"müde Mensch lieber in den kurzen als in den langen "ungestörten sichern Schlaf? -- So nimm denn, gu¬ "ter Sebastian, den Todtenschein als ein ewiges Frie¬ "densinstrument aus der Hand der sanften Natur. . .
"Aber beim Henker! wo haben wir denn den "Todten? was soll die weisse Mütze da unten? -- "Ich sehe die Leiche im Spiegel gegenüber -- sie "muß wo stehen -- ich muß sie holen." -- --
-- Mit einem fürchterlichen Schauer seines Ichs sprang, er herab -- ein erhabner Wahnsinn ging in den Stufen der Wehmuth, des Lächelns, des Erstar¬ rens sein Angesicht auf und ab -- Er lief hinter eine spanische Wand, die vor seine Statue aus Wachs gestellet war -- und trug den wächsernen Menschen heraus -- und warf ihn hin wie einen Leichnam -- und ein Schleier war über den Leich¬ nam gewickelt -- und er stieg verzerret auf den Stuhl, um fortzufahren:"
"Das ist die Nachtleiche -- der verschlackte, der "verkohlte Mensch -- in solche starre Klumpen sind "die Ichs geklebt und müssen sie wälzen -- Warum "bebet ihr über mich, Zuhörer, weil ich bebe, daß "ich dieses umgeworfene Menschenbild so starr an¬ "blicke? -- Ich seh' ein Gespenst um diesen Leich¬ "nam schweben, das ein Ich ist. . . . Ich! Ich! "du Abgrund, der im Spiegel des Gedankens tief "ins Dunkle zurückläuft -- Ich! du Spiegel im
»muͤde Menſch lieber in den kurzen als in den langen »ungeſtoͤrten ſichern Schlaf? — So nimm denn, gu¬ »ter Sebaſtian, den Todtenſchein als ein ewiges Frie¬ »densinſtrument aus der Hand der ſanften Natur. . .
»Aber beim Henker! wo haben wir denn den »Todten? was ſoll die weiſſe Muͤtze da unten? — »Ich ſehe die Leiche im Spiegel gegenuͤber — ſie »muß wo ſtehen — ich muß ſie holen.« — —
— Mit einem fuͤrchterlichen Schauer ſeines Ichs ſprang, er herab — ein erhabner Wahnſinn ging in den Stufen der Wehmuth, des Laͤchelns, des Erſtar¬ rens ſein Angeſicht auf und ab — Er lief hinter eine ſpaniſche Wand, die vor ſeine Statue aus Wachs geſtellet war — und trug den waͤchſernen Menſchen heraus — und warf ihn hin wie einen Leichnam — und ein Schleier war uͤber den Leich¬ nam gewickelt — und er ſtieg verzerret auf den Stuhl, um fortzufahren:»
»Das iſt die Nachtleiche — der verſchlackte, der »verkohlte Menſch — in ſolche ſtarre Klumpen ſind »die Ichs geklebt und muͤſſen ſie waͤlzen — Warum »bebet ihr uͤber mich, Zuhoͤrer, weil ich bebe, daß »ich dieſes umgeworfene Menſchenbild ſo ſtarr an¬ »blicke? — Ich ſeh' ein Geſpenſt um dieſen Leich¬ »nam ſchweben, das ein Ich iſt. . . . Ich! Ich! »du Abgrund, der im Spiegel des Gedankens tief »ins Dunkle zuruͤcklaͤuft — Ich! du Spiegel im
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»muͤde Menſch lieber in den kurzen als in den langen
»ungeſtoͤrten ſichern Schlaf? — So nimm denn, gu¬
»ter Sebaſtian, den Todtenſchein als ein ewiges Frie¬
»densinſtrument aus der Hand der ſanften Natur. . .
»Aber beim Henker! wo haben wir denn den
»Todten? was ſoll die weiſſe Muͤtze da unten? —
»Ich ſehe die Leiche im Spiegel gegenuͤber — ſie
»muß wo ſtehen — ich muß ſie holen.« — —
— Mit einem fuͤrchterlichen Schauer ſeines Ichs
ſprang, er herab — ein erhabner Wahnſinn ging in
den Stufen der Wehmuth, des Laͤchelns, des Erſtar¬
rens ſein Angeſicht auf und ab — Er lief hinter
eine ſpaniſche Wand, die vor ſeine Statue aus
Wachs geſtellet war — und trug den waͤchſernen
Menſchen heraus — und warf ihn hin wie einen
Leichnam — und ein Schleier war uͤber den Leich¬
nam gewickelt — und er ſtieg verzerret auf den
Stuhl, um fortzufahren:»
»Das iſt die Nachtleiche — der verſchlackte, der
»verkohlte Menſch — in ſolche ſtarre Klumpen ſind
»die Ichs geklebt und muͤſſen ſie waͤlzen — Warum
»bebet ihr uͤber mich, Zuhoͤrer, weil ich bebe, daß
»ich dieſes umgeworfene Menſchenbild ſo ſtarr an¬
»blicke? — Ich ſeh' ein Geſpenſt um dieſen Leich¬
»nam ſchweben, das ein Ich iſt. . . . Ich! Ich!
»du Abgrund, der im Spiegel des Gedankens tief
»ins Dunkle zuruͤcklaͤuft — Ich! du Spiegel im
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Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Zweites Heftlein. Berlin, 1795, S. 351. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus02_1795/361>, abgerufen am 26.11.2024.
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