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Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Zweites Heftlein. Berlin, 1795.

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sorgte, der Mensch erschmeiss' ihn von hinten. Nun
wollte der Lehrbursche in die Fußstapfen seines geist¬
lichen Meisters treten und ihm nachkommen -- ie
ärger der Meister ins Freie setzte, um jenen zurück¬
zulassen, desto weiter sprang der Schüler vor ihn zu
ertappen -- das war der ganze Bettel, aber so jagen
Menschen, Menschen.

Viktor lief mit aufgeflognen Armen an feine hän¬
genden, die der Eigner in der Angst nicht erheben
konnte. Aber im Pfarrhause legten sich zwei wär¬
mere um seinen gedrückten Busen, die seiner Lands¬
männin; und die Pfarrerin trübte seine und ihre
Auferstehungs Freude nicht mit einer einzigen Klage
über seine bisherige Entfernung -- er erwiderte diese
freundschaftliche Feinheit, die dem andern unnütze
Entschuldigungen erlässet, mit doppelter Wärme und
mit einem voluminösen Klaglibel gegen seine eigne
Narrheiten. -- Sie führte ihn eine Treppe im freu¬
digen Heute mit lauter erleuchteten Stockwerken
durchbrochnen Pfarrhause hinauf an ihres theuren
Sohnes Brust und vor die Augen der drei verwand¬
ten Söhne aus Einem Vaterland, vor die Dril¬
linge. . . .

O ihr vier Menschen Eines Herzens drückt mei¬
nes verlassenen Viktors seines an eurem warm
und macht den Guten froh, nur auf einen Abend.
. . . Ich bin's warlich selber, seit dem Pascha-Aus¬

ſorgte, der Menſch erſchmeiſſ' ihn von hinten. Nun
wollte der Lehrburſche in die Fußſtapfen ſeines geiſt¬
lichen Meiſters treten und ihm nachkommen — ie
aͤrger der Meiſter ins Freie ſetzte, um jenen zuruͤck¬
zulaſſen, deſto weiter ſprang der Schuͤler vor ihn zu
ertappen — das war der ganze Bettel, aber ſo jagen
Menſchen, Menſchen.

Viktor lief mit aufgeflognen Armen an feine haͤn¬
genden, die der Eigner in der Angſt nicht erheben
konnte. Aber im Pfarrhauſe legten ſich zwei waͤr¬
mere um ſeinen gedruͤckten Buſen, die ſeiner Lands¬
maͤnnin; und die Pfarrerin truͤbte ſeine und ihre
Auferſtehungs Freude nicht mit einer einzigen Klage
uͤber ſeine bisherige Entfernung — er erwiderte dieſe
freundſchaftliche Feinheit, die dem andern unnuͤtze
Entſchuldigungen erlaͤſſet, mit doppelter Waͤrme und
mit einem voluminoͤſen Klaglibel gegen ſeine eigne
Narrheiten. — Sie fuͤhrte ihn eine Treppe im freu¬
digen Heute mit lauter erleuchteten Stockwerken
durchbrochnen Pfarrhauſe hinauf an ihres theuren
Sohnes Bruſt und vor die Augen der drei verwand¬
ten Soͤhne aus Einem Vaterland, vor die Dril¬
linge. . . .

O ihr vier Menſchen Eines Herzens druͤckt mei¬
nes verlaſſenen Viktors ſeines an eurem warm
und macht den Guten froh, nur auf einen Abend.
. . . Ich bin's warlich ſelber, ſeit dem Paſcha-Aus¬

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[328/0338] ſorgte, der Menſch erſchmeiſſ' ihn von hinten. Nun wollte der Lehrburſche in die Fußſtapfen ſeines geiſt¬ lichen Meiſters treten und ihm nachkommen — ie aͤrger der Meiſter ins Freie ſetzte, um jenen zuruͤck¬ zulaſſen, deſto weiter ſprang der Schuͤler vor ihn zu ertappen — das war der ganze Bettel, aber ſo jagen Menſchen, Menſchen. Viktor lief mit aufgeflognen Armen an feine haͤn¬ genden, die der Eigner in der Angſt nicht erheben konnte. Aber im Pfarrhauſe legten ſich zwei waͤr¬ mere um ſeinen gedruͤckten Buſen, die ſeiner Lands¬ maͤnnin; und die Pfarrerin truͤbte ſeine und ihre Auferſtehungs Freude nicht mit einer einzigen Klage uͤber ſeine bisherige Entfernung — er erwiderte dieſe freundſchaftliche Feinheit, die dem andern unnuͤtze Entſchuldigungen erlaͤſſet, mit doppelter Waͤrme und mit einem voluminoͤſen Klaglibel gegen ſeine eigne Narrheiten. — Sie fuͤhrte ihn eine Treppe im freu¬ digen Heute mit lauter erleuchteten Stockwerken durchbrochnen Pfarrhauſe hinauf an ihres theuren Sohnes Bruſt und vor die Augen der drei verwand¬ ten Soͤhne aus Einem Vaterland, vor die Dril¬ linge. . . . O ihr vier Menſchen Eines Herzens druͤckt mei¬ nes verlaſſenen Viktors ſeines an eurem warm und macht den Guten froh, nur auf einen Abend. . . . Ich bin's warlich ſelber, ſeit dem Paſcha-Aus¬

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Zitationshilfe: Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Zweites Heftlein. Berlin, 1795, S. 328. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus02_1795/338>, abgerufen am 28.11.2024.