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Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Zweites Heftlein. Berlin, 1795.

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mengte, kann er so lange nicht tadeln bis sie es sel¬
ber vorher thut.

Viktor riß das Paquet entzwei und zwei Blätt¬
gen fielen aus einem großen Blatte heraus. Das
eine Blättgen und das große Blatt waren von Ema¬
nuel, das zweite vom Lord. Er studirte das letztere
in doppelten Chiffern geschriebne zuerst; folgendes:

"Im Herbst komm' ich wenn die Aepfel reifen.
"-- Die Dreieinigkeit (der Lord meint des Fürsten
"drei Söhne) ist gefunden; aber die vierte Person
"in der Gottheit (der vierte lustige Sohn) fehlet.
"-- Fliehe aus dem Pallaste der Kaiserin aller Reus¬
"sen (-- mit dieser Chiffer hatten beide den Minister
"Schleunes zu bezeichnen verabredet --) aber die
"Großfürstin (Joachime) meide noch mehr: sie will
"nicht lieben sondern herrschen, sie will kein Herz
"sondern einen Fürstenhut. -- Denk an die Insel,
"eh' du fehlest."

Viktor erstaunte anfangs über die zufällige An¬
gemessenheit dieser Verbote; aber da er sich bedachte,
daß er sie ihm schon auf der Insel gegeben haben
würde, wenn sie sich nicht auf seine neuern Bege¬
benheiten bezogen: so erstaunt' er noch mehr über
die Kanäle, durch welche seinem Vater die Spionen-
Depeschen von seinen jetzigen Verhältnissen zugekom¬
men seyn mögen (-- könnte denn nicht mein Korre¬
spondent und Spion auch des Vaters seiner seyn?)

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mengte, kann er ſo lange nicht tadeln bis ſie es ſel¬
ber vorher thut.

Viktor riß das Paquet entzwei und zwei Blaͤtt¬
gen fielen aus einem großen Blatte heraus. Das
eine Blaͤttgen und das große Blatt waren von Ema¬
nuel, das zweite vom Lord. Er ſtudirte das letztere
in doppelten Chiffern geſchriebne zuerſt; folgendes:

»Im Herbſt komm' ich wenn die Aepfel reifen.
»— Die Dreieinigkeit (der Lord meint des Fuͤrſten
»drei Soͤhne) iſt gefunden; aber die vierte Perſon
»in der Gottheit (der vierte luſtige Sohn) fehlet.
»— Fliehe aus dem Pallaſte der Kaiſerin aller Reuſ¬
»ſen (— mit dieſer Chiffer hatten beide den Miniſter
»Schleunes zu bezeichnen verabredet —) aber die
»Großfuͤrſtin (Joachime) meide noch mehr: ſie will
»nicht lieben ſondern herrſchen, ſie will kein Herz
»ſondern einen Fuͤrſtenhut. — Denk an die Inſel,
»eh' du fehleſt.«

Viktor erſtaunte anfangs uͤber die zufaͤllige An¬
gemeſſenheit dieſer Verbote; aber da er ſich bedachte,
daß er ſie ihm ſchon auf der Inſel gegeben haben
wuͤrde, wenn ſie ſich nicht auf ſeine neuern Bege¬
benheiten bezogen: ſo erſtaunt' er noch mehr uͤber
die Kanaͤle, durch welche ſeinem Vater die Spionen-
Depeſchen von ſeinen jetzigen Verhaͤltniſſen zugekom¬
men ſeyn moͤgen (— koͤnnte denn nicht mein Korre¬
ſpondent und Spion auch des Vaters ſeiner ſeyn?)

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[259/0269] mengte, kann er ſo lange nicht tadeln bis ſie es ſel¬ ber vorher thut. Viktor riß das Paquet entzwei und zwei Blaͤtt¬ gen fielen aus einem großen Blatte heraus. Das eine Blaͤttgen und das große Blatt waren von Ema¬ nuel, das zweite vom Lord. Er ſtudirte das letztere in doppelten Chiffern geſchriebne zuerſt; folgendes: »Im Herbſt komm' ich wenn die Aepfel reifen. »— Die Dreieinigkeit (der Lord meint des Fuͤrſten »drei Soͤhne) iſt gefunden; aber die vierte Perſon »in der Gottheit (der vierte luſtige Sohn) fehlet. »— Fliehe aus dem Pallaſte der Kaiſerin aller Reuſ¬ »ſen (— mit dieſer Chiffer hatten beide den Miniſter »Schleunes zu bezeichnen verabredet —) aber die »Großfuͤrſtin (Joachime) meide noch mehr: ſie will »nicht lieben ſondern herrſchen, ſie will kein Herz »ſondern einen Fuͤrſtenhut. — Denk an die Inſel, »eh' du fehleſt.« Viktor erſtaunte anfangs uͤber die zufaͤllige An¬ gemeſſenheit dieſer Verbote; aber da er ſich bedachte, daß er ſie ihm ſchon auf der Inſel gegeben haben wuͤrde, wenn ſie ſich nicht auf ſeine neuern Bege¬ benheiten bezogen: ſo erſtaunt' er noch mehr uͤber die Kanaͤle, durch welche ſeinem Vater die Spionen- Depeſchen von ſeinen jetzigen Verhaͤltniſſen zugekom¬ men ſeyn moͤgen (— koͤnnte denn nicht mein Korre¬ ſpondent und Spion auch des Vaters ſeiner ſeyn?) R 2

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Zitationshilfe: Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Zweites Heftlein. Berlin, 1795, S. 259. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus02_1795/269>, abgerufen am 21.11.2024.