind unſre Kin¬<lb/> des Kinder — nicht mehr. Wir ſtehen am Abend<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [247/0257]
Aus allem dieſen folgt:
Es koͤmmt einmal ein goldnes Zeitalter, das je¬
der Weiſe und Tugendhafte ſchon jetzt genießet, und
wo die Menſchen es leichter haben, gut zu leben,
weil ſie es leichter haben, uͤberhaupt zu leben — wo
Individuen, aber nicht Voͤlker ſuͤndigen — wo die
Menſchen nicht mehr Freude (denn dieſen Honig zie¬
hen ſie aus jeder Blume und Blattlaus) ſondern
mehr Tugend haben — wo das Volk am Denken,
und der Denker am Arbeiten *) Antheil nimmt, da¬
mit er ſich die Heloten erſpare — wo man den krie¬
geriſchen und juriſtiſchen Mord verdammt und nur
zuweilen mit dem Pfluge Kanonenkugeln aufackert —
— Wenn dieſe Zeit da iſt: ſo ſtockt beim Ueberge¬
wicht des Guten die Maſchine nicht mehr durch
Frikzionen — Wenn ſie da iſt: ſo liegts nicht noth¬
wendig in der menſchlichen Natur, daß ſie wieder
ausarte und wieder Gewitter aufziehe: denn bisher
lag das Edle bloß im fliehenden Kampfe mit dem
uͤbermaͤchtigen Schlimmen; ſo wie es auch auf der
heiſſen S. Helenen-Insel keine Gewitter giebt. —
Wenn dieſe Feſtzeit koͤmmt: dann ſind unſre Kin¬
des Kinder — nicht mehr. Wir ſtehen am Abend
*) Der Millionär ſetzt Bettler, der Gelehrte Heloten voraus:
die höhere Kultur wird mit der Verwilderung der Menge
erkauft.
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