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Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Zweites Heftlein. Berlin, 1795.

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"Statue gemacht wird, daß er das ganze Men¬
"schenleben für etwas recht Erhebliches ansieht, das
"er nicht genug preisen könne. -- Inzwischen könnte
"doch auch uns guten Narren das Aeussere nicht so
"klein vorkommen, wenn nicht etwas ewiges Großes
"in uns wäre, womit wir's zusammenhalten -- wenn
"nicht ein Sonnenlicht in uns wäre, das in dieses
"Opertheater so hineinfällt, wie das Tageslicht zu¬
"weilen, wenn eine Thüre aufgeht, in die illumi¬
"nirte Schaubühne -- wenn wir nicht wie Menschen
"in einem Auferstehungsgemälde, halb in der Erde
"steckten halb aber ausser ihr -- und wenn dieses
"Eis Leben keine Aiguille percee *) wäre und keine
"Oefnung in ein ewiges Blau hinaus hätte. . . .
"Amen!

"Ich hab' aber der leidtragenden Versammlung
"noch zu melden, daß ich sie -- in den ersten
"April geschickt: denn der Todte, dessen Parentation
"ich halte, bin ich wirklich selber." . . .

Aber hier umarmten ihn alle seine Freunde, um
seinem genialischen Wahnsinn Schranken zu setzen --

*) So nennt man eine hohe neben dem Mont¬
blanc, i[ - 1 Zeichen fehlt] der ein Loch ist, wodurch man den Himmel sieht.
Für mich ist's eine sanfte Phantasie mir n[ - 1 Zeichen fehlt]ben dem höch¬
sten Berg, der so viel Himmel als Erde i[ - 1 Zeichen fehlt]n[ - 1 Zeichen fehlt]t, einen klei¬
nern vorzustellen, der sich in eine kleine A[ - 1 Zeichen fehlt]ssicht au[ - 1 Zeichen fehlt]thut,
die unserem Auge eine bla[ - 1 Zeichen fehlt]e Perspektive reicht, aus der
unsere Hofnung die Wölbung des Himmels bauet.
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»Statue gemacht wird, daß er das ganze Men¬
»ſchenleben fuͤr etwas recht Erhebliches anſieht, das
»er nicht genug preiſen koͤnne. — Inzwiſchen koͤnnte
»doch auch uns guten Narren das Aeuſſere nicht ſo
»klein vorkommen, wenn nicht etwas ewiges Großes
»in uns waͤre, womit wir's zuſammenhalten — wenn
»nicht ein Sonnenlicht in uns waͤre, das in dieſes
»Opertheater ſo hineinfaͤllt, wie das Tageslicht zu¬
»weilen, wenn eine Thuͤre aufgeht, in die illumi¬
»nirte Schaubuͤhne — wenn wir nicht wie Menſchen
»in einem Auferſtehungsgemaͤlde, halb in der Erde
»ſteckten halb aber auſſer ihr — und wenn dieſes
»Eis Leben keine Aiguille percée *) waͤre und keine
»Oefnung in ein ewiges Blau hinaus haͤtte. . . .
»Amen!

»Ich hab' aber der leidtragenden Verſammlung
»noch zu melden, daß ich ſie — in den erſten
»April geſchickt: denn der Todte, deſſen Parentation
»ich halte, bin ich wirklich ſelber.« . . .

Aber hier umarmten ihn alle ſeine Freunde, um
ſeinem genialiſchen Wahnſinn Schranken zu ſetzen —

*) So nennt man eine hohe neben dem Mont¬
blanc, i[ – 1 Zeichen fehlt] der ein Loch iſt, wodurch man den Himmel ſieht.
Für mich iſt's eine ſanfte Phantaſie mir n[ – 1 Zeichen fehlt]ben dem höch¬
ſten Berg, der ſo viel Himmel als Erde i[ – 1 Zeichen fehlt]n[ – 1 Zeichen fehlt]t, einen klei¬
nern vorzuſtellen, der ſich in eine kleine A[ – 1 Zeichen fehlt]sſicht au[ – 1 Zeichen fehlt]thut,
die unſerem Auge eine bla[ – 1 Zeichen fehlt]e Perſpektive reicht, aus der
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[355/0365] »Statue gemacht wird, daß er das ganze Men¬ »ſchenleben fuͤr etwas recht Erhebliches anſieht, das »er nicht genug preiſen koͤnne. — Inzwiſchen koͤnnte »doch auch uns guten Narren das Aeuſſere nicht ſo »klein vorkommen, wenn nicht etwas ewiges Großes »in uns waͤre, womit wir's zuſammenhalten — wenn »nicht ein Sonnenlicht in uns waͤre, das in dieſes »Opertheater ſo hineinfaͤllt, wie das Tageslicht zu¬ »weilen, wenn eine Thuͤre aufgeht, in die illumi¬ »nirte Schaubuͤhne — wenn wir nicht wie Menſchen »in einem Auferſtehungsgemaͤlde, halb in der Erde »ſteckten halb aber auſſer ihr — und wenn dieſes »Eis Leben keine Aiguille percée *) waͤre und keine »Oefnung in ein ewiges Blau hinaus haͤtte. . . . »Amen! »Ich hab' aber der leidtragenden Verſammlung »noch zu melden, daß ich ſie — in den erſten »April geſchickt: denn der Todte, deſſen Parentation »ich halte, bin ich wirklich ſelber.« . . . Aber hier umarmten ihn alle ſeine Freunde, um ſeinem genialiſchen Wahnſinn Schranken zu ſetzen — *) So nennt man eine hohe neben dem Mont¬ blanc, i_ der ein Loch iſt, wodurch man den Himmel ſieht. Für mich iſt's eine ſanfte Phantaſie mir n_ben dem höch¬ ſten Berg, der ſo viel Himmel als Erde i_n_t, einen klei¬ nern vorzuſtellen, der ſich in eine kleine A_sſicht au_thut, die unſerem Auge eine bla_e Perſpektive reicht, aus der unſere Hofnung die Wölbung des Himmels bauet. Z 2

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Zitationshilfe: Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Zweites Heftlein. Berlin, 1795, S. 355. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus02_1795/365>, abgerufen am 26.11.2024.